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# taz.de -- Inhaftierte als Druckmittel in Belarus: Vom Besuch ist abzuraten
> Vorsicht ist geboten für den, der nach Minsk reisen will. Zu leicht kann
> man in die Fänge des gnadenlosen Alexander Lukaschenko geraten.
Bild: Rico Krieger im belarussischen TV
Eine Reise nach Belarus, um dort ein Musikfestival zu besuchen, birgt das
Risiko, im Knast zu landen. Dieser Tage so geschehen im Fall von vier
jungen Leuten aus Lettland. Angeblich, so heißt es, habe eine Durchsuchung
ihres Wagens Marihuana zutage gefördert. Dubiose Drogenfunde, nicht selten
im eigenen Auto, das ist mittlerweile ein Klassiker – vor allem auch in
Russland.
Erinnert sei an den tschetschenischen Menschenrechtsaktivisten [1][Ojub
Titijew], in dessen Privatfahrzeug Beamte einer Spezialeinheit 2018
ebenfalls Gras aufgespürt haben wollten. Das Urteil lautete auf vier Jahre
Straflager, die Titijew glücklicherweise nicht absitzen musste. So weit
muss es bei den Letten nicht kommen, doch es geht auch noch viel schlimmer.
Das zeigt das Schicksal des Deutschen Rico Krieger, der, unter anderem
wegen Terrorismus, im Juni [2][in Minsk zum Tode verurteilt] wurde.
Vorläufig letzter Akt in diesem Fall, der nach wie vor viele Fragen
aufwirft, ist ein Video im belarussischen staatlichen Fernsehen. Darin
fleht Krieger um sein Leben. Am Dienstagabend wurde bekannt, dass Alexander
Lukaschenko ihn begnadigt hat.
Über die genauen Motive des autokratischen Dauerherrschers, sich immer
öfter auch an ausländischen Staatsbürger*innen zu vergreifen, lässt
sich nur mutmaßen. Der Adressat von Lukaschenko, der nicht nur
gesundheitlich angeschlagen wirkt, ist zweifellos das heimische Publikum.
Dieses gilt es, im Sinne der Domestizierung, auch weiter [3][in Angst und
Schrecken zu versetzen].
Die Botschaft richtet sich auch an das westliche Ausland. Dort ist
Lukaschenko ein Nobody und ergo von Rachegelüsten getrieben. Menschen in
Geiselhaft zu nehmen und die Gegenseite erpressen zu können, scheint da ein
probates Mittel, um wahrgenommen zu werden und vielleicht kurzzeitig im
Kreis der „Großen“ mitzureden. Im Falle von Krieger scheint das
offensichtlich geklappt zu haben. Denn es ist davon auszugehen, dass die
„mildtätige“ Geste Lukaschenkos nicht umsonst zu haben war.
A propos Belarus: Reiselustige sollten von Exkursionen Abstand nehmen.
Etwas erleben lässt sich auch woanders. Zudem ist die Chance ungleich
höher, unbeschadet nach Hause zurückzukehren.
31 Jul 2024
## LINKS
[1] /Schauprozess-in-Tschetschenien/!5581165
[2] /Todestrafe-in-Belarus/!6024820
[3] /Neues-Dekret-in-Belarus/!5990955
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Schwerpunkt Krisenherd Belarus
Todesstrafe
Minsk
Alexander Lukaschenko
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