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# taz.de -- Schulleitungen fehlen bundesweit: Tausend Schulen ohne Aufsicht
> Die Abwesenheitsliste von Schulleitungen wird länger, viele Schulen
> suchen Ersatz. Schuld ist nicht nur der Lehrkräftemangel.
Bild: Ein Schulleiter in freier Wildbahn? Mancherorts eine Seltenheit
Berlin taz | Der Gang zur Schulleitung war früher gefürchtet. Heute trifft
man indes öfter ein leeres Büro an. Eine Umfrage der Neuen Osnabrücker
Zeitung (NOZ) zeigt, dass mehr als tausend Schulen händeringend nach neuen
Leitungen suchen. Nach Angabe der Kultusministerien handelt es sich um
mindestens 1.286 Stellen, die bundesweit nicht oder nur kommissarisch
besetzt sind. In NRW fehlen 328 Stellen, dicht gefolgt von
Baden-Württemberg (221) und Niedersachsen (162), so die NOZ.
„Es muss sich schnell etwas ändern“, sagt Anja Bensinger-Stolze von der
Bildungsgewerkschaft GEW der taz. Als Vorstandsmitglied für den Bereich
Schule beobachtet sie die Entwicklungen schon lange mit Sorge. „Derzeit
überlegen sich Viele dreimal, ob sie den Job machen wollen“, sagt sie
angesichts der vielen Vakanzen.
## Mann und Frau für Alles
Die Direktor:innen müssten immer mehr Aufgaben übernehmen. Sie leiden
unter dem [1][Lehrkräftemangel], wenn sie ständig Lücken im Stundenplan
füllen oder selbst einspringen müssen. Zudem landen viele Extraprojekte
beim Direktorat: etwa die [2][Digitalisierung] oder der Neubau der
Sporthalle. „Eine Schulleitung sollte keine Bauleitung und IT-Expertin sein
müssen“, sagt Bensinger-Stolze.
Stetig herausfordernd seien auch die Organisation der Ganztagsbetreuung und
die [3][Inklusion] von Schüler:innen. Am meisten auf der Strecke bleibe der
Papierkram. Bensinger-Stolze kritisiert, dass in Hessen etwa keine
Verwaltungskräfte in Schulbüros mehr existieren. „Es braucht mehr Personal,
neben der Leitung auch für die Verwaltung“, so die Vorsitzende.
## Öffentlicher Druck auf Schulen steigt
In einer [4][repräsentativen Forsa-Umfrage] aus dem letzten Jahr benennen
Schulleitungen den steigenden Verwaltungsaufwand als zu belastend. Dazu
komme bei 62 Prozent der Befragten der öffentliche Druck. Nach dem Motto:
[5][Schulen sollen gesellschaftliche Probleme lösen]. Der Bundesvorsitzende
des Verbandes Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, bekräftigt das auf
Anfrage der taz: „Schulleitungen gewinnen immer mehr das Gefühl, dass die
Schule zum Reparaturbetrieb der Gesellschaft verkommt.“
Die Zustände der Schulen wirken sich auf den Bildungserfolg aus. Seit
zwanzig Jahren habe sich in den deutschen Pisa-Studien wenig verändert, so
Bensinger-Stolze. Das [6][Ergebnis von 2023] beweise erneut, dass die
sozioökonomische Herkunft der Schüler:innen immer noch den
[7][Bildungserfolg] bestimme.
„Die Schulleitungen wollen gestalten und die Lage verbessern. Aber das
schaffen sie nicht, weil sie so viel parallel managen müssen“, so die
Vorsitzende.
## GEW fordert einheitliches Gehalt
Neben dem mangelnden Personal und der Arbeitslast schwankt das Gehalt je
nach Bundesland. „Die Arbeit muss besser honoriert werden. Die GEW fordert:
Jede voll ausgebildete Lehrkraft muss ein A13 Gehalt als Einstieg erhalten.
Hamburg gehe mit gutem Beispiel voran. Alle Lehrkräfte verdienen dort nach
A13 rund 4.500 Euro. Laut [8][Umfrage der NOZ] herrscht in Hamburg kaum
Mangel an Schulleitungen.
28 Oct 2024
## LINKS
[1] /Lehrkraeftemangel-an-deutschen-Schulen/!6028429
[2] /Digitalisierung-an-Schulen/!5951390
[3] /Jugendliche-mit-Behinderungen/!6017551
[4] https://vbe-nrw.de/presse/pressemitteilungen/2023/vbe-schrillendes-alarmsig…
[5] /ifo-Bildungsbarometer-2024/!6032695
[6] /Pisa-Schock-fuer-deutsche-Schuelerinnen/!5974146
[7] /Chancengerechtigkeit-in-Deutschland/!6007444
[8] https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/wie-viele-schulle…
## AUTOREN
Stella Lueneberg
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