Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kinotipp der Woche: Urschleim des Punk
> Gegen Repression und Faschismus: Das 11. Punkfilmfest Berlin zeigt
> weltweite Punkbewegungen von Bombay bis Südtirol – Dazu Livemusik, was
> sonst?
Bild: Auch in den Niederladen ging's ab: „Jimmy is punk: The story of Panic�…
„Es war ja so: es ging um Musik, die wir gut fanden und es ging darum, 'ne
Lederjacke sich anzuziehen und die Haare aufzustellen. Und das war alles.
Und da gab’s dann wirklich Leute, die dadrauf derart abgegangen sind… Da
wurdest Du auf der Straße von Leuten angesprochen, die Du nicht kanntest,
die zu Dir sagten: ‚Euch haben sie wohl in Auschwitz vergessen zu
vergasen.‘“
Und wer jetzt denkt, die Geschichte spielt in Nordhessen am Rande eines
CDU-Parteitags in den 1980er Jahren, liegt falsch. Der da spricht ist
Steffen, Gitarrist der Punkband Brechreiz 08/15 aus der thüringischen
Kreisstadt Sömmerda, und die Geschichte spielt in der DDR, von der manche
bis heute meinen, sie sei ein antifaschistischer Staat gewesen.
Jan Hecks zu recht viel gelobte Dokumentation „Schleimkeim – Otze and the
GDR from Under Ground“ zeichnet eben nicht nur die Geschichte der
Namensgeber nach oder entrollt eine Geschichte des Punks in der DDR,
sondern zeigt im Zug all dessen einmal mehr, wie repressiv und spießig die
DDR in vieler Hinsicht war. „Schleimkeim“ eröffnet am Mittwoch [1][„too
drunk to watch“], das 11. Punkfilmfest Berlin. Auch in diesem Jahr
kombiniert [2][die Reihe] wieder mitreißende Filme und live Akustikpunk im
Kino Lichtblick.
Ein Schwerpunkt der Auswahl sind auch in diesem Jahr Filme, die
Punk-Bewegungen in aller Welt dokumentieren. Gleich am ersten Abend wirbeln
nach „Schleimkeim“ Anindita Dutta Roy und Abhishek Chandran in gerade
einmal knapp einer Stunde durch ein beeindruckendes Panorama der
musikalischen Gegenkultur in Bombay („Back Then – The Story of Live Music
in Bombay“).
Am Samstag entreißt „100db“ von Jaka Terpinc und Gregor Bauman Indust-Bag,
eine der Bands dem Vergessen, die Punk im ehemaligen Jugoslawien bekannt
machten. Am Sonntag folgen Dokumentationen zum Punk in Südtirol („Südtirock
– Music on the Edge“) und Gran Canaria („Punkrock auf Gran Canaria –
Supervivencia y combate“).
Die Musikgeschichte des Rocks in Paraguay, die Luis Bogado in „Sobrevive la
música – The Music Survives“ zeigt, hat einige Ähnlichkeit mit der
Geschichte des Punk in „Schleimkeim“ – vor allem in den Erzählungen der
älteren Generation von Musiker_innen, die ihre Karriere während der
brutalen, repressiven Herrschaft von Alfredo Stroessner begann und der
Repression, der sie sich gegenüber sahen. Viele Aussagen ihrer jüngeren
Kolleg_innen hingegen kreisen eher um Musik als nationale
Unterhaltungsindustrie und eine allgemeine Mediengeschichte Paraguays.
Ergänzt werden all diese Film noch einmal durch ein komplettes
Kurzfilmprogramm, vier Liveacts, Chris Hölzings Dokumentarfilm „Solidarität
verbindet“ zum 100. Jubiläum der Roten Hilfe, sowie Marco Heinigs und
Steffen Maurers Dokumentarfilm „ANTIFA – Schulter an Schulter, wo der Staat
versagte“ – und zum Abschluss nimmt Margaret Anne Plumb in „Trans Punk“…
Hass auseinander, der der trans Community entgegenschlägt.
Kurzum: auch dieses Jahr ist „too drunk to watch“ es wert, mit dem
Lichtblick darüber zu verhandeln, ob man die Festivaltage über sein Bett
nicht doch vielleicht direkt im Kino aufstellen könnte.
15 Oct 2024
## LINKS
[1] https://toodrunktowatch.de/
[2] /Viel-Geist-und-wenig-Autoritaet/!5289320/
## AUTOREN
Fabian Tietke
## TAGS
taz Plan
Kino Berlin
Punk
Filmfestival
Dokumentarfilm
Konzert
taz Plan
taz Plan
Interview
Podcast-Guide
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kinoempfehlungen für Berlin: Soundtrack zu einem Staatsstreich
Ein Dokumentaressay von Johan Gimonprez erzählt vom Ende der Kolonialzeit
im Kongo. Und auch in John Fords „The Searchers“ geht es um Rassismus.
Kinotipp der Woche: Hüten versus Horten
Mit politischen Dokus wie „Patrol“ und „Goldrausch–Die Geschichte der
Treuhand“ machen die Dokumentarfilmtage Let’s Dok Halt in Berlin und
Brandenburg.
Kathleen Hanna über Sexismus im Punk: „Immer ein Register weiblicher Helden�…
Kathleen Hanna, Ex-Sängerin der Punkband Bikini Kill und Mitgründerin der
Gruppe Le Tigre, hat ihre Autobiografie veröffentlicht. Ein Interview.
Podcast über DDR-Punker Otze: Vom Punker zum Mörder
Dieter Ehrlich begründete den Ostpunk – und mordete. Der Podcast „Otze –
Stasi, Punk & Mord“ erzählt seine Geschichte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.