# taz.de -- Möbliertes Wohnen: Mehr Wände, mehr Miete | |
> Anbieter möblierter Wohnungen verändern Grundrisse ohne Genehmigung, aber | |
> die Bezirke sind machtlos. Der Senat plant eine Prüfstelle gegen | |
> Mietwucher. | |
Bild: 10 Quadratmeter, 600 Euro, Zwangs-WG | |
Berlin taz | [1][Möbliertes Wohnen] ist in Berlin der Trend schlechthin, | |
wenn es darum geht, aus Wohnraum den Maximalprofit zu schlagen. 54 Prozent | |
aller Angebote entfielen 2023 auf möbliertes, meist befristetes Wohnen. Oft | |
werden nur einzelne Zimmer angeboten. Dabei gilt: Je mehr separate Zimmer, | |
desto mehr Geld lässt sich herausschlagen. Was liegt also näher als | |
Grundrissänderungen durch das Einziehen von Wänden? | |
Ein Hindernis dabei stellen die mehr als 70 Berliner Milieuschutzgebiete | |
dar, in denen die Veränderung von Grundrissen genehmigungspflichtig ist. | |
Nicht erforderliche Änderungen etwa der ursprünglichen Zimmeranzahl, sind | |
nicht genehmigungsfähig, wie es in der Antwort des Senats auf eine | |
[2][Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg vom Juni] | |
heißt. | |
Doch die Angebote für kleine, möblierte Zimmer in Wohnungen, die man sich | |
mit vier oder auch sieben Mitbewohner:innen teilen muss, sprießen wie | |
Pilze aus dem Boden. Anbieter wie Spoony und flat-mate – beide haben die | |
selben EIgentümer – haben sich darauf spezialisiert. Sie inserieren auf | |
Portalen wie HousingAnywhere oder – dort derzeit nur Wohnungen: | |
Wunderflats. So berichteten Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg von drei | |
Fällen von Grundrissänderungen durch diese Firmen, die zuvor nicht | |
genehmigt wurden. | |
In einer aktuellen Anfrage wollte Gennburg wissen, inwiefern die Bezirke | |
genehmigte wie untersagte Baumaßnahmen im Nachhinein überprüfen. Die | |
Antworten sind ernüchternd: Alle Bezirke berichten, dass dies aufgrund von | |
Personalmangel nicht systematisch erfolgt. Aus Charlottenburg-Wilmersdorf | |
heißt es gar, 2005 sei die Bauabnahme „weitestgehend abgeschafft“ und der | |
Personalbestand in der Bauaufsicht um „ca. die Hälfte reduziert“ wurde. | |
## Wo bleiben die Strafen | |
In einem Fall in der Moabiter Turmstraße wurde die abgelehnte Aufteilung | |
eines großen Zimmers in drei kleine durch eine Luxemburger Firma erst durch | |
eine [3][frühere Anfrage von Gennburg öffentlich]. Inzwischen hätten zwei | |
Anhörungen mit dem Eigentümer stattgefunden. | |
Gennburg kritisiert, dass unbeantwortet bleibe, „wie und wann man nun die | |
angestrebte Rückbauanordnung durchzusetzen gedenkt“. Sie weist darauf hin, | |
dass „Bußgelder bis zu 500.000 Euro“ in Betracht kommen. Dafür aber müss… | |
die Bauaufsichtsbehörden entsprechend ausgestattet werden. „Der Senat muss | |
die Bezirke in die Lage versetzen, solchen gemeinschädlichen | |
Geschäftsmodellen den Garaus zu machen.“ | |
Unterdessen plant Schwarz-Rot die Errichtung einer Prüfstelle, um Fällen | |
von Mietwucher und der Nichteinhaltung der Mietpreisbremse nachzugehen. Ein | |
Gesetzentwurf soll nach der Sommerpause ins Parlament eingebracht werden, | |
die Stelle im November ihre Arbeit aufnehmen. | |
Ob sie vor allem aktiv werden soll, wenn Wohnungen mit einem Aufschlag von | |
mehr als 15 Prozent wieder vermietet werden, oder auch das Geschäftsmodell | |
möblierter Wohnungen in den Blick nehmen soll, ist unklar. Strafrechtlich | |
verfolgter Mietwucher liegt vor, wenn Mieten die ortsübliche | |
Vergleichsmiete um 50 Prozent überschreiten. Das ist bei möblierten | |
Wohnungen üblich, auch nach Abzug eines „angemessenen“ | |
Möblierungszuschlags. | |
24 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Befristeter-und-moeblierter-Wohnraum/!6018646 | |
[2] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19… | |
[3] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19… | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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