# taz.de -- Barnier wird Frankreichs Regierungschef: Aushilfspremier von Le Pen… | |
> Frankreich hat mit Michel Barnier einen Premier – endlich, könnte man | |
> sagen. Wenn er nicht von Le Pen abhängig wäre. | |
Bild: Der alte Premierminister Gabriel Attal (l.) und der neue, Michel Barnier,… | |
Michel Barnier, der von Präsident Macron für den voraussichtlichen | |
Aushilfsjob des Premierministers [1][ausersehen wurde], kann mit keiner | |
Schonzeit oder mit Vorschusslorbeeren rechnen. Er tritt sein Amt an und ist | |
schon auf der Abschussliste der Oppositionsfraktionen, die ihn bei der | |
erstbesten Gelegenheit stürzen wollen. | |
Barnier soll dafür geradestehen, dass Emmanuel Macron die Ergebnisse der | |
letzten Wahlen schlicht ignorieren und einfach wie zuvor weitermachen will. | |
Die Macronisten haben nach dem Verlust der absoluten Mehrheit 2022 bei den | |
Wahlen im Juli auch ihren Anspruch auf die Regierungsführung verloren. | |
Viele ihrer Sitze haben sie nur deshalb retten können, weil sie mit der | |
vereinten Linken Absprachen gegen die bedrohlich erstarkte extreme Rechte | |
getroffen hatten. | |
Die linke Neue Volksfront (NFP) konnte [2][als stärkster der drei Blöcke] | |
in der Nationalversammlung der demokratischen Tradition in Frankreich | |
folgend Ansprüche erheben. Mit Lucie Castets, einer neuen und mit keiner | |
der Parteien liierten Führungspersönlichkeit, hatte die NFP [3][eine | |
glaubwürdige Kandidatur] für die Umsetzung des Programms der Linken. | |
## Macronismus mit dem Brecheisen | |
Macron hatte indes keine Sekunde lang die Absicht, die Forderung der | |
Wähler*innen nach einer Alternative zu seiner Politik und seiner | |
monarchischen Herrschaft ernst zu nehmen. Er will als Präsident keine | |
Koexistenz oder eine wirkliche Kohabitation (wie dies in Frankreich genannt | |
wird) mit einem Regierungschef aus den Reihen seiner Gegner. Für ihn ist | |
der Premier ein Untergebener, der seine Weisungen ausführt. Und dabei soll | |
es mit Barnier auch bleiben. | |
Je länger Frankreich auf den Namen des neuen Premiers warten musste, desto | |
mehr entstand der doppelt negative Eindruck, dass Macron entweder vor der | |
Aufgabe der Nominierung ratlos war oder [4][absichtlich auf Zeit spielen | |
wollte], um den Widerstand der Parteien zu brechen. Denn er wollte das | |
Unmögliche: Dass sich die bisherigen Gegner versöhnen und zu einer „breiten | |
Koalition“ zusammenschließen, die dann die exklusiv von ihm beschlossene | |
Linie einschlagen würde. | |
## Rechtsruck durch die Hintertür | |
Stattdessen hat Frankreich jetzt einen Premierminister, der von Beginn an | |
von der Gnade der Rechtspopulisten unter Marine Le Pen abhängig ist. Denn | |
bei einer etwaigen Vertrauensabstimmung könnten ihre Stimmen entscheidend | |
sein. Daher gewähren sie Barnier eine Chance – mit der expliziten | |
Bedingung, dass er ihre Forderungen „respektiert“. | |
Man hatte gedacht, dass die extreme Rechte bei den Wahlen den Kampf um die | |
Macht verloren hätte. Nun könnte sie aber durch die Hintertür Macht und | |
Einfluss ausüben. | |
5 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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