# taz.de -- US-Präsidentschaftswahl: Robert F. Kennedy unterstützt Trump | |
> Der parteilose Kandidat zieht sich aus den umkämpften Swing States zurück | |
> und stärkt dem Republikaner den Rücken. Seine Familie ist davon wenig | |
> begeistert. | |
Bild: Da haben sich zwei gefunden: Robert F. Kennedy und Donald Trump am Freita… | |
Washington/Glendale taz | [1][Der parteilose US-Präsidentschaftskandidat | |
Robert F. Kennedy] unterstützt ab sofort den Republikaner Donald Trump und | |
zieht sich dafür aus besonders umkämpften Bundesstaaten zurück. Das | |
erklärte der 70-Jährige bei einem Auftritt im Bundesstaat Arizona. Schon | |
wenige Stunden später stand er dort erneut auf der Bühne – diesmal bei | |
einer Wahlkampfveranstaltung Trumps. Kennedys Schritt dürfte dem | |
Ex-Präsidenten im Rennen gegen [2][die demokratische Kandidatin Kamala | |
Harris] bei der Wahl im November wohl einen Vorteil verschaffen – wenn auch | |
noch unklar ist, in welchem Ausmaß. | |
Trumps Anhänger in Glendale feierten den Gast mit „Bobby, Bobby“-Rufen – | |
Kennedys Rufname. Der Ex-Präsident empfing ihn mit den Worten, ihm habe es | |
nicht gefallen, wie dieser ihn im Wahlkampf angegriffen habe. „Aber er ist | |
eine phänomenale Person“, sagte Trump und betonte, dass sie gemeinsam „das | |
korrupte politische Establishment“ besiegen wollten. Kennedys Anhänger | |
forderte Trump auf, sich der Koalition anzuschließen. Kennedy erklärte | |
seinerseits, er habe mit Trump „nicht über die Dinge gesprochen, die uns | |
trennen – denn wir sind nicht in allem einig –, sondern über die Werte und | |
Themen, die uns verbinden“. | |
Kennedy gab an, Trump habe ihm eine Rolle in dessen möglicher Regierung in | |
Aussicht gestellt. Die Unterstützung für den Republikaner begründete er | |
primär mit seiner Enttäuschung über die Demokraten. Kennedy warf ihnen vor, | |
den Wahlkampf mit undemokratischen Mitteln zu beeinflussen. Scharfe Kritik | |
übte er auch an den US-Medien, die er beschuldigte, unausgewogen und | |
zugunsten der Demokraten zu berichten. | |
Kennedy teilte mit, seinen Namen in den besonders umkämpften sogenannten | |
Swing States vom Wahlzettel streichen lassen zu wollen. So kurzfristig | |
dürfte das allerdings nicht mehr überall möglich sein. Kennedy betonte | |
indes explizit, dass er sich nicht komplett aus dem Rennen zurückziehe. In | |
den anderen Staaten könne weiterhin für ihn gestimmt werden, ohne dass dies | |
Trump oder Harris schade, erklärte er. | |
Der Neffe des legendären [3][Ex-Präsidenten John F. Kennedy] ist bei der | |
Präsidentenwahl chancenlos – in Umfragen liegt er im Schnitt nur bei rund 5 | |
Prozent. Doch sowohl Demokraten als auch Republikaner blicken mit Sorge auf | |
ihn. Das Rennen zwischen Trump und Harris ist äußerst knapp, und Kennedy | |
könnte beiden Seiten entscheidende Stimmen abnehmen. Aktuelle Umfragen | |
zeigen, dass seine Kandidatur wohl eher Trump schadet. Kennedys | |
Unterstützung könnte nun das Risiko einer Spaltung der konservativen | |
Wählerbasis in wichtigen Staaten verringern, was Trump helfen würde. | |
## „Trauriges Ende einer traurigen Geschichte“ | |
Kennedys Entscheidung wird wegen des komplexen US-Wahlsystems eine | |
besondere Bedeutung zugemessen. Während die meisten der 50 Bundesstaaten | |
fest in der Hand der Republikaner oder Demokraten sind, sind einige wenige | |
hart umkämpft. Besonders enge Rennen werden etwa in Pennsylvania, Arizona, | |
Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet. | |
Die Wählerinnen und Wähler bestimmen mit ihren Stimmen im November die | |
Zusammensetzung des 538-köpfigen Wahlkollegiums, das letztlich den | |
Präsidenten wählt. Für einen Sieg benötigen die Kandidaten mindestens 270 | |
Wahlleute. Entscheidend ist hierbei die Mehrheit im Wahlkollegium | |
(„electoral vote“) und nicht die tatsächliche Mehrheit der Stimmen im | |
ganzen Land („popular vote“). | |
Die Anzahl der Wahlleute pro Staat richtet sich ungefähr nach der | |
Bevölkerungsgröße. Aufgrund des in fast allen Staaten geltenden | |
Mehrheitswahlrechts erhält der Gewinner eines Staates alle Wahlleute – | |
selbst bei knappen Siegen. | |
Über Kennedys Rückzug wurde bereits spekuliert. Seine | |
Vizepräsidentschaftskandidatin Nicole Shanahan hatte einen Zusammenschluss | |
mit Trump ins Spiel gebracht. Gleichzeitig gab es Berichte, dass dem Duo | |
das Geld für den Wahlkampf ausgeht. | |
Kennedy stammt aus einer prominenten politischen Familie und war | |
jahrzehntelang Demokrat. Er entfernte sich aber zunehmend von der Partei | |
und verkündete im Oktober 2023 seine unabhängige Präsidentschaftsbewerbung. | |
Der erklärte Impfgegner wurde von Demokraten und Familienmitgliedern wegen | |
der Verbreitung von Verschwörungsmythen und Kontakten zu rechtsextremen | |
Politikern häufig kritisiert. | |
Familienmitglieder bezeichneten Kennedys Unterstützung für Trump nun als | |
„Verrat an den Werten, die unserem Vater und unserer Familie am Herzen | |
liegen“. Sie sprachen von einem „traurigen Ende einer traurigen | |
Geschichte“. Ihre Unterstützung im Wahlkampf gelte der Demokratin Harris | |
und [4][ihrem Vizekandidaten Tim Walz]. | |
24 Aug 2024 | |
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