Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- SUV-Unfall in Nürtingen: Fahrer tötet zwei Fußgängerinnen
> In Nürtingen rast ein Mann mit seinem SUV in eine
> Passant:innengruppe. Zwei Frauen sterben. Dabei wäre ein
> automatisches Tempolimit längst möglich.
Bild: Blumen und Grablichter an der Stelle in der Bahnhofstraße in Nürtingen,…
Berlin taz | Bei einem schweren Verkehrsunfall in Nürtingen sind am
Sonntagabend zwei Fußgängerinnen getötet worden. Gegen 18.50 Uhr war laut
Polizei ein 54-Jähriger mit seinem Pkw ungebremst auf den Ampelmast an
einer Kreuzung zugerast. Dort warteten zu dem Zeitpunkt mehrere
Fußgänger:innen, auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der
Bahnhof der baden-württembergischen Stadt.
Eine 28-jährige Frau starb noch am Unfallort. Eine weitere, 27-jährige Frau
wurde so schwer verletzt, dass sie später in einer Klinik ihren
Verletzungen erlag. Ein 16-jähriger Jugendlicher wurde bei dem Aufprall
schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Auch er kam in eine Klinik.
Der 54-jährige Unfallfahrer wurde leicht verletzt.
Zur Unfallursache konnte die Polizei noch nichts sagen. Ein Gutachter wurde
eingeschaltet.
Der Unfall erinnert fatal an [1][einen ähnlichen Vorfall vor fast fünf
Jahren in Berlin-Mitte]. Dort hatte ein Mann mit seinem SUV binnen Sekunden
auf über 100 Kilometer pro Stunde beschleunigt, dann raste er in eine an
einer Ampel wartende Fußgänger:innengruppe. Vier Menschen, darunter
ein dreijähriger Junge, waren damals getötet worden.
## Fahrer muss zu schnell gefahren sein
Auch in Nürtingen muss der Fahrer viel zu schnell gefahren sein. Er kam
offensichtlich aus nördlicher Richtung eine sehr gerade Durchgangsstraße
entlang. Kurz vor der Unfallkreuzung, [2][die eigentlich übersichtlich
wirkt], weitet sich die Bahnhofstraße auf vier Spuren aus. Hier muss der
Fahrer sein Auto aus noch unerfindlichen Gründen leicht nach rechts in die
Gruppe der auf dem Bürgersteig Wartenden gesteuert haben.
Das Fahrzeug, ein SUV-Mercedes, wurde völlig zerstört, [3][wie Bilder des
Unfalls zeigen]. Der Fahrer muss noch rund 35 Meter weiter über den
Bürgersteig gerast sein, bevor er vor einem Laternenpfahl zum Stehen kam.
Unterwegs zerstörte er einen Stromverteilerkasten und eine Telefonzelle.
Das Unfallfahrzeug war ein Mercedes-Benz GLK 350 4matic. Dieser SUV wurde
von 2008 bis 2015 angeboten. Er wiegt leer schon rund 1,8 Tonnen, lässt
sich dank seines [4][je nach] [5][Modell] rund 270 PS starken Motors aber
in rund 6,5 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen.
Er hat eine für einen PKW vergleichsweise hohe Schnauze. Der Hersteller
bezeichnete das als „steile Front mit LED-Tagfahrlichtern im Stoßfänger“.
Der GLK 350 habe „Ecken und Kanten, an denen nicht nur Blicke, sondern auch
die Gedanken hängen bleiben“, heißt es [6][in einem Werbeprospekt von
Mercedes].
## Diskussion über Gefahren durch SUV
[7][In der Fachpresse] wurde „der kleine Geländewagen“ als „Held der
Straße“ gefeiert. „Im Stadtverkehr ist ein behutsamer Gasfuß ratsam“, h…
es weiter, nur dann integriere „sich der starke GLK sanft und unauffällig
in den Straßenfluss.“
Schon nach dem Unfall 2019 in Berlin hatte es eine bundesweite Diskussion
über die für den Stadtverkehr übermotorisierten SUV gegeben. Der Fahrer
hatte im Verlauf des Unfalls einen epileptischen Anfall erlitten und das
Gaspedal durchgedrückt. Er wurde später [8][zu einer Freiheitsstrafe auf
Bewährung verurteilt]. Die Straße am Unfallort [9][wurde durch ein
Tempo-30-Limit und Radfahrspuren entschärft].
Geschwindigkeitsüberschreitungen ließen sich längst technisch vermeiden.
Sogenannte Speed Limiter könnten Autofahrer:innen etwa dazu zwingen,
innerorts nicht schneller als die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde zu
fahren. Seit Juli 2022 ist laut EU-Verordnung ihr Einbau in alle neu auf
den Markt gebrachten Modelle vorgeschrieben. Ab Juli 2024 sind sie Pflicht
in allen neu verkauften Fahrzeugen.
Allerdings hat sich die Autolobby erfolgreich gegen zu harte Vorschriften
gewehrt. Deshalb bleiben alle Tempobegrenzungssysteme abschaltbar – per
einfachem Druck aufs Gaspedal.
17 Jun 2024
## LINKS
[1] /SUV-Unfall-in-Berlin-Mitte/!5620953
[2] https://www.google.de/maps/@48.6281657,9.3421085,3a,75y,193.99h,99.53t/data…
[3] https://www.stuttgarter-zeitung.de/gallery.toedlicher-unfall-in-nuertingen-…
[4] https://www.autoscout24.de/auto/technische-daten/mercedes-benz/glk/glk-350-…
[5] https://www.autoscout24.de/auto/technische-daten/mercedes-benz/glk/glk-350-…
[6] /Users/gereonasmuth/Downloads/Das%20Prospekt%20der%20GLK-Klasse%20(X204)%20…
[7] https://www.auto.de/magazin/test-mercedes-glk-350-4matic-spurtet-souveraen/#
[8] /Urteil-im-SUV-Prozess/!5836141
[9] /SUV-Unfall-mit-vier-Toten-in-Berlin/!5876338
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Verkehrswende
Unfall
SUV
Tempolimit
Verkehrstote
GNS
Nürtingen
Autobahn
SUV
Verkehrswende
Fahrrad
SUV
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ausbau von Autobahnen: Wer braucht schon stabile Brücken?
Die Ampel verhandelt den Haushalt und Wissing will viel Geld in Autobahnen
stecken. Dabei wären diese in marodem Zustand viel besser fürs Klima!
SUV überfährt Passantinnen in Nürtingen: Tödliches Recht auf Tempo
Wieder sind Menschen durch ein SUV ums Leben gekommen. Technisch wäre es
längst möglich, tödliche Unfälle wie diesen zu verhindern.
Reform des Straßengesetzes: Die unerträgliche Leichtigkeit
Das Straßenverkehrsgesetz wurde modernisiert, endlich. Doch die Änderungen
sind so minimal, dass Menschen ohne Auto sie kaum bemerken werden.
Fahrradaktivist Natenom tot: Der Mann mit dem Abstandhalter
Jahrelang kämpfte Andreas Mandalka auf der Straße und im Netz für
Sicherheit für Radfahrende. Nun wurde er von einem Auto angefahren und
verstarb.
SUV-Unfall mit vier Toten in Berlin: Modellkiez als Antwort
Vor drei Jahren starben vier unbeteiligte Passanten in der Invalidenstraße.
Rasch entstand ein Radweg, nun startet ein Anwohnerverfahren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.