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# taz.de -- US-Präsidentschaftswahl: Mit Republikanern ins Kabinett
> Kamala Harris hat auf CNN ihr erstes TV-Interview seit ihrer Nominierung
> gegeben. Dabei gab es keine großen Patzer, dafür einige Überraschungen.
Bild: US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, hier bei einer Wahlkampfver…
Washington taz | Der US-Vizepräsidentin Kamala Harris bleiben weniger als
70 Tage, um die US-amerikanische Bevölkerung davon zu überzeugen, dass sie
das Zeug dazu hat, das Land über die nächsten vier Jahre zu regieren.
In ihrem ersten Fernsehinterview seit ihrer Nominierung als
Präsidentschaftskandidatin der demokratischen Partei hat sich die
59-Jährige keinen großen Patzer geleistet und sogar für eine kleine
Überraschung gesorgt. Von der Leichtigkeit, die sie während des
Nominierungsparteitags vergangene Woche in Chicago versprühte, war
allerdings nur wenig zu spüren.
Harris, die zusammen [1][mit ihrem Vizekandidaten Tim Walz] für das höchste
Amt im Land kandidiert, beantwortete im Interview mit dem
US-Nachrichtensender CNN Fragen über ihre politischen Pläne, ihre
veränderten Positionen, Präsident Joe Biden und den Krieg in Gaza.
Zum Auftakt des knapp 27-minütigen Interviews, welches am Donnerstagabend
ausgestrahlt wurde, fragte CNN-Journalistin Dana Bash Harris nach ihren
Plänen für den ersten Tag im Amt. Das Kapitel wurde jedoch schnell ad acta
gelegt, da sie ihre bereits bekannten Pläne, wie mehr Steuervergünstigungen
für Familien mit Kindern, einfach wiederholte.
## Mittelschicht unterstützen, Hoffnung verbreiten
„Eine meiner höchsten Prioritäten ist es, alles zu tun, was wir können, um
die Mittelschicht zu unterstützen und zu stärken. Wenn ich mir die
Hoffnungen, Ziele und Ambitionen des amerikanischen Volkes anschaue, glaube
ich, dass die Menschen bereit sind für einen neuen Weg nach vorn. Und zwar
auf eine Art und Weise, die Generationen von Amerikanern angetrieben hat –
durch Hoffnung und Optimismus“, sagte Harris.
Hoffnung ist das große Schlagwort von Harris’ Wahlkampf. Etwas, das sie
sich [2][von Ex-Präsident Barack Obama] abgeschaut hat. Dieser hatte
aufgrund seiner Hautfarbe jedoch auch immer wieder mit Anfeindungen zu
kämpfen. Harris ist nicht nur schwarz, sondern auch eine Frau. Auf die
Frage, wie sie mit Kommentaren von Republikanern und Ex-Präsident Donald
Trump über ihre Identität umgehe, erwiderte sie: „Immer das gleiche alte,
abgedroschene Drehbuch. Die nächste Frage bitte.“
Am energischsten zeigte sich Harris vermutlich auf die Frage nach ihren
Positionen zu den Themen Fracking und Einwanderung. In beiden Fällen haben
sich ihre öffentlichen Aussagen gegenüber früheren Jahren klar verschoben.
„Ich denke, der wichtigste und bedeutsamste Aspekt meiner politischen
Perspektive und Entscheidungen ist, dass sich meine Werte nicht geändert
haben“, sagte Harris. Sie habe jedoch während der vergangenen fast vier
Jahre als Vizepräsidentin gelernt, wie wichtig es sei, einen Konsens zu
erzielen, um die Probleme gemeinsam lösen zu können.
## Aktuell leichter Vorsprung vor Trump
Harris, die in neuesten Umfragen sogar einen leichten Vorsprung gegenüber
Trump besitzt, wurde in den letzten Wochen von Republikanern für ihre
veränderten Positionen immer wieder kritisiert. Hatte sie sich als
US-Senatorin noch für ein Verbot der [3][kontroversen Fracking-Methode] zur
Gewinnung von Erdgas und Erdöl ausgesprochen, ist sie seither gegen eine
solche Bestimmung.
„Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns ernsthaft damit befassen,
was wir tun müssen, um uns vor einer eindeutigen Klimakrise zu schützen“,
sagte Harris, die betonte, dass sie zusammen mit Präsident Biden [4][das
größte Klimagesetzespaket] in der Geschichte der USA verabschiedet habe.
Vor mehr als vier Jahren hatte sich Harris auch für eine Dekriminalisierung
von illegaler Einwanderung ausgesprochen. Auch diese Position hat sie
mittlerweile verworfen. Sie betonte, sie sei stolz auf die Arbeit, die sie
und Biden in den vergangenen Jahren zur Reduzierung der Zahl von
unerlaubten Grenzübertritten geleistet haben.
## Republikaner im Kabinett für Harris denkbar
Für eine Überraschung sorgte sie, als sie sagte, dass sie sich vorstellen
könnte, einen Republikaner in ihr mögliches Regierungskabinett aufzunehmen.
In der polarisierten amerikanischen Politik scheint diese Aussage fast
utopisch.
„Ich habe meine Karriere damit verbracht, Meinungsvielfalt zuzulassen. Ich
denke, es ist wichtig, Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und
Erfahrungen am Tisch zu haben, wenn einige der wichtigsten Entscheidungen
getroffen werden. Und ich denke, es wäre zum Vorteil der amerikanischen
Öffentlichkeit, ein Mitglied meines Kabinetts zu haben, das Republikaner
ist“, so Harris.
Die demokratische Partei reitet seit der Nominierung von Harris auf einer
Welle der Euphorie. Im CNN-Interview überschüttete sie Biden mit Lob für
seine politischen Leistungen als Präsident und seine Entscheidung, das Wohl
des Landes vor seine politischen Ambitionen zu stellen.
Dennoch muss sich Harris als Teil der Biden-Regierung auch Fragen zur
Unterstützung Israels gefallen lassen. Aktivisten, vor allem aus dem linken
politischen Lager, verlangen seit Monaten einen sofortigen Waffenstillstand
und ein Ende von US-Waffenlieferungen an Israel.
## Klare Positionierung zu Waffenstillstand in Gaza
Gefragt, ob sie diesen Forderungen als Präsidentin nachkommen würde,
erklärte sie nur, dass ein Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln
ihre obersten Prioritäten seien.
„Israel hat ein Recht, sich zu verteidigen. Das würden wir auch. Doch es
ist auch wichtig, wie es das tut. Viel zu viele unschuldige Palästinenser
wurden getötet. Und wir müssen einen Deal abschließen“, sagte Harris.
Am 10. September treffen Harris und Trump bei einer ersten TV-Debatte
aufeinander.
30 Aug 2024
## LINKS
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[4] /US-Praesidentschaftswahlen/!6023756
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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