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# taz.de -- EZB senkt Leitzins: Brat-Alarm bei der Europäischen Zentralbank
> EZB-Chefin Lagarde rief ihren eigenen Brat Summer aus und senkt den
> Leitzins. Was das für alle Brats bedeutet.
Bild: Christine Lagarde bei der Pressekonferenz im Oktober
Der „Brat Summer“ war so ansteckend, selbst die Girlies in Frankfurts
Glaskästen konnten sich nicht davor verstecken. Göre [1][Christine Lagarde,
tagsüber Chefin der Europäischen Zentralbank,] rief angelehnt an den
Social-Media-Trend im Juni ihren eigenen [2][Brat Summer] aus. Sie
ignorierte die große Schwester und die eigentliche Vorreiterin, die
Zentralbank in den USA, und machte ihr Ding: [3][Sie senkte den Leitzins].
Mit Finanzpolitik verhält es sich ein wenig wie mit den Trends auf Social
Media: Bestimmte Eras kommen und gehen.
Auf Social Media sind Eras, zu deutsch Ären, bestimmte Gefühle und
Lebensweisen, die uns Influencer vorleben. [4][Weltstar Taylor Swift
konzipierte zuletzt nach diesem Konzept ihre komplette Tour]. Die Eras
stellten ihre verschiedenen Alben dar. Auf Social Media trendete zuletzt
das brave, aufgeräumte, in einer beigen Wohnung lebende Clean Girl und das
Gegenmodell „der „Gören-Summer“, den die britische Sängerin Charli XCX …
ihrem Album Brat ausrief. Scheiß auf die anderen, ich mach mein Ding, war
das Motto der vergangenen heißen Monate.
Scheiß drauf, das dachte sich wohl auch Lagarde als ihre Era der
Zinssenkungen im Juni begann. Wie so oft sind Lagarde und ihre Finance Bros
eher langweilige Persönlichkeiten: In der Welt der Finanzpolitik gibt es im
Grunde nur drei Eras (keine acht wie bei Taylor): senken, erhöhen, nichts
tun.
Nach einer langen Era der hohen Zinsen, setzte Lagarde im Juni einen neuen
Trend und begann den Leitzins zu senken. Und ähnlich wie der Brat Summer,
der uns mit einer neuen Album Version mit vielen neuen Künstler*innen
als Features in den Herbst begleitet, bleibt auch die neue Zins-Era der EZB
an unserer Seite. [5][Vergangenen Woche senkte sie den Leitzins erneut].
Aber was heißt das?
## Alle gönnen sich richtig
Zentralbanken haben im Grunde ein Ziel: stabile Preise. Damit Essen,
Klamotten und Spaßgetränke nicht plötzlich enorm teuer werden, sollen die
Preise nur langsam ansteigen. Ein Instrument dafür der Leitzins. Er
bestimmt, wie viel die Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter, die Volksbank
Allgäu Oberschwaben und alle anderen an Zinsen erhalten, wenn sie unser
Geld bei der EZB lagern.
Damit versucht die EZB das Kauf- und Sparverhalten von Normalos und
Unternehmen zu lenken. Denn die Banken geben den Zins an ihre eigenen
Kund*innen weiter: Ist der Leitzins niedrig, sind Kredite günstiger und
es lohnt sich weniger zu sparen. Verkürzt bedeutet das: Alle gönnen sich
richtig. Ist der Leitzins hoch, dann lohnt es sich, sein Geld bei der Bank
zu lassen, denn man bekommt mehr Zinsen. Kredite sind dafür echt teuer.
Das hat zur Folge, dass Unternehmen weniger investieren und zum Beispiel
keine neuen Arbeitsplätze schaffen. Und die neue Couch, die man auf Pump
kaufen will, muss auch warten.
Es ist gut, dass sich die Finanzgören für eine Zinssenkung entschieden
haben, denn nach einer langen Zeit von hohen Preisen, geht es der
Wirtschaft, besonders in Deutschland, gar nicht gut. Günstigere Kredite
können ein Anreiz für einen Aufschwung sein. Doch die EZB war lange zu
zögerlich und hätte schon früher und auch stärker ihre Gören-Attitude
ausleben müssen. Für Lagarde und Co kann die Brat Era gern noch
weitergehen, der Rest von uns sollte sich lieber mal ein anderes Album
reinziehen.
20 Oct 2024
## LINKS
[1] /Christine-Lagarde/!t5012251
[2] /Social-Media-Kampagne-von-Kamala-Harris/!6022596
[3] /EZB-senkt-die-Zinsen/!6012947
[4] /Taylor-Swift-in-Deutschland/!6020670
[5] /Europaeische-Wirtschaft/!6043566
## AUTOREN
Anastasia Zejneli
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