# taz.de -- Ende des Brics-Gipfel in Russland: Großkatzen statt Ukraine | |
> Die Brics-Staaten in Kasan feiern sich selber, während Wladimir Putin den | |
> UN-Generalsekretär belehrt. Und in der Abschlusserklärung finden sich nur | |
> Worthülsen. | |
Bild: Wladimir Putin nimmt an einer Plenarsitzung der Brics-Konferenz 2024 teil | |
Moskau taz | Die Großkatzen, ja, um die seien sie besorgt. Großkatzen | |
müssten geschützt werden. Da sei Zusammenarbeit nötig. So heißt es in der | |
Abschlusserklärung des 16. Brics-Gipfels, der am Donnerstag im russischen | |
Kasan zu Ende gegangen ist. Unter Punkt 20 einigen sich [1][die neun Länder | |
der Staatenvereinigung], zu der anfänglich nur Brasilien, Russland, Indien, | |
China und später Südafrika gehört hatten, auf die Schaffung einer | |
„Internationalen Großkatzen-Allianz“. | |
Erst unter Punkt 36 wird an die „nationalen Positionen zur Lage in und um | |
die Ukraine erinnert“. Dabei müssten alle Staaten gemäß der UN-Charta | |
handeln, heißt es darin. In dieser Charta haben sich die Staaten dazu | |
verpflichtet, die territoriale Integrität jedes Landes zu wahren. | |
Eine Aufforderung an Russlands Präsidenten Wladimir Putin, den Krieg in der | |
Ukraine zu beenden, findet sich trotzdem nicht im Abschlussdokument. Auch | |
von einer öffentlichen Verurteilung von Putins „militärischer | |
Spezialoperation“ in der Ukraine sehen die in Kasan Angereisten ab. So kann | |
sich [2][Putin auf seiner kleinen Weltbühne] für die Zusammenkunft solch | |
hochkarätiger Besetzung feiern lassen. Internationale Isolation Russlands? | |
I wo! | |
## Vorführung des UN-Generalsekretärs | |
Die Provokation des Westens gelingt. Selbst der höchste Repräsentant des | |
Völkerrechts, der UN-Generalsekretär Antonío Guterres, lässt sich am Runden | |
Tisch der 36 Staaten von den Brics-Mitgliedern und Freunden vorführen. | |
„Geehrter Herr Generalsekretär“, sagt Putin, „wir leben wie eine große | |
Familie und schaffen Mechanismen, um Handgemengen vorzubeugen.“ | |
Guterres kommt ganz am Schluss zu Wort und benennt seine vier wichtigsten | |
Punkte: Reformen des Finanzsystems, Klimawandel, KI und Frieden – „in Gaza, | |
im Libanon, in der Ukraine, in Sudan“. | |
Auf 43 Seiten führen die Brics-Mitglieder in 134 Punkten auf, was ihnen | |
wichtig erscheint: Die „Schaffung einer multipolaren Ordnung“ und die | |
Verurteilung von „illegalen Sanktionen“. Ein Wettrüsten im Weltraum solle | |
verhindert, „bewaffnete Konflikte in verschiedenen Regionen der Welt“ | |
sollten beseitigt werden. Es wird eine „Notwendigkeit von Menschenrechten | |
in allen Ländern“ konstatiert und eine „Verpflichtung“ zum „effektiver… | |
reaktionsfähigeren, legitimeren, demokratischen multilateralen System“ | |
abgegeben. | |
## Zynismus von Antidemokraten | |
Es sind zynische Worte von Staatenlenkern, die in ihren Ländern die | |
Demokratie mit Füßen treten. „Brics“, so sagt es der belarussische | |
Präsident Alexander Lukaschenko, [3][der seine Gegner ins Gefängnis sperren | |
lässt], so dass die Weltgemeinschaft nicht einmal weiß, wo sie sind und wie | |
es ihnen geht, Brics also seien eine „Gemeinschaft der Zukunft“. Sie werde | |
„zum Ende der Geschichte der westlichen Dominanz führen“. | |
Doch Putins herbeigesehnte Dedollarisierung der Welt ist nicht | |
vorangekommen. Das Brics-Zahlungssystem, [4][das eine Alternative zu Swift | |
sein sollte], ist bislang nur ein gemeinsamer Traum. Dass es an Konkretem | |
fehlt, ist für Moskau ohnehin nicht von großer Relevanz. Moskau hat in | |
Kasan das bekommen, was es lange gesucht hatte: Einige Mächtige der Welt | |
stehen zusammen, mit Putin in ihrer Mitte. | |
24 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Inna Hartwich | |
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