# taz.de -- Donald Trump und Elon Musk: Zwei Irre außer Rand und Band | |
> Donald Trump und Elon Musk feiern seinen Wahlsieg – derselbe Musk, der | |
> vor der Übernahme noch getönt hatte, Twitter müsse „politisch neutral“ | |
> bleiben. | |
Bild: Hackfressen united | |
Lerne lachen, ohne zu weinen“ hieß das letzte Buch von Kurt Tucholsky. Es | |
ist 1931 erschienen, aber der Titel passt irgendwie auch zum Tag nach den | |
US-Wahlen. Versuchen wir es mit (Galgen-)Humor. | |
Während diese Zeilen geschrieben werden, feiern Donald Trump und Elon Musk | |
wahrscheinlich noch „ihren“ Sieg. Musk ist ja bei Trumps Wahlparty in | |
Florida eingeladen. „Zwei Irre außer Rand und Band“ ist daher auch passend. | |
Schamloser als alle anderen hat sich Musk hinter Trump geworfen und dessen | |
Wahlkampf befördert. Mit Millionen Dollar direkter Wahlspenden und der | |
umstrittenen Lotterie, bei der Trump-Wähler*innen jeden Tag eine Million | |
Dollar gewinnen konnten. | |
Das ist derselbe Musk, der kurz vor der Übernahme von Twitter noch groß | |
getönt hatte, der auch in Medienkreisen beliebte Nachrichtendienst müsse | |
„politisch neutral“ bleiben. Denn nur so könnte sich Twitter/X das | |
„Vertrauen der Öffentlichkeit verdienen“. Es hatten ihm damals schon die | |
wenigsten geglaubt. | |
Und die Medien? Die New York Times hat wie immer in solchen Situationen | |
massiv Zulauf und neue Nutzer*innen gefunden. Der britische Guardian | |
fungiert mit seiner digitalen USA-Ausgabe mittlerweile als weiteres | |
liberales Bollwerk und läuft so mancher einheimischen Zeitung den Rang ab. | |
## Eigentlich ein schlechter Eigentümer | |
Dagegen hat sich die [1][Washington Post ] mit der Entscheidung ihres | |
Besitzers Jeff Bezos, anders als üblich keine Wahlempfehlung abzugeben, ins | |
eigene Knie geschossen. Hunderttausende Abo-Kündigungen bei dem defizitären | |
Blatt und eine frustriert-verzweifelte Redaktion sind die Folge. „Okay, | |
aber in der Tat ein mutiger und richtiger Weg! Ich werde gleich ein Abo | |
abschließen!“, sagt die Mitbewohnerin. | |
Immerhin ist Bezos, der als Amazon-Gründer sein Geld auch in die Post | |
steckt, nicht ganz so erratisch wie Musk. Auch wenn sie beide einen | |
Weltraum-Fimmel haben. Nun hat Bezos im eigenen Blatt vergangene Woche | |
[2][sehr offen über die Problematik reflektiert,] dass er eigentlich ein | |
„schlechter Eigentümer“ für diese Zeitung ist. | |
Dass er gegen das schon geschriebene [3][„Endorsement“] von Demokratin | |
Kamala Harris sei, habe aber nichts mit seinen wirtschaftlichen Interessen | |
zu tun, sagt Bezos. Das glaube, wer will. „Ich habe einmal geschrieben, | |
dass die Post ein ‚Verkomplizierer‘ für mich ist“, schrieb Bezos. „Das | |
stimmt, doch jetzt zeigt sich, dass ich auch ein ‚Verkomplizierer‘ für die | |
Post bin.“ | |
Was wiederum zeigt, dass es weltweit andere Wege als solvente Sugardaddys | |
wie Bezos braucht, um Medien und ihre Unabhängigkeit zur garantieren. | |
Gemeinnützigen Journalismus zum Beispiel. Doch wenn wir auf dieses Thema | |
und die sich zerlegende Bundesregierung schauen, die das längst umgesetzt | |
haben wollte, lässt sich auch nur noch Tucholsky zitieren. Wir sollten alle | |
auf den Mond schießen. Den Shuttle-Service bieten Musk (SpaceX) und Bezos | |
(Blue Origin) ja schon an. | |
7 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Wahlempfehlung-der-Washington-Post/!6044023 | |
[2] https://www.washingtonpost.com/opinions/2024/10/28/jeff-bezos-washington-po… | |
[3] /Endorsements-im-US-Wahlkampf/!6042509 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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