# taz.de -- Rechte Gewalt in Ostdeutschland: Verbände sorgen sich um Betroffene | |
> Beratungsstellen aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg warnen, dass sich | |
> rechte Täter nach der Wahl sicherer fühlen – und befürchten Kürzungen. | |
Bild: Rechtsextremer Angriff auf ein Restaurant: Opferberatungsstellen in Thür… | |
Berlin taz | Die Situation für Betroffene von rechter, rassistischer und | |
antisemitischer Gewalt und Menschen, die sich zivilgesellschaftlich | |
engagieren, könnte sich nach den Wahlen in Sachsen, Thüringen und | |
Brandenburg verschlechtern. Davor warnt der Verband der Beratungsstellen | |
für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG e. | |
V.). | |
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertreter:innen von | |
Opferberatungsstellen aus den drei Bundesländern sprach Heike Kleffner vom | |
VBRG von einem potenziellen „Flächenbrand antisemitischer und rechter | |
Gewalt.“ [1][Schon im letzten Jahr wurde im Durchschnitt] jeden zweiten Tag | |
ein politisch rechts motivierter Angriff in Sachsen, Thüringen oder | |
Brandenburg verübt. | |
Die Situation habe sich seit dem Frühjahr dieses Jahres verschärft. Die | |
Opferberatungsstelle Support aus Sachsen gibt an, dass sie in ihrer | |
Statistik allein seit Mai 2024 mindestens 49 Vorfälle von rechten | |
Propagandadelikten und Gewalttaten verzeichnet habe. | |
## Finanzierung der Beratungsstellen ist in Gefahr | |
Studien und Umfragen bekräftigen die Sorge der Beratungsstellen. Laut einer | |
Befragung des Meinungsforschungsinstituts pollytix stimmt ein Drittel der | |
AfD-WählerInnen der Aussage zu, einige Politiker hätten es verdient, wenn | |
die Wut gegen sie in Gewalt umschlage. Das Selbstbewusstsein Rechter sei | |
erstarkt, sie hätten das Gefühl, solche Taten ohne Strafe verüben zu | |
können. | |
„[2][Permanente Gewaltandrohungen durch die AfD] könnten dazu führen, dass | |
Menschen sich dazu aufgerufen sehen, zu handeln“, so Andrea Hübler, | |
Geschäftsführerin der Opferberatung Support. Es gebe enorme Verunsicherung | |
bei den Opfern. „Selbst die, die lange in Beratung sind, aber bei denen | |
gerade nichts ansteht, melden sich und sagen, dass sie sich nicht mehr | |
sicher fühlen“, sagt Joschka Fröschner, Berater bei Opferperspektive e. V. | |
Eine weitere Sorge der Beratungsstellen sei die Finanzierung. „Die AfD will | |
die Opferberatungsstellen abschaffen“, sagt Kleffner. „Es kann sein, dass | |
wir ab dem nächsten Jahr schon nicht mehr arbeiten können. Wir sind | |
jahresfinanziert. Das macht es prekär“, so Franz Zobel, Projektleiter der | |
Opferberatung ezra. | |
Dabei gebe es eine Opferschutzrichtlinie der EU, die die Bundesregierung | |
ratifiziert habe. Sie legt fest, dass Opfer von Straftaten Schutz, | |
Unterstützung und Zugang zur Justiz erhalten. Die Opferberatungsstellen | |
fordern ein Demokratiefördergesetz. Das könnte eine stärkere Absicherung | |
ermöglichen. | |
„[3][Wir brauchen jetzt die Zusicherung der Finanzierung] für | |
Opferberatungsstellen durch alle demokratischen Parteien“, sagt Zobel. Es | |
müsse ein klares Zeichen geben, dass sie nicht alleine gelassen würden. | |
Außerdem fordert er große Unternehmen auf, Fonds für Opferberatungsstellen | |
ins Leben zu rufen. „Nach den Landtagswahlen am Sonntag und der Gefahr, | |
dass staatliche Förderung wegfällt, wäre das ein wichtiges Zeichen“, so | |
Zobel. | |
5 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Louise Ringel | |
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