| # taz.de -- Neuer Streit um Bundeshaushalt: Etatstreit geht in die nächste Run… | |
| > Der Haushaltsentwurf steht nach einem Gutachten wieder auf der Kippe. | |
| > Finanzminister Lindner spricht von 5 Milliarden Euro, die fehlen. | |
| Bild: Alles zurück auf Anfang? Habeck, Scholz und Lindner stellten im Juli ihr… | |
| Berlin taz | Nach einer mühsamen Einigung könnten beschwerliche | |
| Nachverhandlungen anstehen: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) | |
| sieht nach einem Gutachten aus seinem Haus eine Lücke von etwa 5 Milliarden | |
| Euro im Etatentwurf für das kommende Jahr und mahnte neue Gespräche in der | |
| Regierung an. Mit dem Vorstoß sorgte Lindner für Irritationen und Kritik | |
| bei seinen Koalitionspartnern. Von den Grünen hieß es am Montag, es gebe | |
| keinen Grund für neue Verhandlungen. Viel Zeit wäre nicht, um die | |
| Milliarden zusammenzukratzen: Das Finanzministerium [1][will den | |
| Haushaltsentwurf] in etwa zwei Wochen dem Bundestag zukommen lassen. | |
| Von der Bundesregierung kamen am Montag angesichts des neu entfachten | |
| Streits beschwichtigende Worte. Der stellvertretende Regierungssprecher | |
| Wolfgang Büchner sagte, alle seien „guten Willens und optimistisch, dass | |
| man das alles am Ende gut auflösen kann“. SPD-Chefin Saskia Esken war | |
| dagegen gar nicht gut auf den FDP-Vorsitzenden und Finanzminister zu | |
| sprechen, der die neuerliche Debatte mit Äußerungen [2][am Sonntag in einem | |
| Interview im ZDF losgetreten hatte]. Lindner beschädige wieder einmal die | |
| Regierung, sagte Esken. „Er spricht von Transparenz, aber er hat nicht | |
| innerhalb der Regierung Transparenz hergestellt, sondern mit der | |
| Öffentlichkeit. Das ist unanständig, und das dient der eigenen | |
| Profilierung.“ | |
| Bei den Grünen sprach sich der stellvertretende Fraktionsvorsitzende | |
| Andreas Audretsch gegen Neuverhandlungen aus. „Es gibt ausreichend | |
| rechtliche und finanzpolitische Möglichkeiten für eine gute Lösung“, | |
| erklärte er. Es sei die Aufgabe des Finanzministers, eine „für alle | |
| tragbare Lösung“ vorzuschlagen. | |
| Hintergrund der Auseinandersetzungen ist ein Gutachten des | |
| Wissenschaftlichen Beirats des Finanzministeriums, das Bedenken etwa der | |
| Umwidmung von Krediten angemeldet hatte. Hierbei wurde geprüft, ob bei der | |
| staatlichen Förderbank KfW geparkte Notlagenkredite, die eigentlich für die | |
| Gaspreisbremse gedacht waren, für die Finanzierung anderer Ausgaben im | |
| Haushalt herangezogen werden könnten. Der Beirat hatte bereits am | |
| Donnerstag „erhebliche Zweifel“ an dieser Überlegung kundgetan. | |
| ## Unionsfraktion zweifelt am Zeitplan | |
| Bei ihrer Haushaltseinigung Mitte Juli hatte sich die Bundesregierung | |
| darauf geeinigt, mehrere Instrumente zu prüfen, um ein Loch von etwa 17 | |
| Milliarden Euro im Etat zu schließen. Neben der der genannten Idee, | |
| KfW-Kredite anders zu nutzen, untersuchten die Beamten im Kanzleramt und | |
| Finanzministerium auch zwei weitere mögliche Geldquellen: Hierbei sollen | |
| der Deutschen Bahn und der Autobahngesellschaft die Zuschüsse gestrichen | |
| und fortan stattdessen Darlehen gewährt werden. So könnte buchhalterisch | |
| die Schuldenbremse gewahrt bleiben, auf deren Einhaltung der Finanzminister | |
| drängt. | |
| [3][Laut Berichten des Handelsblatts hatte der Wissenschaftliche Beirat] | |
| des Finanzministeriums mehrere Kritikpunkte an den Ideen der | |
| Bundesregierung. Demnach sei etwa die Umwandlung von Zuschüssen an die | |
| Autobahngesellschaft zweifelhaft, da das Unternehmen über keine keine | |
| eigenständigen Einnahmen verfüge. | |
| Die Bundesregierung zeigte sich trotz dieser Einschätzungen zuversichtlich. | |
| Vize-Regierungssprecher Büchner sagte, sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz | |
| (SPD) als auch, „soweit ich das sehe“, Finanzminister Lindner seien sich | |
| einig, dass zwei der drei Optionen juristisch möglich seien, eine dritte | |
| hingegen verfassungsmäßig nicht umsetzbar sei. Nun müsse geschaut werden, | |
| wie mit dem Ergebnis der Gutachten umzugehen sei. | |
| Mitte August möchte die Bundesregierung ihren Etatentwurf dem Bundestag | |
| zusenden, damit der Haushaltsplan in ein Gesetz gegossen werden kann. Aus | |
| der Opposition kam am Montag deutliche Kritik an dem Vorgehen der | |
| Ampelparteien. „Das Kabinett hat im Juli einen verfassungswidriger | |
| Haushaltsentwurf beschlossen, den die Ampel nun im Eiltempo bis zum 16. | |
| August 2024 korrigieren muss“, erklärte Christian Haase, | |
| haushaltspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Sollte dies nicht | |
| gelingen, müssen die parlamentarischen Haushaltsberatungen verschoben | |
| werden, sagte der CDU-Politiker. | |
| 5 Aug 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Haushaltsentwurf-fuer-2025/!6020970 | |
| [2] https://www.zdf.de/politik/berlin-direkt/sommerinterview-lindner-fdp-hausha… | |
| [3] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/etat-2025-haushaltsdrama-g… | |
| ## AUTOREN | |
| Cem-Odos Güler | |
| ## TAGS | |
| Das Milliardenloch | |
| Christian Lindner | |
| KfW | |
| Saskia Esken | |
| FDP | |
| GNS | |
| ADAC | |
| Schuldenbremse | |
| Das Milliardenloch | |
| Das Milliardenloch | |
| Die Linke Berlin | |
| Haushaltsdebatte | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Vorstoß für Park-Flatrate: FDP leitet den Auto-Wahlkampf ein | |
| Mit Äußerungen gegen das Bürgergeld und fürs Autofahren versuchen sich die | |
| Liberalen zu profilieren. Kritik kommt auch von unerwarteter Seite | |
| Investitionen in Erneuerbare: Schuldenbremse hilft Klimaschutz | |
| Weil sie klimaschädliche Investitionen verhindert, unterstützt die | |
| Schuldenbremse den Klimaschutz. Gelder gäbe es genug, sie müssten nur | |
| klüger ausgegeben werden. | |
| Zuversicht im Haushaltsstreit: SPD und DIW wiegeln ab | |
| Der Finanzminister und Kanzler sind beim Etat erneut uneins. DIW-Chef | |
| Marcel Fratzscher spricht von einem „übertrieben und unnötigen“ Streit. | |
| Haushaltsentwurf für 2025: Loch an Loch – hält doch | |
| Im Etatentwurf für 2025 beträgt die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben | |
| 17 Milliarden Euro. Dennoch soll der Plan am Mittwoch beschlossen werden. | |
| Chef:innen der Berliner Linksfraktion: „Das BSW ist eine Projektionsfläche“ | |
| Anne Helm und Tobias Schulze suchen nach Wegen, die Linke in Berlin wieder | |
| voranzubringen. Ein Gespräch über Wagenknecht, Kiezarbeit – und die SPD. | |
| Haushaltsverhandlung der Ampelkoalition: Der Hoffnungshaushalt | |
| Bis 5 Uhr morgens brannte im Kanzleramt noch Licht. Jetzt haben sich die | |
| Koalitionsspitzen auf einen Haushaltsentwurf geeinigt. Was drinsteht. |