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# taz.de -- Klage gegen Pestizide: Zulassung ohne Risikoprüfung
> Die Umwelthilfe zieht vor das Gericht der EU: Der Insektenkiller
> Sulfurylfluorid schade dem Klima, der Unkrautvernichter Flufenacet der
> Gesundheit.
Bild: Obacht: Sulfurylfluorid!
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagt beim Gericht der EU gegen die
Zulassungen von zwei mutmaßlich gefährlichen Pestizidwirkstoffen. Das
Unkrautvernichtungsmittel Flufenacet könne nach einer vorläufigen
Einschätzung der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit den Hormonhaushalt
beeinflussen und sei extrem langlebig, [1][teilte die DUH am Montag mit].
Mit [2][Sulfurylfluorid] werden Schädlinge zum Beispiel in [3][Holz für den
Export] getötet. Den Umweltschützern zufolge schadet das Gas dem Klima weit
mehr als die gleiche Menge Kohlendioxid. „Der Anstieg der Emissionen von
Sulfurylfluorid in Europa trägt erheblich zur globalen Erwärmung bei“, so
die DUH. Der Rechtsstreit mit der EU-Kommission könnte sich auch auf viele
andere [4][Pestizide] auswirken.
„Obwohl die erstmals 2004 beziehungsweise 2010 erteilten Genehmigungen für
die hochriskanten Wirkstoffe schon längst abgelaufen sind, hat die
EU-Kommission diese auf Druck der Industrie immer wieder verlängert“,
kritisierte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Und das, ohne aktuelle
wissenschaftliche Erkenntnisse über die Risiken der Anwendung für Menschen,
Klima, Gewässer und Biodiversität angemessen zu berücksichtigen.“
Einen Widerspruch des Verbands gegen die Zulassungsverlängerungen hatte die
EU-Kommission zurückgewiesen. Sie berief sich auf Artikel 17 der
[5][Pflanzenschutzmittel-Verordnung]. Demnach müsse die Behörde Zulassungen
vor deren Ablauf erneuern, wenn sie es nicht schafft, die Risiken vorher zu
prüfen und der Hersteller für die Verzögerung nicht verantwortlich ist. Im
Fall von Flufenacet untersuchen die EU-Behörden seit 2019 ohne endgültiges
Ergebnis, ob und wie es den Hormonhaushalt beeinflusst. DUH-Anwältin
Caroline Douhaire argumentiert dagegen, das Vorsorgeprinzip des EU-Rechts
zwinge die Kommission, „dringend“ einzuschreiten.
Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer, der wie andere Unternehmen Flufenacet
verkauft, schrieb der taz auf Anfrage: „ Alle von Bayer angebotenen
Produkte sind sicher für Mensch und Umwelt, wenn sie entsprechend der
Anwendungshinweise verwendet werden.“ Das besonders umstrittene
Abbauprodukt Trifluoressigsäure (TFA) könne auch als Vorprodukt für viele
Anwendungen wie Kühlmittel, Beschichtungen oder Funktionskleidung in die
Umwelt geraten. Den jüngsten wissenschaftlichen Studien zu TFA zufolge gebe
es „keine Hinweise auf ein Risiko für die menschliche Gesundheit oder für
die Umwelt“. Das US-Unternehmen Douglas, das die Zulassungsverlängerung von
Sulfurylfluorid beantragt hat, ließ eine Bitte der taz bis
Redaktionsschluss unbeantwortet.
9 Sep 2024
## LINKS
[1] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/hochgiftige-p…
[2] https://ec.europa.eu/food/plant/pesticides/eu-pesticides-database/start/scr…
[3] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/fluorierte-treibhausgas…
[4] /Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935
[5] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX%3A32009R1107
## AUTOREN
Jost Maurin
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