| # taz.de -- AfD plant Reform ihrer Jugendverbände: Weniger Macht den Jungen | |
| > Der AfD-Bundesvorstand denkt über eine Neuorganisation der | |
| > AfD-Jugendverbände nach. Denn deren Radikalität wird für die Partei zum | |
| > Problem. | |
| Bild: „Gesichert rechtsextremistisch“: Aufkleber am Stand der „Junge Alte… | |
| Von Zurückhaltung ist bei den norddeutschen Jugendverbänden der AfD nichts | |
| zu vernehmen: Offensiv wirbt etwa die niedersächsische Junge Alternative | |
| (JA) weiter damit, dass die „erfolgreiche Umsetzung der | |
| Remigrationspolitik“ Deutschland zu einem Vorbild machen und eine „Ära des | |
| Fortschritts und der Prosperität“ einleiten würde. | |
| Auch die schleswig-holsteinische Junge Alternative sieht Deutschlands Heil | |
| in der „Remigration“. Dabei ist das offensive Vertreten solcher | |
| Deportationsfantasien durchaus existenzgefährdend für die Jung-AfDler; | |
| ihre Zukunft ist ungewiss: Die Bundesführung der [1][AfD] denkt über eine | |
| Neuorganisation nach, denn wegen [2][der Radikalität der Jugendverbände] | |
| drohen Konsequenzen für die Partei. | |
| Nicht ungewöhnlich ist es auch bei Jugendverbänden der demokratischen | |
| Parteien, dass sie sich ideologisch konsequenter positionieren. Meist | |
| treten sie als das moralische Gewissen auf, das die Parteien an die | |
| politischen Grundsätze erinnert. | |
| Bei der [3][Jungen Alternative] ist das nicht anders – und sorgt genau | |
| deswegen bei AfD-Funktionsträgern für Besorgnis: Zu eindeutig trete die | |
| Jugend mit dem ethnischen Volksbegriff und der Vorstellung von der | |
| deutschen Volksgemeinschaft auf, zu eng würden personelle Beziehungen zu | |
| rechtsextremen Personen und Netzwerke gepflegt – trotz ermahnender Worte | |
| und der Existenz von Unvereinbarkeitsbeschlüssen. Das belastet die Partei | |
| beim Versuch, sich als nicht rechtsextrem darzustellen. | |
| Der Kurs der Jugendverbände führte schon 2018 in Niedersachsen zur | |
| Einstufung der JA durch das Landesamt für Verfassungsschutz als „gesichert | |
| rechtsextremistisch“. Und im Februar dieses Jahres scheiterte die JA mit | |
| ihrem Bundesvorsitzenden Hannes Gnauck vor dem Verwaltungsgericht Köln im | |
| Eilverfahren gegen die bundesweite [4][Einstufung als „gesichert | |
| rechtsextremistisch“.] | |
| ## Neustrukturierung des Jugendverbandes vorbereiten | |
| Im AfD-Bundesvorstand soll nun eine Neustrukturierung des Jugendverbandes | |
| vorbereitet werden – vor allem, um mehr Einfluss auf die JA zu haben. Es | |
| wäre eine Entmachtung, mit der die bislang geltende Selbstständigkeit | |
| beschnitten würde. Der Vorstand denkt an das SPD-Modell mit ihren Jusos: | |
| Alle AfD-Mitglieder unter 36 Jahren wären dann auch JA-Mitglieder – aber | |
| sie wären an Parteibeschlüsse gebunden. | |
| Nachfragen der taz, was sie von diesen Plänen halten, lassen die JA in | |
| Niedersachsen und in Schleswig-Holstein unbeantwortet. Der | |
| Bundesvorsitzende Gnauck aber bemüht sich bereits, die Debatte zu | |
| entschärften. Weder die Partei noch der Jugendverband hätten sich auf einen | |
| „konkreten Handlungsplan“ geeinigt; der „Meinungsbildungsprozess“ sei n… | |
| nicht abgeschlossen. | |
| Die Überlegungen dürfte die JA in Schleswig-Holstein allerdings kaum | |
| disziplinieren, erwarten regionale Beratungsteams gegen Rechtsextremismus | |
| in Schleswig-Holstein. „Die JA in Schleswig-Holstein hat keine | |
| Berührungspunkte mit der extremen Rechten und zum Teil offene Verbindungen | |
| und Überschneidungen zu anderen rechtsextremen oder | |
| verschwörungsideologisch orientierten Gruppen und Einzelpersonen“, erklären | |
| sie auf Nachfrage der taz. Die JA würde immer wieder | |
| [5][Kampfsporttrainings veranstalten] und propagiere den gewaltbereiten | |
| Kampf auf der Straße. | |
| Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus und für Demokratie in | |
| Niedersachsen hält es für denkbar, dass eine Konkurrenz zwischen der | |
| bestehenden JA und der angedachten Neuorganisation entstehen könnte. | |
| Wahrscheinlicher sei aber, dass das „Alte in dem Neuen“ aufgeht: Eine | |
| strategische Neugründung würde genutzt werden, um sich nach außen als | |
| „bürgerlich“ zu präsentieren, während die politische Radikalität | |
| beibehalten würde. | |
| 14 Sep 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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