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# taz.de -- Minister Bohlin über Sicherheitspolitik: „Unsere Behörden sind …
> Schwedens Minister für Zivilverteidigung Carl-Oskar Bohlin fordert mehr
> Verteidigungsbereitschaft. Bei der Sicherheit dürfe es keine Kompromisse
> gebe.
Bild: Schwedens Minister für Zivilschutz, Carl-Oskar Bohlin
taz: Nach der Beschädigung [1][zweier Datenkabel] in der Ostsee diese Woche
ermitteln schwedische Behörden nun wegen Sabotageverdachts. Was passiert
als Nächstes?
Carl-Oskar Bohlin: Die Tatorte am Meeresboden werden derzeit untersucht,
damit man sich ein Bild davon verschaffen kann, was genau passiert ist.
taz: Was sind für Sie die Konsequenzen aus dem Vorfall?
Bohlin: Wir nehmen diese Situation sehr ernst. Das sieht man auch daran,
dass wir sehr schnell die Voruntersuchung eingeleitet haben. Unsere
Behörden sind in Alarmbereitschaft, es vergingen kaum 24 Stunden von der
Zerstörung des zweiten Kabels bis zum Beginn der ersten
[2][Ermittlungsmaßnahmen].
taz: Sie hatten Anfang des Jahres mit einer Rede für Furore gesorgt, in der
Sie beklagten, Schwedens Gesellschaft sei nicht ausreichend vorbereitet für
den Fall, dass der Krieg kommt. Ihnen wurde unter anderem übertriebener
Alarmismus vorgeworfen – hatten Sie mit dieser Reaktion gerechnet?
Bohlin: Es war doch eine kleine, wenn auch ziemlich laute Minderheit, die
das alarmistisch fand. Einige der Akteure hätten mich aber so oder so
kritisiert, egal, was ich gesagt hätte. Einfach, weil das zur
innenpolitischen Debatte in Schweden dazugehört. Was wir doch feststellen
können, ist, dass die Rede einen sehr positiven Effekt hatte – die
schwedische Bereitschaftsarbeit hat in diesem Jahr Fahrt aufgenommen, in
Behörden wie auch in Kommunen. Wir können auch sehen, dass das Interesse an
den freiwilligen Verteidigungsorganisationen zugenommen hat. Also genau die
Art von Maßnahmen, die man sehen will, wenn die Sicherheitslage sich
verschlechtert.
taz: Sie sagten damals, dass die mangelnde Krisenbereitschaft des Landes
Sie nachts wach liegen lasse. Sie sind jetzt beruhigt?
Bohlin: Das war eher ein Ausdruck meiner Frustration darüber, dass die
Dinge zu langsam gingen. Wir haben in Schweden eine Verwaltungstradition,
die manchmal davon ausgeht, dass man unendlich Zeit, aber wenig Geld hat.
Jetzt haben wir aber die Situation, in der wir große Ressourcen einsetzen
und nicht unendlich Zeit haben. Wir müssen Kapazität und Kompetenz aufbauen
in den Bereichen, auf die wir setzen, und das verlangt, dass wir smarter
und in mancher Hinsicht schneller arbeiten – und manchmal auch die
Ansprüche ein bisschen runterschrauben: Denn es ist besser, morgen 80
Prozent zu erreichen als 100 Prozent in fünf Jahren.
taz: Die eigene Energieversorgung gehört zu den zentralen Bestandteilen der
Verteidigungsbereitschaft. Das hoben mehrere Kritiker hervor, nachdem die
Regierung [3][13 Offshore-Windparks wegen Sicherheitsbedenken die
Genehmigung verweigerte]. Wird die Regierung sich noch einmal auf
Lösungssuche begeben, wie man Windkraft und Sicherheit vereinen kann?
Bohlin: Die Regierung nimmt solche Entscheidung natürlich nicht auf die
leichte Schulter. Das Militär hat die Einschätzung vorgenommen, dass
Windräder an den vorgesehenen Stellen die militärische Sicherheit
beeinträchtigen würden, und die Regierung teilt diese Einschätzung. Man
kann bei unserer Sicherheit keine Kompromisse machen. Es sind zwei legitime
Interessen, die sich hier gegenüberstehen – aber das eine übertrifft das
andere in diesem Fall.
22 Nov 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Schweden
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