# taz.de -- Netzgebühren für Unternehmen: Habeck will Stromkosten senken | |
> Unternehmen ächzen unter hohen Stromkosten. Bundeswirtschaftsminister | |
> Robert Habeck will sie durch Senken der Netzgebühren schnell entlasten. | |
Bild: Für niedrigere Stromkosten: IG-Metall-Vorstand Kerner, Wirtschaftsminist… | |
Berlin taz | Bundeswirtschaftsminister [1][Robert Habeck (Grüne)] will noch | |
vor den Neuwahlen Unternehmen bei den Energiekosten entlasten. Er wolle die | |
Senkung der Netzentgelte auf den Weg bringen, sagte er am Dienstag bei der | |
Industriekonferenz 2024 seines Hauses in Berlin. | |
Die deutsche Wirtschaft stagniert das zweite Jahr in Folge. Die schlechten | |
Botschaften aus der Industrie reißen nicht ab. Volkswagen, | |
[2][Thyssenkrupp,] Bosch und andere große Unternehmen haben einen massiven | |
Stellenabbau angekündigt. Der industrielle Kern Deutschlands stehe unter | |
Druck, sagte Habeck. Die Maßnahmen der Ampelregierung hätten „an Tiefe und | |
Größe“ angesichts des Ausmaßes der Probleme nicht ausgereicht. „Wir haben | |
viel getan, aber häufig zu wenig und zu spät“, sagte er. | |
Habeck versucht, auch nach dem Ampel-Aus kurzfristige Maßnahmen zur | |
Stabilisierung der Wirtschaft auf den Weg zu bringen. Im Blick hat er etwa | |
die hohen Ausgaben der Unternehmen für Strom. Denn ein großes Problem für | |
die deutsche Industrie sind die im internationalen Vergleich hohen | |
Energiekosten. Strom ist nicht nur in den USA und China, sondern auch in | |
Frankreich erheblich günstiger. Dort wird er allerdings subventioniert. | |
Habeck konnte sich mit Forderungen nach einem günstigen Industriestrompreis | |
in der Ampelregierung nicht durchsetzen. | |
Die Stromkosten sind auch deshalb in Deutschland vergleichsweise hoch, weil | |
sie mit hohen Gebühren und Abgaben belastet sind. Dazu gehören die | |
Netzentgelte, die etwa ein Viertel des Strompreises ausmachen. Sie werden | |
von den Netznutzer:innen an die Netzbetreiber:innen gezahlt. Die | |
Netzentgelte möchte Habeck kurzfristig senken. „Die Vorarbeiten der | |
Regierung sind abgeschlossen“, sagte er. | |
## Unterstützung von BDI und Gewerkschaften | |
Möglich wäre etwa ein Zuschuss des Bundes zu den Netzentgelten. Das wäre | |
über einen Nachtragshaushalt für 2024 möglich. Finanzieren will Habeck den | |
Zuschuss mit den ursprünglich für die Ansiedlung des Chipherstellers Intel | |
vorgesehenen Subventionen in Milliardenhöhe, die nach der Verschiebung des | |
Fabrikbaus frei geworden sind. [3][Die Mittel dafür sind im Klima- und | |
Transformationsfonds] vorgesehen. Um sie locker zu machen, müsste aber eine | |
Mehrheit im Bundestag gefunden werden. | |
Die Bundesregierung werde das Gespräch mit der demokratischen Opposition | |
suchen, kündigte Habeck an. Es müsse in den verbleibenden Wochen des Jahres | |
eine verlässliche Ansage geben, weil die Netzentgelte jährlich abgerechnet | |
werden. „Die Zeit läuft davon“, betonte er. Die Union hat angekündigt, vor | |
der Vertrauensfrage des Bundeskanzlers am 18. Dezember keine Vorhaben der | |
Regierung zu unterstützen. | |
Der unionsnahe Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstützt | |
Habecks Vorhaben. „Es geht jetzt um eine Verbesserung der Lage“, sagte der | |
scheidende BDI-Präsident Siegfried Russwurm. „Die hohen Energiekosten | |
gefährden die Industrieproduktion.“ Russwurm wird im Januar von Peter | |
Leibinger abgelöst. Der Manager und Miteigentümer des Maschinenbauers | |
Trumpf wurde am Montag von der BDI-Mitgliederversammlung gewählt. Russwurm | |
gibt seinen Posten nach zwei Amtszeiten satzungsgemäß auf. Ohne eine | |
schnelle Senkung der Netzentgelte würden die Unternehmen mindestens ein | |
halbes Jahr verlieren, sagte Russwurm. Denn mit der Bildung einer neuen | |
Regierung, die für eine Senkung sorgen könnte, sei vor Ostern nicht zu | |
rechnen. | |
Die Gewerkschaften sind in dieser Frage mit Habeck und dem BDI einig. | |
IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner forderte ebenfalls eine kurzfristige | |
Entlastung der Industrie bei den Energiekosten. „Da erwarten wir auch, dass | |
sich CDU/CSU der Verantwortung stellen“, sagte er mit Blick auf die nötige | |
Mehrheit im Bundestag. | |
26 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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