# taz.de -- Auslieferung von Maja T.: Staatsanwälte fürchteten Proteste | |
> Mit dem Helikopter ausgeflogen: Generalstaatsanwaltschaft erklärt die | |
> schnelle Auslieferung von Maja T. nach Ungarn mit erwarteten | |
> „Störaktionen“. | |
Bild: Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hatte es eilig Maja T. nach Ungarn… | |
Berlin taz | Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hat Kritik an der | |
[1][hastigen Auslieferung der Antifaschist*in Maja T. an Ungarn] | |
zurückgewiesen. Die Behörde habe die Person „nicht trotz Kenntnis eines | |
Eilantrags am Bundesverfassungsgericht ausliefern lassen“, sagte die | |
Leitende Oberstaatsanwältin Simone Herbeth am Mittwoch im Rechtsausschuss | |
des Berliner Abgeordnetenhauses. Die Überstellung sei abgeschlossen | |
gewesen, bevor der Antrag beim Bundesverfassungsgericht überhaupt | |
eingegangen sei. Zudem habe die Behörde auch nichts von der Absicht von | |
Maja T.s Anwalt gewusst, einen solchen Antrag zu stellen, so Herbeth | |
weiter. | |
Die 23-jährige nonbinäre Person Maja T. war am Freitag aus einem Dresdner | |
Gefängnis nach Ungarn gebracht worden. T. wird [2][vorgeworfen, im Februar | |
2023 an Angriffen auf Neonazis in Budapest beteiligt gewesen zu sein]. Das | |
Bundesverfassungsgericht untersagte am Freitagvormittag zwar die | |
Auslieferung, doch da war es bereits zu spät: Maja T. befand sich bereits | |
in Ungarn. | |
Seitdem [3][reißt die Kritik am Vorgehen der Behörden nicht ab]. Besonders | |
im Fokus: die Berliner Generalstaatsanwaltschaft. Sie war zuständig, weil | |
Maja T. hier [4][im Dezember 2023 festgenommen worden war]. | |
Rechtspolitiker*innen von Linken und Grünen zeigten sich irritiert | |
von der Eile, mit der die Auslieferung über Nacht vollzogen wurde. | |
Schließlich sei zu erwarten gewesen, dass Maja T.s Anwalt dagegen vorgehen | |
würde, so die Grünen-Abgeordnete Petra Vandrey. | |
Laut Oberstaatsanwältin Heberth hatte das ungewöhnliche Tempo der | |
Auslieferung nichts damit zu tun. Dass es so schnell ging, begründete sie | |
mit Erkenntnissen aus „einschlägigen Internetportalen“, laut denen „mit | |
Störaktionen zur Verhinderung der Auslieferung zu rechnen war“. Deshalb | |
habe sich die Polizei auch für einen Transport mit dem Helikopter | |
entschieden – und der konnte ab 4 Uhr morgens starten. „Wenn wir jedes Mal | |
abwarten würden, ob ein Eilantrag in Karlsruhe gestellt wird, wären wir | |
handlungsunfähig“, erklärte Herbeth. | |
## „Justizsenatorin in der Pflicht“ | |
Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) äußerte sich im Ausschuss | |
trotz Nachfragen nicht zum Thema. Sie erklärte, sie habe von dem Vorgang | |
„nur wenige Minuten vor der Presseberichterstattung erfahren“ – also als | |
Maja T. bereits außer Landes war. | |
Der Rechtsexperte der Linken-Fraktion Sebastian Schlüsselburg will sich | |
damit nicht zufrieden geben. Er sprach am Mittwoch von einer | |
„unerträglichen Situation“. „Das Bundesverfassungsgericht ist mit einem … | |
seiner Deutlichkeit kaum zu überbietenden Tenor ins Leere gelaufen“, sagte | |
Schlüsselburg der taz. Da reiche es nicht, sich damit herauszureden, erst | |
im Nachhinein von der Ausweisung erfahren zu haben. Es sei bekannt, dass | |
das Bundesverfassungsgericht in solchen Fällen schnell entscheide. „Es muss | |
sichergestellt werden, dass in Zukunft abgewartet wird. Da ist auch die | |
Justizsenatorin in der Pflicht.“ | |
3 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Auslieferung-von-Antifaschistin/!6020213 | |
[2] /Nach-Angriffen-auf-Rechte-in-Budapest/!5999602 | |
[3] /Auslieferung-von-Antifaschistin/!6018089 | |
[4] /Fahndung-gegen-Linksaussen/!5985352 | |
## AUTOREN | |
Hanno Fleckenstein | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Antifa | |
Auslieferung | |
Ungarn | |
Justizsenatorin | |
Budapest | |
Social-Auswahl | |
Maja T. | |
Ungarn | |
Schwerpunkt Antifa | |
Ungarn | |
Ungarn | |
Linksextremismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Demo für Maja T.: Briefe aus der Haft | |
In Jena demonstriert die Zivilgesellschaft gegen die Auslieferung von | |
Antifas. Der Vater von Maja T. berichtet, wie es T. in ungarischer Haft | |
geht. | |
Antifaschist*in in Ungarn: Maja T. muss in Haft bleiben | |
Antifaschist*in Maja T. bleibt bis Ende Oktober in ungarischer | |
Untersuchungshaft. Anwälte legen Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe ein. | |
Auslieferung von Maja T. nach Ungarn: Ein krankes System | |
Maja T.s Auslieferung nach Ungarn ist ein Beweis für den fehlenden | |
Rechtsschutz in der EU. Schlimmer noch: Dieser ist von Deutschland so | |
gewollt. | |
Auslieferung von Antifaschist*in: Fall Maja T. wird aufgearbeitet | |
Die Auslieferung von Maja T. nach Ungarn hat ein Nachspiel: Die Anwälte | |
wollen Verfassungsbeschwerde einreichen, die Politik will aufarbeiten. | |
Auslieferung nach Ungarn: Beigeschmack von Feindstrafrecht | |
Der Krimi um die Auslieferung von Maja T. zeigt, welche Prioritäten der | |
deutsche Staat bei der Strafverfolgung setzt. Gegen Linke zeigt er Härte. |