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# taz.de -- Putins Brics-Gipfel in Kasan: Club der falschen Freunde
> Die Welt zu Gast – ausgerechnet beim russischen Diktator. Die Bilder
> können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Brics-Staaten nur
> wenig eint.
Bild: Indiens Ministerpräsident Modi und Putin umarmen sich in Kasan
Auf den ersten Blick sieht es pompös aus: Russlands Präsident Putin
[1][kann sich als Weltenlenker inszenieren], weil 36 Staaten nach Kasan
angereist sind, um an einem Treffen der Brics-Gruppe teilzunehmen.
Besonders wichtig für Putin: Auch der chinesische Präsident Xi Jinping und
Indiens Präsident Narendra Modi sind gekommen.
Putin, so die Botschaft, vereint die aufstrebenden Schwellenländer, um
gemeinsam den Kampf gegen den „Westen“ aufzunehmen.
Aber dieses Bild vom Weltenlenker Putin ist nur billige Propaganda.
Faktisch bestimmt Putin gar nichts – stattdessen dominiert China, das
Russland als seinen Juniorpartner betrachtet. Diesen Machtverlust hat sich
Putin selbst zuzuschreiben: Sein Krieg gegen die Ukraine schwächt die
russische Wirtschaft, und zugleich sind die wichtigsten Märkte verloren. In
den Westen kann Russland seine Rohstoffe nicht mehr verkaufen, was die
„befreundeten“ Brics-Staaten weidlich ausnutzen. Russisches Gas und Öl
importieren sie sehr gern – aber nur gegen Preisnachlass.
Zudem sind die Brics-Staaten keineswegs geeint. Die meisten betreiben eine
Art Schaukelpolitik zwischen [2][dem Westen] und Russland. Das gilt für
[3][Indien] oder Brasilien, aber auch für die mögliche Beitrittskandidatin
Türkei – [4][die bekanntlich Nato-Mitglied ist].
Präsident Erdoğan ist zwar nach Kasan gereist, ewige Putin-Treue will er
dort aber nicht schwören. Stattdessen dient er sich einmal mehr als
Vermittler an, der im Ukrainekrieg gebraucht werden könnte – die inzwischen
gekündigten russisch-ukrainischen Getreideabkommen wurden ja mithilfe der
Türkei geschlossen.
## Im Bündnis schwelen Konflikte
Das Kernproblem der Brics-Staaten ist, dass dort jeder handelt wie Putin:
Alle wollen im Kreis von Mächtigen gesehen werden – aber jeder verfolgt
seinen eigenen Kurs. Eine gemeinsame Linie gibt es nicht.
Ganz im Gegenteil. Zwischen einzelnen Staaten deuten sich sogar
militärische Konflikte an. So hat Malaysia jetzt beantragt, Brics-Mitglied
zu werden. Zugleich wird es aber von der Brics-Supermacht China massiv
bedrängt, denn in Peking ist man der Meinung, dass das Südchinesische Meer
allein China gehöre. Diese Sicht wurde vom Ständigen Schiedsgerichtshof in
Den Haag zwar verworfen – aber das kümmert Xi Jinping nicht.
Und so ist die eigentliche Nachricht, dass sich China und Indien jetzt über
ihre Grenze im Himalaja verständigt haben. Das klingt friedlich, ist aber
eine schlechte Nachricht für Taiwan oder Malaysia. Denn wenn Xi Jinping
einen Konflikt bereinigt, kann es nur heißen: Er will Kapazitäten
freischaufeln, um neue Kriege anzuzetteln.
22 Oct 2024
## LINKS
[1] /Brics-Gipfel-in-Russland/!6041439
[2] /Internationale-Beziehungen/!6036636
[3] /Wahlen-in-Indien/!6010003
[4] /Scholz-besucht-Erdoan/!6041193
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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