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# taz.de -- „Friedensdemonstration“ am 3. Oktober: Die Friedensbewegung ist…
> Die Demo am Einheitstag in Berlin hat erneut gezeigt: Diejenigen, die
> dort nach Frieden riefen, meinen etwas ganz anderes – die Kapitulation
> der Ukraine.
Bild: Wurde auf der Friedensdemonstration während seiner Rede ausgepfiffen: Ra…
Mehr als zweieinhalb Jahre tobt der Krieg in der Ukraine. Ein Ende des
Wütens der russischen Soldateska ist nicht in Sicht. Bei vielen Menschen
ist die Angst groß vor einer Eskalation über die Grenzen des überfallenen
Landes hinaus. Gleichzeitig findet eine innere Mobilmachung in der
Bundesrepublik statt. Wer sich nicht der schlichten [1][Logik des
Militärischen] ergeben will und zu verstärkten diplomatischen Bemühungen
auffordert, steht schnell in der Gefahr, als weltfremder Träumer verspottet
zu werden. Das angesichts der deutschen Geschichte geradezu obszöne Gerede
von der [2][„Kriegstüchtigkeit“,] die wieder erlangt werden müsse, ist nur
schwer erträglich. Es wäre also höchste Zeit für eine große
Friedensbewegung. Doch in Deutschland gibt es keine Friedensbewegung mehr.
Nach längerem Siechtum ist sie am 3. Oktober in Berlin gestorben.
Das ist eine harte, eine bittere Feststellung. Aber wer sich die wütenden
[3][Pfiffe und Buhrufe während der Rede des SPD-Politikers Ralf Stegner]
vor Ort anhören musste, kann kaum zu einem anderen Befund kommen.
Selbstverständlich handelt es sich bei dem Überfall auf die Ukraine um
„einen russischen Angriffskrieg, der jeden Tag Tod und Zerstörung“ bringt.
Wer schon die Aussprache einer solch unbestreitbaren Tatsache für
unerträglich hält, der demonstriert nicht für den Frieden, sondern für den
Okkupanten. Putins deutscher Resterampe, die da so lautstark gepfiffen hat,
geht es nicht, wie ihre Ikone Sahra Wagenknecht behauptet, um Friedens-,
sondern um Kapitulationsverhandlungen. Mit einer Friedensbewegung, die
diesen Namen verdient, hat das nichts mehr zu tun. Denn dazu gehört
zwingend die Empathie und die Solidarität mit den Opfern kriegerischer
Aggressionen.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Unter den Demonstrant:innen in
Berlin waren auch viele aufrechte Friedensbewegte. Aber sie müssen sich den
Vorwurf gefallen lassen, nur als Staffage gedient zu haben. Und das war
absehbar. Aus gutem Grund hatte der Bundessprecher:innenkreis der
traditionsreichen Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) der Demo ihre Unterstützung verweigert. An
den wüsten Reaktionen auf die Rede Stegners lässt sich unschwer erkennen,
warum in dem zentralen Aufruf der Organisator:innen nicht benannt
worden ist, wer wen angegriffen hat.
Es war auch kein Versehen, dass sich der mehrheitlich mit dem BSW
sympathisierende Kreis um den Altfriedensbewegten Reiner Braun dagegen
ausgesprochen hat, die Forderungen nach einem Rückzug der russischen
Truppen aus der Ukraine oder nach Asyl für
Kriegsdienstverweiger:innen und Deserteur:innen aus Russland,
Belarus sowie der Ukraine aufzunehmen. Beides sollte, ja muss jedoch zum
Minimalkonsens gehören, um gemeinsam auf die Straße zu gehen.
Die alte Friedensbewegung ist tot, eine neue wäre notwendig. Immerhin gibt
es noch [4][zahlreiche Friedensbewegte] sowie Organisationen wie die
DFG-VK, die sich weder „kriegstüchtig“ noch zum Handlanger eines rechten
Autokraten machen lassen wollen. Sie sind wertvoller denn je.
4 Oct 2024
## LINKS
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[4] /Gegendemo-zu-Wagenknecht-und-Co/!6037059
## AUTOREN
Pascal Beucker
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Frieden und Krieg
Ralf Stegner
Sahra Wagenknecht
Friedensbewegung
Antimilitarismus
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Social-Auswahl
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Demonstration
Waffenstillstand
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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