| # taz.de -- Brandmauer in Ostdeutschland: Es kommt jetzt auf die CDU an | |
| > Nach den Wahlen in Thüringen wird die Union über ihren Schatten springen | |
| > müssen. Die Versuchung wird groß sein, stattdessen die Brandmauer | |
| > abzubauen. | |
| Bild: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (l), Thüringens Mario Voi… | |
| Der Jahrestag zum Bau der Berliner Mauer ist gerade begangen, da könnte in | |
| Deutschland die nächste Mauer fallen. Anders als vor 35 Jahren geschieht | |
| das nicht mit einem großen Knall, sondern Ziegel für Ziegel. Es ist die | |
| Brandmauer, die die CDU zur AfD hochgezogen hat. Und diesmal wäre das kein | |
| Grund zum Jubeln. | |
| Auf dem Papier hat die Union beschlossen, dass sie die Zusammenarbeit mit | |
| der rechtsextremen Partei ablehnt. Doch eine Mauer aus Papier ist nicht | |
| besonders stabil. Die Brandmauer muss sich täglich bewähren, bei den | |
| Mitgliedern, im Wahlkampf, in der Rhetorik, in den Parlamenten. Und da | |
| sieht es zwei Wochen vor den Wahlen in Sachsen und Thüringen nicht nur | |
| schlecht aus. Die Brandmauer hat bereits offene Scheunentore. | |
| [1][In einer Umfrage unter 1.002 Mitgliedern der CDU] gab fast die Hälfte | |
| der Mitglieder an, die Partei solle „zumindest in den ostdeutschen Ländern | |
| und Kommunen von Fall zu Fall mit der AfD zusammenarbeiten“. Unter | |
| ostdeutschen Mitgliedern stimmten sogar 68 Prozent der Aussage zu. Nun sind | |
| solche Umfragen mit Vorsicht zu genießen, aber sie stehen nicht allein. | |
| Aus den Kommunen gibt es beinahe wöchentlich Berichte über die | |
| Zusammenarbeit von CDU- und AfDlern. Auch im Erfurter Landtag hat die Union | |
| bereits Gesetze mit den Stimmen der AfD auf den Weg gebracht. Rhetorisch | |
| und politisch hat man sich angepasst, wenn etwa die [2][CDU Thüringen auf | |
| ihren Kanälen] die Arbeitspflicht für Ausländer in einem Landkreis damit | |
| bewirbt, dass sie umsetze, was die AfD nur fordere. | |
| Jeder Tritt gegen die Brandmauer ist auch ein Test: Wie groß ist die | |
| Empörung? Wie weit können wir gehen? | |
| Thüringens CDU-Chef Mario Voigt schließt eine Zusammenarbeit mit der AfD | |
| nach der Wahl zwar weiterhin aus. Aber kann er sich auf seine Abgeordneten | |
| verlassen? Die CDUler in Ostdeutschland sind selbstbewusst, sie lassen sich | |
| ungern aus Berlin sagen, was sie zu tun haben, und [3][Papiere aus der | |
| Parteizentrale landen auch mal im Papierkorb.] | |
| Ein Szenario: Nach den Wahlen werden die [4][Verhandlungen mit dem BSW] | |
| unerfreulich verlaufen. Die CDU wird sich von Wagenknecht nicht ihre | |
| Außenpolitik aufzwingen lassen wollen. Was, wenn AfD-Chef Höcke dann mit | |
| dem scheinbar selbstlosen Angebot daherkommt, eine Minderheitsregierung der | |
| CDU in der einen oder anderen Form zu unterstützen? | |
| Die mediale Aufmerksamkeit hat sich kurz vor den Wahlen in Sachsen und | |
| Thüringen verschoben. Weg von CDU und AfD, hin zum Bündnis Sahra | |
| Wagenknecht. Eine neue Partei, die aus dem Stand erfolgreich sein könnte, | |
| das ist gerade spannender. Dabei darf aber nicht untergehen: [5][Es kommt | |
| jetzt auf die CDU an.] | |
| 15 Aug 2024 | |
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| [2] https://x.com/cdu_thueringen/status/1823369449287618617 | |
| [3] /Landtagswahl-in-Thueringen/!6027031 | |
| [4] /Koalitionen-mit-Sahra-Wagenknecht/!6016149 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kersten Augustin | |
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