| # taz.de -- CO₂-Fußabdruck von Superreichen: Immer mehr Privatjets unterwegs | |
| > Die Emissionen durch Flüge in Privatjets steigen. Welche Rolle dabei | |
| > Kurzstreckenflüge spielen – und wie wichtig Deutschland ist. | |
| Bild: Dreckig: Kleinflugzeuge und ein Privatjet auf dem City Airport in Mannheim | |
| Berlin taz | Die durch Flüge in Privatjet verursachten CO₂-Emissionen sind | |
| in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis einer | |
| Studie, die im November [1][im Fachjournal Communications Earth & | |
| Environment erschienen] ist. Demzufolge sind die Emissionen zwischen 2019 | |
| und 2023 um 46 Prozent angestiegen – und liegen mit 15,6 Megatonnen nun | |
| höher als vor der Corona-Pandemie. | |
| Gemessen am gesamten kommerziellen Flugverkehr machten die Privatflüge der | |
| Studie zufolge 1,8 Prozent der Emissionen aus. Die dabei zurückgelegten | |
| Strecken sind eher kurz: Knapp die Hälfte der Flüge liege unter 500 | |
| Kilometern. | |
| Die Forscher:innen stützten sich für ihre Untersuchung auf die gleichen | |
| Daten, die zum Beispiel auch Webseiten für die Nachverfolgung von | |
| Flugzeugen verwenden. Bei diesen Anbietern, etwa Flightradar24, können | |
| Interessierte in Echtzeit verfolgen, wo welche Maschinen unterwegs sind. | |
| Die Daten lassen sich aber auch im Nachhinein auswerten. Die Forschenden | |
| werteten für ihre Untersuchung 72 Flugzeugmodelle aus, die hauptsächlich | |
| für den Transport von Einzelpersonen genutzt werden. | |
| Das Science Media Center (SMC) hat die globalen Daten aus der Studie für | |
| den deutschsprachigen Raum heruntergerechnet. Das Ergebnis: Die 2023 von | |
| Deutschland ausgehenden Privatflüge verursachten etwa 0,22 Megatonnen | |
| CO₂-Emissionen. Der Anteil ist hier etwas kleiner als im globalen | |
| Verhältnis: Der gesamte im vergangenen Jahr von Eurocontrol erfasste in | |
| Deutschland startende Flugverkehr erzeugte 26,76 Megatonnen CO₂. Die | |
| privaten Flüge entsprechen also einem Anteil rund 0,8 Prozent. | |
| „Die Luftfahrt und die Privatluftfahrt werden somit ein immer relevanterer | |
| klimaschädlicher Faktor“, sagt Jonathan Köhler vom Fraunhofer-Institut für | |
| System- und Innovationsforschung gegenüber dem SMC. Während andere Sektoren | |
| es schafften, ihre Emissionen zu verringern, wachse die Luftfahrtaktivität | |
| nach dem Einbruch im Jahr 2020. Bei [2][Privatflügen] sei dieses Wachstum | |
| sogar überdurchschnittlich schnell. Das Thema sei für Deutschland besonders | |
| relevant, weil es hierzulande die viertgrößte Flotte an registrierten | |
| Privatflugzeugen gebe. | |
| ## Wenig Steuern für Privatjet-Nutzung | |
| Köhler weist darauf hin, dass die verursachten Emissionen sogar noch höher | |
| liegen könnten. Die Studie berücksichtige weder Hubschrauber noch | |
| Militärflugzeuge. „Bislang werden weder der Kraftstoff noch die | |
| Treibhausgasemissionen des Privatflugverkehrs besteuert“, kritisiert der | |
| Forscher zudem. Dabei wäre ihm zufolge eine Besteuerung für die | |
| wohlhabenden Besitzer:innen keine große Belastung – das | |
| Aktivitätsniveau würde vermutlich weiter steigen. | |
| „Die Studie untermauert, dass die Superreichen einen riesigen | |
| CO₂-Fußabdruck haben: Weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung nutzt | |
| Privatjets“, sagte Nora Wissner, Forscherin beim Öko-Institut, dem SMC. | |
| [3][Die ungerechte Verteilung der Pro-Kopf-Emissionen] zeige sich auch an | |
| der sozio-ökonomischen Verteilung der Privatjet-Besitzer: Es seien | |
| überwiegend ältere Männer, über 55 Jahre alt, die im Bank-, Finanz- und | |
| Immobilienwesen arbeiteten. | |
| Wissner kritisiert, dass Privatjets oft nicht unter den europäischen | |
| Emissionshandel fallen würden, weil sie unter der dem Mindestausstoß an | |
| Emissionen pro Jahr liegen. Darüber hinaus würden sie faktisch | |
| subventioniert, da Privatflieger in den meisten Ländern keine Energiesteuer | |
| oder Mehrwertsteuer zahlen müssten. „Für einen sozial gerechten Wandel | |
| sollten daher auch diese Flüge reguliert werden“, fordert die Forscherin. | |
| Ein guter Ansatz dafür seien neue Bepreisungsinstrumente, die | |
| Verteilungseffekte berücksichtigten, zum Beispiel eine Vielflieger-Abgabe. | |
| 9 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.nature.com/articles/s43247-024-01775-z | |
| [2] /!s=privatjets/ | |
| [3] /CO2-Fussabdruck-von-Milliardaerinnen/!6042595 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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