Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Elon Musk und die US-Politik: Zwei, die Dinge zerschlagen
> Elon Musk rückt mit Trump zunehmend ins Zentrum der US-Politik. Mit
> seinen wirtschaftlichen Interessen entsteht ein gefährlicher Cocktail.
Bild: Hat sich an den künftigen US-Präsidenten Trump rangewanzt: Elon Musk
Die NASA hat ein Problem. Ach was, eines – einen ganzen Haufen. Das
offensichtlichste: Zwei Astronaut*innen, die eigentlich nur etwa eine Woche
auf der Internationalen Raumstation bleiben sollten, verbringen dort nun
ein gutes halbes Jahr. Grund dafür sind technische Probleme bei der
ursprünglich für die Rückreise vorgesehenen Raumkapsel von Boeing. Retter
in der Not wird nun ausgerechnet Elon Musk werden: Dank der „Crew
Dragon“-Kapsel von dessen Unternehmen SpaceX wird die NASA die beiden
Gestrandeten im kommenden Jahr zurückholen können.
Ein noch eher junges Unternehmen (SpaceX), das etwas besser hinbekommt als
eine staatliche Institution (NASA) samt deren etabliertem Partner (Boeing)
– das dürfte ganz nach dem Geschmack von Multimilliardär Elon Musk sein.
Der reichste Mann der Welt, der vor zwei Jahren die Online-Plattform
Twitter übernommen und zum Online-Moloch X umgebaut hat, vertritt radikal
rechte und libertäre Positionen. Und er wird vom frisch gewählten nächsten
US-Präsidenten Trump immer mehr ins Zentrum der US-Politik gestellt. Trump
schwärmte: „Ein neuer Star ist geboren – Elon.“ US-Medien zufolge war Mu…
zuletzt bei einem Telefonat von Trump mit dem ukrainischen Präsidenten
Selenskyj anwesend und hörte mit. Trump hat zudem bereits angekündigt, dass
Musk eine ganz spezielle Position in seiner Regierung bekommen soll: als
eine Art Berater, um den Staat und seine Institutionen auf Effizienz zu
trimmen.
Aus einem Staat ein Start-up machen – das dürfte ebenfalls gut zu Musk
passen. Zur Erinnerung: Nach seinem Einstieg bei X, damals noch Twitter,
warf Musk erst einmal einen Großteil der Belegschaft raus. Und auch aus
seinen restlichen Unternehmen berichten Insider*innen, dass es Musk vor
allem um zwei Dinge gehe: einen immensen Workload all derer, die dort
arbeiten, aufrechtzuerhalten. Und gleichzeitig alles, was nicht seinen
Vorstellungen von Effizienz entspricht, zu streichen. Von einem unter
diesem Gesichtspunkt umgebauten Staat dürfte am Ende ähnlich wenig übrig
bleiben wie von einem Menschen, der es mit der in den USA populären
Abnehmspritze Ozempic etwas übertrieben hat – und der nach ein paar Monaten
nur noch als eingefallener Schatten des einstigen Selbst existiert.
## Musk hat geopolitische Interessen
Mit den diversen Unternehmen, in die Musk involviert ist – die
Weltraumfirma SpaceX, die Plattform X/Twitter, die Neurotechnologie-Firma
Neuralink und E-Auto-Hersteller Tesla – verfolgt er zudem eigene Agenden.
Beispiel Tesla. Eine der Hürden für dessen Projekt, Fahrzeuge als autonome
Taxis auf die Straßen zu bringen, sind die Zulassungsprozesse. Die liegen
aktuell bei den US-Bundesstaaten. Würde es Musk mit Verweis auf größere
Effizienz schaffen, den Zulassungsprozess auf eine nationale Ebene zu heben
und für seine Teslas das Okay bekommen – der Absatz der Fahrzeuge könnte
rasant steigen. Nicht ganz irrelevant für Musk, dessen Vermögen zu einem
großen Teil auf den Tesla-Aktien beruht, die dann im Wert deutlich steigen
würden. Kein Wunder, dass bereits direkt nach der Wahl Trumps die
Tesla-Aktie deutlich zulegte [1][und Musk als reichsten Menschen der Welt
noch reicher machte].
Gleichzeitig hat Musk mit Tesla auch geopolitische Interessen: Für die
Akkus der E-Autos ist er auf China angewiesen. In dem Land gibt es zwar
nicht alle für die Produktion benötigten Rohstoffe, doch China setzt viel
daran, die in anderen Ländern befindlichen Ressourcen zu kontrollieren.
Gute Beziehungen zu China sind für Tesla also wichtig – Trump dagegen setzt
auf Konfrontation.
## Recht und Gesetz nimmt Musk nicht so genau
Beispiel SpaceX. Das Unternehmen baut nicht nur Raumkapseln und Raketen,
sondern betreibt auch das Satellitennetzwerk Starlink. Das wird zunehmend
zum geopolitischen Spielball von Musk. Die Satelliten können Internet auch
in Kriegs- und Krisengebiete bringen, wo die Infrastruktur am Boden
zerstört ist. In der Ukraine wurde Starlink bald nach Beginn des russischen
Angriffs zu einem zentralen Element der Kommunikationsinfrastruktur, Musk
selbst hatte es als Rückgrat der Kommunikation bezeichnet. Würde [2][Musk
in einem Tauschgeschäft mit Trump], vielleicht gegen erleichterte
Zulassungsprozesse für Tesla, gegen einen guten Posten im
Verteidigungsministerium für den einen oder die andere verdiente
SpaceX-Mitarbeiter*in, gegen Steuererleichterungen oder gegen weitere
Verträge für Produkte aus dem Musk’schen Universum, zum Beispiel
SpaceX-Technologie für die NASA, Starlink in der Ukraine einschränken oder
abschalten – die Folgen für das Land wären gravierend.
Gleichzeitig nimmt es Musk mit Recht und Gesetz nicht immer so genau. Das
zeigen diverse Fälle, in denen Musk oder seinen Firmen Verstöße unter
anderem gegen Arbeitsrecht, Börsen- und Umweltvorschriften vorgeworfen
wurden. Zuletzt verhängte die US-Luftaufsichtsbehörde Federal Aviation
Administration (FAA) im September Bußgelder gegen SpaceX in Höhe von rund
633.000 US-Dollar. Das Unternehmen soll Sicherheitsmaßnahmen beim Start
umgangen haben.
Es ist nicht das erste von der FAA gegen das Unternehmen verhängte Bußgeld,
und die FAA ist nicht die einzige Behörde, mit der SpaceX im Konflikt
liegt: In Texas untersuchen Behörden Fälle von Umweltverschmutzung durch
das Unternehmen. Eine ausgedünnte Verwaltung, die entsprechenden Hinweisen
nicht mehr nachgehen kann, läge also ganz im Interesse von Musk. Denn all
das sind eigentlich nur Hürden auf dem Weg zu seinem – nach aktuellem
wissenschaftlichen und technischen Stand extrem unrealistischen – Ziel: den
Mars zu besiedeln.
„Move fast and break things.“ Dieser doppeldeutige Spruch aus dem
Tech-Business, schnell zu handeln und dabei Dinge grundlegend zu verändern,
zu zerschlagen – er klingt wie die Überschrift gleichermaßen für [3][Musks
Handeln wir für Trumps bevorstehende Präsidentschaft].
10 Nov 2024
## LINKS
[1] /Elon-Musk-Jeff-Bezos--Co/!6047709
[2] /Wahlen-in-den-USA/!6047508
[3] /Donald-Trump-und-Elon-Musk/!6044312
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Twitter / X
Donald Trump
Elon Musk
GNS
bluesky
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
US-Wahl 2024
Kolumne Flimmern und Rauschen
## ARTIKEL ZUM THEMA
X-Nutzer wechseln Social-Media-Plattform: Eine Million neue Nutzer auf Bluesky …
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump kehren immer mehr Nutzer der
Social-Media-Plattform X den Rücken. Davon profitiert der Konkurrent
Bluesky.
Diplomatie im Ukrainekrieg: Alle wollen telefonieren
Im Wahlkampf hatte Trump getönt, den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden
zu beenden. Im Westen steigt jetzt die Nervosität.
Wahlen in den USA: Die Macht des Elon Musk
Als X-Chef hat sich Elon Musk auf die Seite von Donald Trump gestellt. Von
dessen Wahlsieg profitiert auch Musk. Er soll womöglich eine Rolle in
Trumps Regierung spielen.
Donald Trump und Elon Musk: Zwei Irre außer Rand und Band
Donald Trump und Elon Musk feiern seinen Wahlsieg – derselbe Musk, der vor
der Übernahme noch getönt hatte, Twitter müsse „politisch neutral“ bleib…
Wahlkampf in den USA: Technische Probleme und heiße Luft
Trump-Fan Elon Musk dient dem Ex-Präsidenten beim Gespräch auf X als
Stichwortgeber. Der bietet Altbekanntes samt unwidersprochener
Unwahrheiten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.