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# taz.de -- Waffenlieferungen an Ukraine: Südkorea zaudert
> Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell möchte Südkorea dazu bringen, die
> Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen – bislang ohne Erfolg.
Bild: Verteidigungsminister Kim Yong Hyun und Josep Borrell
Seoul taz | Josep Borrell hatte am Montag in Seoul zwar viele Termine, doch
ließ sich die Botschaft des EU-Außenbeauftragten auf ein einziges Mantra
herunterbrechen: Südkorea solle die Ukraine stärker unterstützen – erstmals
auch mit Waffenlieferungen. Fast alle Aussagen des spanischen Politikers
lassen sich als Appell verstehen: „Die Aggression Russlands gegen die
Ukraine ist eine existenzielle Bedrohung. Die Republik Korea ist am besten
in der Lage, dies zu verstehen“, schrieb Borrell etwa kurz vor seinem
Treffen mit Außenminister Cho Tae Yul.
[1][Die Zeitenwende hat auch das Land am Han-Fluss erreicht]. Als Südkoreas
Geheimdienst im Oktober meldete, dass Nordkorea bis zu 12.000 Soldaten nach
Russland entsenden könnte, reagierte die internationale Staatengemeinschaft
erst zögerlich.
Längst ist die Beweislage erdrückend: So geht etwa das US-Außenministerium
davon aus, dass mindestens 8.000 Nordkoreaner die Region um Kursk erreicht
haben. Laut ukrainischen Stellen sind einige bereits auf dem Schlachtfeld.
In den Augen von Seoul hat das Kim-Regime damit eine „rote Linie“
überschritten.
Denn Südkorea geht davon aus, dass der Norden für seine Söldner nicht nur
mit Geld, sondern auch mit russischer Militärtechnologie entlohnt wird.
[2][Zudem können Nordkoreas Soldaten und Waffensysteme Gefechtserfahrungen
sammeln, die Pjöngjang auch gegen den Süden einsetzen könnte.]
## EU und Südkorea: Ähnliche Worte, unterschiedliche Praxis
„Die illegale militärische Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland
stellt eine erhebliche Bedrohung für unsere nationale Sicherheit dar. Wir
werden alle möglichen Szenarien gründlich prüfen, um Gegenmaßnahmen
vorzubereiten“, sagte [3][Präsident Yoon Suk Yeol] am Montag.
Zumindest rhetorisch scheint es so, als ob EU und Südkorea denselben Kurs
verfolgen. Doch wer sich unter europäischen Diplomaten umhört, bekommt
einen gewissen Frust darüber mit, warum Seoul die Ukraine nicht längst
stärker unterstützt. So heißt es unter anderem, dass Südkoreas Regierung
immer noch darauf spekulieren würde, dass man bei einem baldigen Frieden in
der Ukraine wieder zum alten Geschäftemachen mit Russland zurückkehren
werde und es sich deshalb mit Putin nicht zu sehr verscherzen dürfe.
Präsident Yoon positioniert sein Land erstmals offensiv als geopolitischer
Player, der näher an die Nato heranrückt und die Kooperation mit anderen
Demokratien forciert. Auch fordert er zu Recht ein, dass der Westen
Südkoreas Sicherheitsinteressen angesichts der wachsenden Bedrohung aus
Nordkorea nicht aus den Augen verliert.
Doch zugleich handelt Yoon zögerlich, wenn es um die Übernahme
geopolitischer Verantwortung geht. So macht Südkoreas Rüstungsindustrie
lukratische Waffengeschäfte mit Polen, doch weigert man sich, der Ukraine
Waffen zu liefern.
## Seoul will Lieferung „defensiver Waffen“ in Betracht ziehen
In den letzten Tagen hieß es in Seoul zwar, „alle Optionen“ seien auf dem
Tisch. Doch ein Sicherheitsberater Yoons sagte unmissverständlich, es gebe
keine unmittelbaren Pläne für die Lieferung „tödlicher Waffen“ an die
Ukraine. Man werde nur die Lieferung „defensiver Waffen“ in Betracht
ziehen, ohne die Begriffe zu definieren.
Am Montag kehrten Vertreter des südkoreanischen Verteidigungsministeriums
und Geheimdienstes aus Kiew zurück. Sie sollten unter anderem Möglichkeiten
der Zusammenarbeit mit der Ukraine ausloten. Dass Südkorea Beobachter nach
Kyjiw schicken wird, um die nordkoreanischen Soldaten zu beobachten und in
Fluchtfällen berät und schützt, gilt als gesichert.
Doch wird es weitere Militärhilfen zusichern? Bisher scheint
Verteidigungsminister Kim Yong Hyun vor allem Zeit schinden zu wollten: Man
werde in Zusammenarbeit mit der internationalen Staatengemeinschaft und
basierend auf den Resultaten der südkoreanischen Delegation „notwendige
Maßnahmen ergreifen“. Weitere Details nannte er nicht.
4 Nov 2024
## LINKS
[1] /Spannungen-zwischen-Nord--und-Suedkorea/!6040076
[2] /Soldaten-fuer-Russlands-Krieg/!6043840
[3] /Korea-Konflikt/!6030436
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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