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# taz.de -- Subventionen für Öko-Landwirtschaft: EU muss Bio effizienter för…
> Die Kontrollbehörde rät, sich nicht nur auf die Ausweitung der Flächen zu
> konzentrieren. Fortschritte müssten auch gemessen werden.
Bild: Es gibt mehr Biogemüse wie Blumenkohl als vor ein paar Jahren – aber �…
Berlin taz | Der Europäische Rechnungshof sieht erhebliche Mängel bei den
EU-Subventionen für die [1][Bio-Landwirtschaft]. „Die EU-Mittel für den
ökologischen/biologischen Landbau – rund 12 Milliarden Euro im Zeitraum
2014–2022 – trugen zur Vergrößerung der ökologisch/biologisch
bewirtschafteten Fläche bei, doch wurden die Umwelt- und Marktziele nicht
hinreichend berücksichtigt“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten
Bericht der Behörde. Zudem sei Bio immer noch eine Nische. In der Strategie
der EU für die Branche fehlten „wichtige Elemente wie quantifizierbare
Ziele und ein Ansatz für die Messung von Fortschritten“.
Dabei sieht die EU-Kommission den Ökolandbau als wichtiges Instrument an,
um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Schließlich müssen
Biobauern zugunsten der Artenvielfalt auf synthetische Pestizide und Dünger
verzichten sowie ihren Tieren zum Beispiel mehr Platz geben. Brüssel will
deshalb, dass der Bioanteil an der Agrarfläche von 10,5 Prozent im Jahr
2022 auf mindestens 25 Prozent 2030 steigt. Um das zu erreichen, zahlt die
EU spezielle Subventionen an Bauern, die auf Bio umstellen oder umgestellt
haben.
Der Rechnungshof sieht aber ein Risiko, dass die EU die 25 Prozent
verfehlt: „Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sich das derzeitige
jährliche Wachstum des ökologischen/biologischen Landbaus verdoppeln.“
## Es fehlen die Hülsenfrüchte
Zudem seien die versprochenen Vorteile für Umwelt- und Tierschutz „nicht
immer garantiert“. So schreibe die EU-Ökoverordnung zwar vor, jedes Jahr
auf jedem Feld die Pflanzenart zu wechseln und auch Hülsenfrüchte
(Leguminosen) anzubauen, die den Boden auf natürliche Art düngen. Doch die
Prüfer stellten fest: „Von den 26 Landwirten, die der Hof in den vier
geprüften Mitgliedstaaten besuchte, hatten 9 Landwirte über mehrere Jahre
hinweg auf derselben Parzelle dieselbe Kulturpflanze angebaut oder keine
Leguminosen oder andere Gründüngungspflanzen genutzt.“
Deshalb hätten einige dieser Bauern „verstärkt externe Produktionsmittel
wie im Handel bezogene organische Dünger und Pestizide eingesetzt“, was den
Grundsätzen des Ökolandbaus widerspreche. Mehrere Staaten hätten
Biolandwirten jahrelang auch pauschal gestattet, Rinder ständig im Stall
anzubinden, Schweinen die Ringelschwänze abzuschneiden oder Zähne zu
entfernen. Der Rechnungshof überprüfte Betriebe in Rumänien, Polen,
Österreich und Italien – Staaten, aus denen auch Deutschland Bioprodukte
importiert.
Keit Pentus-Rosimannus, das für den Bericht zuständige Mitglied des
Rechnungshofs, ergänzte, es reiche nicht, die Ökofläche auszuweiten. Denn
die Bio-Subventionen erhalten Bauern auch, wenn sie keine Ökoprodukte
erzeugen: „In Rumänien stellte der Hof fest, dass sich die als Grünland und
für Futterpflanzen genutzte ökologische/biologische Anbaufläche im Zeitraum
2014–2021 mehr als verdoppelte, während die Zahl der ökologisch/biologisch
gehaltenen Weidetiere um 75 Prozent zurückging“, berichtete die Behörde.
So laufe die EU Gefahr, „ein System mit Schlagseite zu schaffen, das
vollständig von EU-Mitteln abhängig ist, anstelle einer florierenden
Branche, die von gut informierten Verbrauchern getragen wird“. Bisher habe
Bio nur einen Anteil von 4 Prozent des Lebensmittelmarktes der EU. Deswegen
sollten die EU-Länder ähnlich wie Polen zur Bedingung für die Subventionen
machen, dass auch Bioware produziert wird.
## EU-Kommission will Effizienz prüfen
Die EU-Kommission versprach in ihrer Antwort auf den Bericht, zu
analysieren, wie die Mitgliedstaaten die Ausnahmegenehmigungen für
Ökobauern nutzen. Sie will auch gemeinsam mit den Ländern prüfen, inwieweit
die Bio-Subventionen zu den Zielen der EU-Agrarpolitik beitragen und ob für
diese Untersuchung mehr Daten erhoben werden müssen.
23 Sep 2024
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[1] /Schwerpunkt-Bio-Landwirtschaft/!t5022870
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
Landwirtschaft
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