# taz.de -- Parteitag der US-Demokraten: Eine, die für alle da sein will | |
> Mit einer Rede von Kamala Harris endet der Nominierungsparteitag der | |
> Demokraten. Sie warnt vor Trump und gibt sich siegesgewiss. | |
Bild: Kamala Harris während ihrer Rede beim Nominierungsparteitag der Demokrat… | |
Chicago taz | Es war der Höhepunkt einer viertägigen Inszenierung, die | |
minutiös durchgetaktet war. Zum Abschluss des Parteitags der Demokraten in | |
Chicago sprach Kamala Harris und nahm offiziell die Nominierung als | |
Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei an. | |
Als Staatsanwältin habe sie früher vor Gericht immer fünf Worte gesagt: | |
„Kamala Harris for the people“ – auch als Präsidentin wolle sie eine | |
Kämpferin für das Volk sein, versprach sie. Als erste Schwarze Frau | |
indischer Abstammung hat Harris mit der Nominierung als | |
Präsidentschaftskandidatin schon jetzt US-Geschichte geschrieben. Und auch | |
wenn es dann doch keine Auftritte der Megastars Beyoncé oder Taylor Swift | |
gab, hat der Parteitag gezeigt, dass das Hoch, in dem die Demokraten sich | |
seit über einem Monat befinden, anhält. | |
Im United Center in Chicago wurde viel gejubelt, viel gelacht, und [1][es | |
gab Liebesbekenntnisse der Redner:innen für die eigenen Partner:innen | |
und Kinder] – aber auch für Joe Biden. Der amtierende Präsident, [2][der | |
sich erst im vergangenen Monat dazu durchgerungen hatte], nicht erneut zu | |
kandidieren, wurde für sein politisches Lebenswerk gefeiert. „Thank you, | |
Joe!“-Rufe hallten immer wieder durch das Rund der Mehrzweckhalle. | |
Der Fokus lag jedoch auf dem neuen Spitzenduo, Kamala Harris und | |
[3][Minnesotas Gouverneur Tim Walz, dem Kandidaten für den Posten des | |
Vizepräsidenten]. Die Redner:innen hatten zwei Aufgaben: Harris und Walz | |
einem landesweiten Publikum näherzubringen – und deren Vision von Amerika | |
zu verkaufen. | |
## „Realistisch, praktisch, mit gesundem Menschenverstand“ | |
Harris, die frühere kalifornische Staatsanwältin und US-Senatorin, wurde | |
bei ihrer Rede von einem Meer an rot-weiß-blauen Flaggen und | |
„Kamala“-Plakaten empfangen. Sie beschrieb die Vision eines Amerikas, in | |
dem jeder eine faire Chance haben solle. In dem persönliche Freiheiten und | |
Menschenrechte verteidigt würden – und in dem die Regierung für die | |
Menschen arbeite. | |
Sie wolle eine Präsidentin sein, die „realistisch ist, praktisch, und die | |
gesunden Menschenverstand hat“, sagte sie. Und machte keinen Hehl daraus, | |
dass ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin vor einem Monat noch | |
als sehr unwahrscheinlich galt. Doch unerwartete Wege seien nichts Neues | |
für sie. | |
Harris argumentierte auch mit ihrer eigenen Biografie. Als Tochter zweier | |
Migrant:innen zeige ihr eigener Aufstieg, dass in den USA alles möglich | |
sei. Nach der Trennung ihrer Eltern wuchs Harris bei ihrer | |
alleinerziehenden Mutter auf, die viel arbeitete. Umso wichtiger seien | |
Menschen aus der Nachbarschaft gewesen, die sich um sie und ihre Schwester | |
kümmerten, erzählte sie in ihrer Rede. Menschen, die für andere da sind, | |
ohne einen eigenen Vorteil zu suchen. | |
Das war die Folie, vor der Harris vor einer weiteren Trump-Präsidentschaft | |
warnte. „Die Konsequenzen, sollte Donald Trump wieder ins Weiße Haus | |
zurückkehren, wären äußerst schwerwiegend“. Vor allem nach der | |
Supreme-Court-Entscheidung, die einem Präsidenten weitgehende Immunität | |
gewährt. | |
## „Wo die USA hingehören“ | |
Sie werde – anders als Trump – den Rechtsstaat verteidigen. Und sie wolle | |
eine Präsidentin für alle Amerikaner sein. Sie werde versuchen die | |
„Bitterkeit, den Zynismus und die Spaltungskämpfe der Vergangenheit zu | |
überwinden“. Gemeint ist damit auch der Wahlkampf von Trump und dessen | |
Mitstreiter US-Senator J. D. Vance. Das republikanische Spitzenduo führe | |
seine Kampagne vor allem basierend auf Angst, Spaltung und Dunkelheit, hieß | |
es immer wieder in Chicago. | |
Harris versicherte, dass sie als Präsidentin fest an der Seite der Ukraine | |
und der Nato-Partner stehen werde, während Trump sich durch Schmeicheleien | |
von Diktatoren beeinflussen lasse. „Im anhaltenden Kampf zwischen | |
Demokratie und Tyrannei weiß ich, wo ich stehe – und wo die USA | |
hingehören.“ | |
Mit Blick auf den Gaza-Krieg und Israel betonte Harris: „Präsident Biden | |
und ich arbeiten rund um die Uhr, um einen Waffenstillstand und die | |
Freilassung der israelischen Geiseln zu erzielen“. Die USA als wichtigster | |
Partner Israels unterstützen das israelischen Militär, dessen Vorgehen im | |
Gazastreifen laut der dortigen Gesundheitsbehörde bereits mehr als 40.000 | |
Todesopfer gefordert hat. | |
Für viele aus dem linken politischen Lager sind die anhaltenden | |
US-amerikanischen Waffenlieferungen an Israel daher nicht nachvollziehbar. | |
Während des Parteitags gab es in Chicago täglich propalästinensische | |
Demonstrationen. Trotzdem warteten die Demokraten bis zum letzten Abend, um | |
die Situation in Gaza direkt anzusprechen. | |
Und der Tenor war bekannt: Israel unterstützen und das Leid der Menschen in | |
Gaza lindern. Für einige Wähler:innen ist der Spagat, den die Regierung | |
hier versucht, nicht glaubwürdig. Die Gefahr ist, dass sie im November zu | |
Hause bleiben. Ihre Stimmen könnten über den Ausgang der Wahl | |
mitentscheiden. | |
23 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/us-wahl/id_100473298/tim-wa… | |
[2] /Joe-Biden-ueber-seine-Entscheidung/!6025961 | |
[3] /Parteitag-der-US-Demokraten/!6031822 | |
## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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