# taz.de -- Antifaschist*in in Ungarn: Maja T. muss in Haft bleiben | |
> Antifaschist*in Maja T. bleibt bis Ende Oktober in ungarischer | |
> Untersuchungshaft. Anwälte legen Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe ein. | |
Bild: Maja T. muss in Haft bleiben: Protest in Leipzig gegen die Auslieferung v… | |
Berlin taz | [1][Antifaschist*in Maja T.] aus Thüringen muss in Ungarn | |
im Gefängnis bleiben. Wie die Budapester Staatsanwaltschaft der taz | |
mitteilte, war sie mit einem Berufungsantrag gegen eine Aussetzung der Haft | |
erfolgreich. Der Beschluss gilt bis Ende Oktober. In einer ersten Instanz | |
hatte ein Gericht noch entschieden, dass Maja T. gegen eine Kaution von 30 | |
Millionen Forint (76.000 Euro) und der Auflage, sich einmal monatlich bei | |
der Polizei zu melden, aus der Haft entlassen werden kann. | |
In einer weiteren Anhörung entschied Anfang der Woche ein Gericht zudem | |
gegen die Möglichkeit einer Hausarrestlösung. Eine Beschwerde dagegen beim | |
Berufungsgericht läuft, wie Majas Anwalt Sven Richwin der taz mitteilte. | |
Gleichwohl sagt Richwin: „Ich habe den Eindruck, dass sie Maja in Haft | |
behalten wollen.“ Anders als noch bei der ersten Anhörung sei die | |
Staatsanwaltschaft nun „besser vorbereitet“ gewesen. | |
Maja T. wird vorgeworfen, mit anderen Autonomen am Rande des | |
neonazistischen Tags der Ehre im Februar 2023 Rechtsextreme angegriffen zu | |
haben. Der Vorwurf lautet auf schwere Körperverletzung und Mitgliedschaft | |
in einer kriminellen Vereinigung. Im vergangenen Dezember war Maja T. in | |
Berlin festgenommen worden. | |
Nach einer [2][Entscheidung des Berliner Kammergerichts] über ein | |
Auslieferungsbegehren war T. Ende Juni nach Ungarn überstellt worden. Einer | |
Intervention des Bundesverfassungsgerichts, das eine Auslieferung | |
untersagte, kamen die Behörden durch eine eilige Abschiebung über Nacht | |
zuvor. | |
## Schlechte Haftbedingungen | |
Laut Anwalt Richwin sitzt Maja T. seitdem im Untersuchungsgefängnis in | |
Budapest in einer Einzelzelle, die 24 Stunden am Tag videoüberwacht wird. | |
Wie schon die [3][italienische Antifaschistin und inzwischen gewählte | |
Europa-Abgeordnete Ilaria Salis] zuvor berichtet hatte, gebe es Probleme | |
mit Bettwanzen und verschimmeltem Essen. Richwin sagt: „Alle Befürchtungen | |
sind wahr geworden. Die Unterbringungsrealität in der U-Haft ist schlimmer | |
als in der normalen Haft.“ | |
Die Argumentation der deutschen Behörden, dass eine Haftstrafe nach einer | |
möglichen Verurteilung in Deutschland verbüßt werden dürfe, lenke davon ab, | |
dass Maja T. nun ohne rechtskräftiges Urteil auf unbestimmte Zeit in U-Haft | |
bleiben müsse. Laut Richwin könne dies sogar „mehrere Jahre“ dauern. Es s… | |
„völlig unklar“, wann es zu einem Prozess kommt. „Willkür ist die | |
Überschrift für alles, was da passiert“, so Richwin. | |
## Gang nach Karlsruhe | |
Majas Anwälte haben gegen den Auslieferungsbeschluss des Berliner | |
Kammergerichts am Montag Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingelegt. | |
Dabei geht es im Kern um die Belastbarkeit der Zusagen der ungarischen | |
Behörden. Das ungarische Justizministerium hatte zugesichert, dass es für | |
T. menschenrechtskonforme Haftbedingungen geben werde, die von den Anwälten | |
und deutschen Konsulatsmitarbeitenden überprüft werden können. | |
Menschenrechtsorganisationen haben die Bedingungen in ungarischen | |
Haftanstalten wiederholt kritisiert. | |
Doch Richwin, der selbst, anders als ein in Ungarn mit dem Fall betrauter | |
Kollege, noch immer keinen Zugang zu Maja T. hat, sagt: „Das Konsulat | |
betrachtet es nicht als seine Aufgabe, die Haftbedingungen zu kontrollieren | |
und protokollieren.“ Damit dauere der „Grundrechtsverstoß“ an. Doch selb… | |
wenn das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung als rechtswidrig | |
einstuft und den Fall zurücküberweist, würde dies für die aktuelle | |
Situation von Maja T. nichts ändern. Richwin hofft allerdings auf eine | |
„generalpräventive Wirkung für andere Verfahren“. | |
Im Mai [4][war ein weiterer Antifaschist wegen der Vorfälle in Budapest in | |
Nürnberg festgenommen worden]. Ein Auslieferungsbegehren aus Ungarn gibt es | |
bislang nicht. | |
1 Aug 2024 | |
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[1] /Auslieferung-von-Antifaschistin/!6020213 | |
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[4] /Nach-Angriffen-in-Budapest/!6008654 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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