| # taz.de -- Sozialer Wohnraum in Pankow in Gefahr: Problem bekannt und nicht ge… | |
| > In Pankow fallen 3.600 Wohnungen aus der Sozialbindung. Die Mieter | |
| > protestieren, warten aber vergeblich auf ein Entgegenkommen des | |
| > SPD-Bausenators. | |
| Bild: Protest gegen Verdrängung in der Pankower Florastraße (ein Archivbild) | |
| Berlin taz | Das [1][Mieter*innenbündnis „Pankow gegen Verdrängung“] | |
| verliert die Geduld mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Diese | |
| sabotiere den Kampf der Mieter*innen gegen den drohenden Verlust ihrer | |
| Wohnungen: „Es gibt praktikable, nach Meinung von Expert:innen | |
| umsetzbare Lösungen. Wir fordern von Senator Christian Gaebler, jetzt | |
| endlich zu handeln und konstruktiv mit uns an diesen Lösungen zu arbeiten“, | |
| sagt Anna Wenzel von der Initiative der taz. | |
| Der Hintergrund: Im Bezirk Pankow fallen in diesem und in den kommenden | |
| Jahren insgesamt rund 3.600 Wohnungen aus der Sozialbindung und landen auf | |
| dem freien Markt. Viele der betroffenen Häuser waren in den 1990er Jahren | |
| mit öffentlichen Mitteln saniert worden. Die Mieter*innen befürchten | |
| horrende Mieterhöhungen sowie Eigenbedarfskündigungen – und haben sich in | |
| dem Bündnis zusammengeschlossen, um diese Entwicklung zu verhindern. Sie | |
| argumentieren, dass das Problem der auslaufenden Sozialbindungen seit 20 | |
| Jahren bekannt sei. | |
| Neben mehreren Protestkundgebungen hat das Bündnis im Frühjahr einen | |
| Krisengipfel in den Räumen der Bezirksverordnetenversammlung Pankow | |
| organisiert. Dort drängten rund 150 Bewohner*innen auf schnelle | |
| Lösungen, damit sie weiter in ihren Wohnungen bleiben können. | |
| Vier Monate später ist die Enttäuschung groß. „Die Senatsverwaltung | |
| verweigert sich Treffen mit dem Bündnis ‚Pankow gegen Verdrängung‘, um | |
| weitere Schritte nach dem Krisengipfel zu besprechen“, beklagen die | |
| Mieter*innen. | |
| ## An gemeinsamer Lösungssuche interessiert | |
| Ulrike Hamann-Onnertz vom [2][Berliner Mieterverein] unterstützt die | |
| Pankower Mieter*innen. „Die Initiative hat viel Sachverstand gesammelt und | |
| ist an einer gemeinsamen Lösungssuche interessiert. Wir appellieren | |
| eindringlich an den Senat, an den Besprechungstisch zurückzukehren und | |
| deutlich zu machen, dass Interesse an einer Lösung mit den Betroffenen | |
| besteht“, betont sie. | |
| Die SPD-geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hingegen weist die | |
| Kritik der Mieter*inneninitiative als unberechtigt zurück. Viele der | |
| Forderungen der Pankower Mieter*innen könnten nur teilweise oder gar | |
| nicht umgesetzt werden, erklärte ein Sprecher gegenüber der taz. | |
| Einen von der Initiative geforderten Härtefallfonds für die Mieter*innen | |
| hält die Senatsverwaltung mit Verweis auf das Bürgergeld für nicht | |
| erforderlich. Darüber hinaus liege das von den Mieter*innen geforderte | |
| Verbot von Eigenbedarfskündigungen nicht in der Kompetenz des Berliner | |
| Senats. | |
| Die von den Mieter*innen erhoffte Kommunalisierung der Wohnungen sei | |
| ebenso wenig geplant wie eine besondere Kontrolle für die Pflichten der | |
| Vermieter*innen. Laut dem Sprecher sind aktuell keine weiteren Gespräche | |
| mit der Mieter*inneninitiative vorgesehen. Dass sich die | |
| Mieter*innen damit zufriedengeben, ist unwahrscheinlich. Sie geben sich | |
| kämpferisch. Bis Ende September erwarte man Ergebnisse. Gerne hole man sich | |
| diese „im Büro von Herrn Gaebler persönlich ab“, schreiben sie. | |
| 15 Jul 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://pankow-gegen-verdraengung.wirbleibenalle.org/ueber-uns/ | |
| [2] https://www.berliner-mieterverein.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Nowak | |
| ## TAGS | |
| Berlin-Pankow | |
| Verdrängung | |
| Mietenprotest | |
| Sozialwohnungen | |
| Bürgergeld | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Schwerpunkt Fußball-EM 2024 | |
| Gerichtsprozess | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verdrängung in Berlin: Letzte Bastion bezahlbaren Wohnens | |
| In den 90ern unterstützte Berlin mit viel Geld Sanierungen maroder Häuser | |
| im Gegenzug für eine vergünstigte Miete. Nun laufen die Sozialbindungen | |
| aus. | |
| Bürgergeld und Wohnkosten: Jeder achte Haushalt zahlt drauf | |
| Bei 320.000 Haushalten mit Anspruch auf Bürgergeld bezahlen Jobcenter die | |
| Unterkunft nicht in voller Höhe. | |
| Berlin-Xhain verliert Sozialwohnungen: Aus günstig wird teuer | |
| Der Berliner Szenestadtteil Friedrichshain-Kreuzberg verliert etwa die | |
| Hälfte seiner Sozialwohnungen. Vielen Mietern droht die sofortige | |
| Kündigung. | |
| Verdrängung von Obdachlosen: Sauber rausgekickt | |
| Aufenthaltsorte von obdachlosen Menschen in Mitte werden vermehrt geräumt. | |
| Streetworker:innen sehen die EM als Auslöser. | |
| Verdrängung in Berlin: Schlappe für Mannes Vermieter | |
| Weil ein 84-jähriger Mieter Modernisierungsarbeiten verhindert haben soll, | |
| wollte sein Vermieter ein Ordnungsgeld erwirken – ohne Erfolg. | |
| Umwandlungsverbot erhalten: Mieter haben weiter Eigenbedarf | |
| Drei Baustadträte fordern die Verlängerung des Umwandlungsverbots von | |
| Mietshäusern in Eigentumswohnungen. Die erfolgreiche Maßnahme läuft 2025 | |
| aus. |