# taz.de -- Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg: Grünen-Hochburg vor Personalwe… | |
> Die Mietenpolitik-Expertin Katrin Schmidberger will 2025 als Nachfolgerin | |
> von Canan Bayram für Friedrichshain-Kreuzberg in den Bundestag einziehen. | |
Bild: Seit 2011 für Friedrichshain-Kreuzberg im Abgeordnetenhaus: Katrin Schmi… | |
Berlin taz | Die Berliner Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger will im | |
kommenden Jahr von der Landes- in die Bundespolitik wechseln. Wie die | |
Sprecherin für Mieten und Wohnen der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus | |
der taz am Wochenende bestätigte, wird sie sich jetzt parteiintern als | |
Direktkandidatin im Bundestagswahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer | |
Berg Ost bewerben. | |
Sie engagiere sich gern und mit viel Leidenschaft in der Landespolitik, | |
sagte Schmidberger. Aber: „Der Bund entscheidet, ob die Berliner | |
Mieter:innen wirklich geschützt werden.“ Wohnungs- wie | |
Gewerbemieter:innen, so die Parteilinke, bräuchten endlich ein faires Miet- | |
und Baurecht. „Genau das will ich erreichen. Und Mietrecht geht eben nur im | |
Bund.“ | |
Der Bundestagswahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost gilt | |
als [1][sichere Bank für die Grünen]. Seit über zwei Jahrzehnten holt die | |
Partei hier verlässlich das Direktmandat, fast immer mit großem Abstand zu | |
den zweit- und drittplatzierten Kandidat:innen von Linkspartei und SPD. | |
Erst räumte die [2][linke Parteiikone Hans-Christian Ströbele] viermal | |
hintereinander das Mandat ab, 2017 und 2021 gewann schließlich die ebenso | |
[3][linke Juristin Canan Bayram], zuletzt mit rund 38 Prozent der Stimmen. | |
Nun will Katrin Schmidberger das Rennen machen. | |
## Bayram will nicht mehr – oder doch noch mal? | |
Canan Bayram, heißt es seit längerem, habe mehr als einmal deutlich | |
gemacht, bei der Wahl am 28. September 2025 nicht erneut antreten zu | |
wollen. Zuletzt war indes auch zu hören, dass die 58-Jährige eine erneute | |
Kandidatur doch nicht ausschließt. Dann liefe es bei der | |
Grünen-Wahlkreismitgliederversammlung im Herbst auf eine Kampfabstimmung | |
innerhalb des linken Parteiflügels hinaus. Eine entsprechende taz-Anfrage | |
ließ Bayram unbeantwortet. | |
Nach taz-Informationen wird die Bewerbung der 42-jährigen | |
Mietenpolitik-Expertin Schmidberger von etlichen | |
Spitzenvertreter:innen des linken Parteiflügels unterstützt, im | |
Landesvorstand ebenso wie im Abgeordnetenhaus und im Kreisverband | |
Friedrichshain-Kreuzberg. | |
Die langjährige Mitarbeiterin Hans-Christian Ströbeles zog 2011 für die | |
Grünen ins Landesparlament. Ihr Abgeordnetenhaus-Direktmandat im Westen | |
Kreuzbergs verteidigte sie vor drei Jahren mit über 40 Prozent, sie | |
vereinte damit mehr Erststimmen auf sich als die Kandidat:innen von SPD | |
und Linkspartei zusammen. | |
Schmidberger wirbt parteiintern für sich mit den Themen, die sie auch im | |
Abgeordnetenhaus beackert: bezahlbare Mieten und soziale Stadtentwicklung, | |
der Widerstand gegen den Weiterbau der A100 durch Friedrichshain nach | |
Prenzlauer Berg inklusive. Sie wolle dabei auch und vor allem „für die | |
direkten Anliegen der Menschen im Wahlkreis da sein und ihre Forderungen in | |
den Bundestag tragen“, sagte Schmidberger zur taz. | |
## Monika Herrmann rückt als Nächste nach | |
Dem Vernehmen nach will auch der Realo-Flügel eine Kandidatin ins Rennen | |
schicken, deren Chancen allerdings äußerst gering sind. Zwar gehört mit dem | |
östlichen Prenzlauer Berg ein Teil des Wahlkreises zu Pankow, [4][wo die | |
konservativeren Realos das Sagen haben]. | |
Dessen ungeachtet stellen die noch mal einen Zacken linker als andere linke | |
Verbände tickenden Friedrichshain-Kreuzberger:innen die Mehrheit der | |
stimmberechtigten Parteimitglieder im Wahlkreis. An einer Direktkandidatin | |
vom linken Parteiflügel dürfte wie in all den Jahren zuvor also auch jetzt | |
kein Weg vorbeiführen. | |
Sollte Katrin Schmidberger in einem Jahr in den Bundestag wechseln, könnte | |
eine andere Friedrichshain-Kreuzbergerin für sie ins Abgeordnetenhaus | |
nachrücken: Ex-Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann. Bei der Berlin-Wahl | |
2021 hatte Herrmann den Einzug ins Landesparlament knapp verpasst, auf der | |
Grünen-Landesliste steht sie seither auf dem ersten Nachrücker:innenplatz. | |
Herrmann macht sich vor allem für die Mobilitätswende stark und ist dafür | |
bekannt, keinem Streit aus dem Weg zu gehen. Schon die bloße Erwähnung | |
ihres Namens treibt nicht nur bei zahlreichen CDU-Männern den Puls hoch. | |
Sie zählt – obwohl derzeit nur Sprecherin der | |
Grünen-Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität – auch weiterhin zu den | |
Lieblingsfeind:innen der B.Z. | |
8 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Rainer Rutz | |
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das nicht. |