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# taz.de -- Neue Rauchmelder für Mieter:innen: Der Spion hängt an der Decke
> Ein großer Wohnungskonzern installiert in Mietwohnungen neue Rauchmelder
> – die es in sich haben. Doch das Überwachungspotenzial ist noch größer.
Bild: Der Spion unter der Decke: Rauchmelder mit Überwachungsfunktion (Symbolb…
Protest wirkt. Na ja, zumindest manchmal, wenn der Aufreger groß genug ist.
Wie beim jüngsten Move des Immobilienkonzerns Vonovia. Der hatte sich etwas
derart Abstruses ausgedacht, dass ich zuerst dachte: Das kann nicht sein,
das ist Fake. Aber nein: Es ist Vonovia.
Das Unternehmen installiert neue Rauchmelder in Wohnungen von Mieter:innen.
Rauchmelder, die nicht nur mutmaßlichen Rauch erkennen, sondern auch
Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen. Daraus abgeleitet sollen die
Mieter:innen Empfehlungen zum Heizen und Lüften in der Wohnung erhalten
– zumindest die Mieter:innen, die ein Smartphone haben und die
Vonovia-App nutzen.
Für die App-Nutzung müssen die Daten natürlich raus aus dem Rauchmelder und
rein in die Cloud. Was nicht ganz unkritisch ist, schließlich lässt sich
aus den Daten etwa schließen, ob die Mieter:innen gerade im Urlaub sind,
wann normalerweise zu Hause und wann abwesend. Selbst wenn Vonovia die
Daten tatsächlich nicht dahingehend auswertet – eine angriffssichere Cloud
muss erst noch erfunden werden.
Die Messdaten sollen dann auch noch [1][drei Jahre lang gespeichert
werden,] und zwar mit Personenbezug. Man kann sich ausmalen, was passiert,
wenn eine Mieterin zum Beispiel einen Mangel geltend macht wegen Schimmel.
Ob dann nicht doch jemand in Versuchung gerät, sich Zugang zu den Daten in
der Cloud zu verschaffen und zu schauen, ob auch immer fleißig gelüftet
wurde? Auf seiner Webseite wirbt das Unternehmen übrigens damit, dass die
neuen Rauchmelder weder Mikrofon noch Kamera haben. Als ob das sonst
Standardzutaten von Rauchmeldern wären.
## Konzern lenkt ein
Datenschützerinnen, Verbraucherschützer, Mietaktivist:innen, sie
alle protestierten, und am Ende hat Vonovia eingelenkt. Jedenfalls ein
bisschen: Die Funkverbindung der neuen Geräte wird nur aktiviert, wenn die
Mieter:innen aktiv einwilligen. Das wäre eigentlich auch die rechtliche
Vorgabe. Aber dass Unternehmen sich an Datenschutzvorschriften halten, ist
ja ohnehin eher die Ausnahme als die Regel.
Doch zu Ende ist die Geschichte noch nicht. Denn Vonovia möchte für die
neuen Rauchmelder – Funk aus oder an – Geld. Eine Mieterhöhung, Berichten
zufolge im „niedrigen einstelligen monatlichen“ Bereich. Begründung?
Steigender Wohnwert, Modernisierung.
Wir dürfen uns also künftig bestimmt auf weitere
Modernisierungs-[2][Überwachung]smaßnahmen von Vermieter:innen freuen.
Zum Beispiel auf vernetzte Thermostate, deren Daten ebenfalls Hinweise auf
Urlaub, tägliche An- und Abwesenheit und Wärmebedarf geben. Auf
Türschlösser, die nur per Fingerabdruck aufgehen. Vielleicht sogar auf
Kameras, die Treppenhäuser und Eingangsflure überwachen? Alles eingebaut,
mit freundlichen, wohnwertsteigernden Grüßen des Vermieters.
Für den Moment muss man sich wahrscheinlich schon freuen, dass Vonovia für
das Nichtanschalten der Überwachungsfunktion nicht noch extra kassieren
will.
14 Nov 2024
## LINKS
[1] https://www.vonovia.com/datenschutz
[2] /Schwerpunkt-Ueberwachung/!t5007813
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Kolumne Digitalozän
Verbraucherschutz
Datenschutz
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