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# taz.de -- Verkehrsbündnis über Bahn-Sanierung: Mehr Geld für die Schiene
> 2024 wird erstmals mehr in die Bahn als in die Straße investiert. Das
> Verkehrsbündnis Pro Schiene fordert mehr Planungssicherheit für den
> Zugverkehr.
Bild: Im Rahmen der Sanierungsstrategie der Bahn wird als erstes die Riedbahn z…
Das Tauziehen zwischen Schiene und Straße geht weiter, der
Investitionsbedarf für die Schiene bleibt riesig. Das Verkehrsbündnis
[1][Allianz pro Schiene] fordert daher mehr Mittel für den Ausbau. Am
Montag stellte die Allianz in Berlin ihr Ranking ausgewählter europäischer
Länder nach Pro-Kopf-Investitionen in die Schieneninfrastruktur vor.
Deutschland belegt wie die vergangenen Jahre einen der hinteren Plätze. Die
Allianz fordert daher eine Steigerung des Investitionsvolumens und eine
Reform des Finanzierungsmodells für mehr Planungssicherheit.
2023 habe der Bund zwar geringfügig mehr Geld für die Schieneninfrastruktur
ausgegeben als im Vorjahr. Angesichts stark gestiegener Baukosten sei die
reale Pro-Kopf-Investition inflationsbereinigt aber sogar gesunken. Der
Verein beklagt den weiterhin anhaltenden Investitionsstau, der sich
inzwischen auf rund 92 Milliarden Euro beläuft. Auch vor dem Hintergrund
der Verkehrswende appelliert Andreas Geißler, Leiter Verkehrspolitik bei
der Allianz pro Schiene: „Je schneller die Bundesregierung den massiven
Investitionsstau angeht, desto besser.“
Besserung sei aber bereits in Sicht: 2024 werde erstmals mehr in die
Schiene als in die Straße investiert. Damit realisiert die Ampel eines
ihrer Koalitionsversprechen. Laut der Allianz ist das dringend notwendig,
andere Staaten wie die Schweiz und Österreich konzentrierten bereits rund
zwei Drittel ihrer Investitionen auf die Schiene, nur rund ein Drittel
werde dort in den Straßenbau gesteckt.
## Chronische Unterfinanzierung
Die beiden Vorzeigeländer in Sachen Verkehrsverlagerung auf die Schiene
zeigten: Frühzeitige Investitionen in die Infrastruktur lohnen sich. Denn
bisher sei die Bahn chronisch unterfinanziert gewesen, im Jahr 2014 betrug
die Pro-Kopf-Investition gerade einmal 49 Euro. Seitdem sind die
Investitionen gestiegen, Tendenz weiter steigend. Für das kommende Jahr
geht Andreas Geißler, Leiter Verkehrspolitik bei der Allianz pro Schiene,
von einem Wert ähnlich dem der Niederlande und Großbritanniens aus, beide
Länder investieren zwischen 174 und 215 Euro pro Kopf. Damit läge
Deutschland im kommenden Jahr im Mittelfeld des Rankings.
Obwohl der Verkehr auf der Schiene stetig zugenommen habe, hätten die
Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte den Straßenbau bevorzugt. Dass
das Schienennetz offenkundig „aus allen Nähten platzt“, habe aber nun
endlich zum Umdenken geführt.
Der Verein fordert nun eine Fondslösung nach Schweizer Vorbild. Um auf
Inflation und andere Schwankungen reagieren zu können, müsse finanzielle
Planungssicherheit hergestellt werden. „Die bisherige Praxis, von Haushalt
zu Haushalt über die Höhe der Mittel zu entscheiden, ist Gift für die
Schiene“, meint Andreas Geißler. Aktuell finanziere der Bund die Schiene
aus fast 200 verschiedenen Töpfen. Man müsse die Koordination bündeln und
mehrjährige Planungssicherheit herstellen.
## Ersatzverkehre müssen Voraussetzung sein
[2][Streckenvollsperrungen wie aktuell bei der Riedbahn] zwischen Frankfurt
am Main und Mannheim brächten aus Fahrgastperspektive enorme
Einschränkungen mit sich. Angesichts der Versäumnisse der vergangenen
Jahrzehnte seien solche „Korridorsanierungen“ aus Sicht der Allianz aber
„sehr sinnvoll, um die Schiene auf Vordermann zu bringen“, denn eine
häppchenweise Sanierung dauere „sehr viel länger“. Dafür seien
funktionierende Ersatzverkehre für den Personen- sowie ausreichende
Umleitungsmöglichkeiten für den Güterverkehr aber Voraussetzung.
Auch die Klimakrise mache eine Stärkung der Schiene „unumgänglich“.
CDU-Chef Friedrich Merz hatte am Sonntag im ARD-Sommerinterview
vorgeschlagen, angesichts der strukturellen Überforderung der Bahn [3][das
Angebot zu reduzieren]. Die Allianz lehnt das ab: Angesichts steigender
Nachfrage sowie der Emissionen des Verkehrssektors im Hinblick auf die
Klimaziele, die Deutschland erreichen will, wäre das „in jeder Hinsicht
fatal“. „Wir müssen mehr Kapazität auf der Schiene schaffen, statt das
Angebot zu reduzieren.“
15 Jul 2024
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## AUTOREN
Florian Nass
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