# taz.de -- Die Wahrheit: „Darf es noch vom Gebäck sein?“ | |
> Das großen Wahrheit-Exklusiv-Interview zur Lage der Welt und Nation mit | |
> Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Live aus dem Schloss Bellevue. | |
Bild: Das ist Spitze: Steinmeier mit Spitzenstandarte | |
taz: Herr Bundespräsident, Sie sind ja in der SPD und Ehrenbürger der | |
Städte Helsinki, Hermannstadt, Kalamata, Oulu und Reims. Außerdem sind Sie | |
Ehrendoktor nicht nur der Universität Piräus. | |
Frank-Walter Steinmeier: Ja, als Doktor der Jurisprudenz können ich und | |
meine Frau Elke Büdenbender, die ja auch Juristin ist, das nur so | |
bestätigen. Und jetzt sind wir hier in meinem Schloss und in meinem | |
Amtszimmer. Ein schönes Zimmer ist das hier in Bellevue. Hier ist meine | |
Sitzgruppe, und hier ist mein Schreibtisch. | |
Ja, ich sehe es, und wir sitzen ja eben auch hier zusammen in dieser | |
Sitzgruppe. Wer saß denn vor uns in dieser Garnitur? | |
Gestern noch war Christian Lindner von der ehemaligen Regierungspartei FDP | |
da, also es war, wie soll ich das sagen, es war anders als sonst. | |
Inwiefern? | |
Sonst erstellt Christian Lindner immer ein Selfie mit sich und meiner | |
Standarte. Das ist ja diese große quadratische Fahne, auf der unser | |
Bundesadler vor einem goldfarbenen Hintergrund mit rotem Rand zu sehen ist. | |
Die zeigt stets an, wo ich gerade weile. Wenn ich das kurz ausführen darf, | |
Sie erlauben, also mein Protokoll packt die Standarte ein, wenn ich und | |
meine Frau Elke Büdenbender auf Reisen gehen, wir reisen ja nun mal viel in | |
alle Welt, und das auch gern. Da kommt die Standarte immer mit. | |
Noch mal nachgefragt, Herr Bundespräsident: Was war dieses Mal anders mit | |
Christian Lindner? | |
Na ja, er ist jetzt nicht mehr Christian Lindner, sondern nur noch | |
Bundesfinanzminister. Verzeihen Sie, nein, ich korrigiere mich. Er ist | |
jetzt nicht mehr Bundesfinanzminister, sondern nur noch FDP, also nur | |
Christian Lindner und sonst niemand und nichts anderes. Nur er allein. | |
Interessant. Haben Sie ihm etwas zum Abschied überreicht? | |
Ja, ein amtliches Ausreisedokument aus der Ampel hinaus und mittenmang in | |
den Verkehr hinein, wenn Sie mir diesen kleinen Scherz konzedieren. | |
(hüstelt) Diesen kleinen Scherz just am Rande und mit Verkehrsminister | |
Wissing. Dieses Aperçu nach turbulenten Stunden, ja Tagen in Nah und Fern, | |
bei Welt und Nation. Sie wissen sicherlich, dass es in den USA ebenfalls | |
Ereignisse gegeben hat, nicht nur im politischen Berlin. | |
Ja, wie finden Sie Herrn Trump, Herr Bundespräsident? | |
(Kneift seine Augen zusammen) Wir befinden uns hier auf diplomatischem | |
Parkett. Sehen Sie, hier in meinem schönen Zimmer, also in meinem | |
Amtszimmer hier, in diesem schönen Schloss Bellevue, also das Parkett hier | |
ist ‚Amerikanisch Nussbaum Country Favorit‘. Wissen Sie eigentlich, dass | |
ich mir mein Studium damit finanziert habe, dass ich in einer Möbelfabrik | |
Barfächer in Nussbaumschränke eingebaut habe? | |
Nein, dass wusste ich nicht. | |
Mehr sage ich dazu auch nicht. Ich finde das amerikanische Nussbaumparkett | |
schön. Wladimir Putin übrigens ebenso, doch das führt jetzt zu weit in die | |
Vergangenheit, verbleiben wir in der Aktualität, die mit Meilenstiefeln … | |
Herr Bundespräsident, uns verbleibt nicht mehr viel Zeit für dieses | |
Gespräch, denn uns liegen soeben Informationen vor, nach denen Sie heute, | |
also am Freitag noch, Ihren Amtssitz vorübergehend ins Bundeskanzleramt | |
verlegen, weil wieder eine Ihrer „Ortszeiten“ ansteht, bei der Sie Ihre | |
Standarte in andere Landesteile verlegen und von dort Ihre Amtsgeschäfte | |
betreiben. Ist das richtig? | |
Davon weiß ich bis dato nichts, aber warten Sie, hier mein Kalender … (Er | |
geht zu einer Schublade) Darf es derweil noch vom Gebäck sein? | |
Danke, köstlich. | |
Richtig. (Er setzt sich wieder mit einem Abreißkalender) Der Kanzler ist ja | |
am Freitag in Budapest. Die Thermen und die Themen dort sind prächtig, eine | |
fulminante Wucht. Hoffentlich erholt sich Herr Scholz gut in der Hauptstadt | |
der Magyaren! Es liegt ja noch einiges vor ihm, so wie vieles hinter ihm | |
liegt, unter anderem diese Ampel. Die war aber auch eine Geschichte. | |
Herr Bundespräsident, die Wahrheit dankt Ihnen für das aufschlussreiche | |
Gespräch. | |
8 Nov 2024 | |
## AUTOREN | |
Harriet Wolff | |
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