# taz.de -- Präsidentschaftswahl in den USA: Wen kümmert das Klima? | |
> Mit Donald Trump als Präsident werden die USA weit mehr CO2 ausstoßen als | |
> mit Kamala Harris. Klimapräsidentin wird aber auch sie nicht. | |
Bild: Folgen des Klimawandels in den USA: Waldbrände in Kalifornien im Septemb… | |
Berlin taz | In ihren Reden könnten sich Donald Trump und Kamala Harris | |
kaum stärker unterscheiden: „Ich habe immer daran geglaubt, dass die | |
Klimakrise echt ist, dass sie drängend ist“, sagte Harris im Interview mit | |
CNN. Trump dagegen hält das Pariser Klimaabkommen, die Erderhitzung auf 1,5 | |
bis höchstens 2 Grad zu begrenzen, für unnötig: „Das Paris-Abkommen hätte | |
uns Billionen gekostet. Es war Abzocke, und ich habe es beendet“, sagte | |
Donald Trump in der Fernsehdebatte mit Präsident Joe Biden im Juni. | |
Unter Trump hatten die USA das Pariser Klimaabkommen im November 2020 | |
verlassen – nur um wenige Monate später unter Biden wieder beizutreten. | |
Während seiner Präsidentschaft versprach Biden, die USA würden ihre | |
Emissionen im Vergleich zu 2005 bis 2030 um 50 bis 52 Prozent reduzieren | |
und bis 2050 klimaneutral werden. | |
Wenn Trump gegen Harris gewinnt, sei das „der Pause-Knopf für den | |
Klimaschutz“, sagt Johan Rockström, Leiter des Potsdam-Instituts für | |
Klimafolgenforschung, „und das in einer Zeit, in der sich entscheiden wird, | |
ob wir die 1,5-Grad-Grenze einhalten werden oder nicht“. | |
Der wichtigste Teil von Bidens Klimapolitik [1][war der Inflation Reduction | |
Act IRA], ein Paket aus Steuervorteilen und vergünstigten Krediten, die | |
Investitionen in erneuerbare Energien, E-Autos und effizienteres Heizen von | |
Wohnhäusern anregen sollen. Diese Förderungen sind nicht gedeckelt, | |
Schätzungen kommen auf 400 Milliarden bis eine Billion US-Dollar | |
Subventionen. | |
## Auch Republikaner profitieren vom IRA | |
Trump hat den IRA als „grünen Schwindel“ bezeichnet und angekündigt, die | |
Gelder zu streichen. Auf dieser Grundlage hat die Denkfabrik CarbonBrief | |
fünf Studien ausgewertet, um den Effekt einer Trump-Präsidentschaft auf das | |
Klima zu errechnen. Im Jahr 2030 würden die USA demnach ohne IRA etwa 5 | |
Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen, unter Harris 3,8 Milliarden Tonnen CO2. | |
Zum Vergleich: Japan hat jährliche Emissionen von 1 Milliarde Tonnen CO2, | |
die EU will ihre Emissionen von aktuell etwa 3 Milliarden Tonnen CO2 auf | |
etwas weniger als 2 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr 2030 reduzieren. | |
CarbonBrief geht in ihren Modellen davon aus, dass Trump den IRA abschaffen | |
wird. Dass es so weit kommt, ist aber eher unwahrscheinlich. Dafür | |
profitieren republikanische Politiker*innen zu sehr von den | |
Steuervergünstigungen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und | |
Industrie im Repräsentantenhaus zum Beispiel, der Republikaner Buddy | |
Carter, wurde in einem Wahlkreis in Louisiana gewählt, in dem Hyundai und | |
LG auch wegen der IRA-Subventionen für 7,6 Milliarden US-Dollar eine | |
E-Auto-Fabrik bauen. 80 Prozent der IRA-Gelder fließen in Wahlkreise, die | |
2020 republikanisch gewählt haben. | |
Unter einer Trump-Regierung würde der IRA sicherlich einiges an Schlagkraft | |
verlieren. Die Beratungsfirma Wood Mackenzie geht davon aus, dass zum | |
Beispiel E-Autos weniger gefördert werden. Trium Capital, ebenfalls ein | |
Beratungsunternehmen, vermutet aber, dass die Subventionen für Atomkraft, | |
Wasserstoff und CO2-Speicher weitgehend sicher vor Trump sind. | |
Davon profitieren auch fossile Öl- und besonders Gasunternehmen. Sie | |
bekommen Subventionen dafür, mit Erdgas Wasserstoff herzustellen. Und mit | |
den CO2-Speichern wollen sie ihre Klimabilanz aufbessern, ohne die | |
Gasförderung einzustellen. | |
## Harris will doch kein Fracking-Verbot mehr | |
Der IRA wird die Emissionen in den USA zwar verringern. Aber ob Trump oder | |
Harris: Die USA tun nicht genug, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu | |
begrenzen. Würden Harris und ihre Nachfolger*innen bis 2050 einfach | |
Bidens Klimapolitik weiterführen, wäre nicht wie versprochen | |
Klimaneutralität erreicht, sondern die US-Emissionen lägen immer noch bei | |
3,3 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. | |
Dass Harris ambitionierter wäre als Biden, ist unwahrscheinlich. Im | |
Wahlkampf hat sie kaum über Klimaschutz gesprochen, auch keinen Klimaplan | |
vorgelegt. Die Demokraten sehen das Klima nicht als Gewinnerthema: In den | |
Staaten, in denen die Wahl knapp wird, halten 39 Prozent der | |
Wähler*innen Klimaschutz für „sehr wichtig“, aber nur 4 Prozent für das | |
wichtigste Wahlkampfthema. Das ergab eine Umfrage von Bloomberg. | |
Den IRA erwähnte Harris trotz des vielen Geldes für republikanische | |
Regionen im Wahlkampf nur selten, einmal während ihrer TV-Debatte mit | |
Donald Trump: „Ich war die entscheidende Stimme im Senat für den IRA“, | |
sagte sie und ergänzte: „Damit haben wir neue Pachtverträge fürs Fracking | |
erlaubt.“ | |
Als Harris 2020 Präsidentschaftskandidatin der Demokraten werden wollte, | |
hatte sie noch ein Fracking-Verbot gefordert. Während ihrer Zeit als | |
Staatsanwältin in Kalifornien ist sie gegen fossile Unternehmen | |
vorgegangen, hat einen Pipeline-Hersteller verklagt und gegen Exxon Mobile | |
wegen Falschinformationen zum Klimawandel ermittelt. Und jetzt prahlt sie | |
mit neuen Fracking-Projekten? | |
Auch damit führt Harris die Politik Joe Bidens fort. Unter Biden wurde zwar | |
2023 erstmals mehr in erneuerbare Energien investiert als in fossile. | |
Trotzdem genehmigten Bidens Behörden mehr Öl- und Gasprojekte als unter | |
Trump. Nie haben die USA so viel Öl und Gas gefördert [2][wie in den | |
vergangenen vier Jahren]. Ein „Weiter so“ unter Harris würde also auch | |
nicht reichen, um die Erderhitzung [3][bei 1,5 Grad zu stoppen]. | |
6 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Oekonomin-ueber-US-Wahl/!6042896 | |
[2] /Fluessiggas-aus-den-USA/!6036609 | |
[3] /UN-Bericht-zur-globalen-Klimapolitik/!6044986 | |
## AUTOREN | |
Jonas Waack | |
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