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# taz.de -- „Rave against the Zaun“ im Görli: „Fickfinger für die CDU“
> Erst demonstrieren Tausende gegen die Pläne des Senats, den Görlitzer
> Park zu umzäunen. Dann sorgt die HipHop-Band K.I.Z. für Festivalstimmung.
Bild: Erst Demo, dann Happening im Görlitzer Park am Tag der Fête de la Musiq…
Berlin taz | In Kreuzberg wurde es zur Fête de la Musique am Freitag
politisch. Einen „Fickfinger für die CDU und das paranoide Zaunprojekt“
forderte der Moderator auf der Bühne im Görlitzer Park – und die Menge
machte mit. Allerdings war der „Rave against the Zaun“ kein offizieller
Bestandteil der jährlich stattfindenden [1][Fête de la Musique], sondern
eine politische Kundgebung mit Reden, DJ-Sets und einem „Secret Act“.
Der Berliner Senat plant, einen Zaun um den Park zu errichten und die
Eingänge nachts abzuschließen. Diese Maßnahmen sollen 3,5 bis 4 Millionen
Euro kosten und [2][der Zaunbau] noch im Sommer beginnen. Der Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg lehnt die Pläne des Senats ab und hat Klage
eingereicht. Auch viele Menschen im Kiez sind dagegen.
Dabei sah die „zweite Blockparty im Görlitzer Park“ am Freitag zunächst
nicht nach einer großen „Fête“ aus. An der Bühne prangten neben einer
DKP-Fahne, Konterfeis von Rosa Luxemburg und Che Guevara sowie einer
Kuba-Flagge allerlei skurrile kommunistische Symbolik.
Doch nachdem das Gewitter abgezogen war, füllte sich der Park rapide. „Ihr
seid bestimmt alle wegen unserer tollen politischen Kundgebung hier“, rief
Moderator Marcus Staiger ironisch, doch es hatte sich herumgesprochen, dass
es sich bei dem „Secret Act“ um die Berliner [3][HipHop-Band K.I.Z.]
handeln sollte.
## Ein Zaun hilft niemanden
Zunächst aber hielt die umtriebige Stadtteilinitiative [4][Wrangelkiez
United] eine Rede: „Ein Zaun hilft keiner einzigen Frau im Kiez, keiner
einzigen wohnungslosen Person, ein Zaun macht die Situation von
Drogenkonsument*innen nicht besser, und was ein Zaun gegen
Drogenhandel bewirken soll, bleibt ein Rätsel“, stellte David Kiefer von
der Initiative klar.
„Uns Anwohner*innen und allen Nutzer*innen wird stattdessen ein
öffentlicher Raum genommen“, so Kiefer. Er forderte mehr Geld für soziale
Projekte sowie die Umsetzung eines von Anwohner*innen, Expert*innen und
Bezirk erarbeiten Handlungskonzepts.
Ähnlich äußerten sich die beiden Moderatoren der Kundgebung im Gespräch mit
der taz. „Die Crack-Epidemie im Wrangelkiez ist ein soziales Problem und
polizeiliche repressive Lösungen helfen da nicht, sie verdrängen das nur“,
sagte Co-Moderator Adrian, der seinen Nachnamen nicht nennen mochte. „Das
Einzige, was diese Probleme lösen kann, sind ein solidarischer Umgang
miteinander und soziale Maßnahmen, und das kann Kreuzberg extrem gut.“
Die Probleme würden überzogen dargestellt und instrumentalisiert. „Warum
stehen so viele Leute hier und verkaufen Drogen?“, fragte Marcus Staiger
und lieferte die Antwort gleich mit: „Weil sie ansonsten keine Möglichkeit
haben, an dem Geldreichtum dieser Gesellschaft teilzuhaben und auf andere
Wege angewiesen sind. Und das wird sich durch einen Zaun natürlich nicht
ändern.“ Es sei sinnvoller, den Leuten legale Beschäftigungsverhältnisse zu
bieten, denn sie würden gerne arbeiten dürfen.
## „Hoch die internationale Solidarität“
„Schaut euch um“, rief Staiger schließlich in die auf mehrere Tausend
Menschen angewachsene Menge. Er ließ sie noch „Hoch die internationale
Solidarität“ skandieren und dann standen tatsächlich K.I.Z. auf der Bühne
und spielten einen Hit nach dem anderen. Die Stimmung glich nun einem
Festival, die Leute waren begeistert. K.I.Z. selbst äußerten sich zum
geplanten Zaunbau nicht, schlossen aber ihr starkes Set mit dem Song
„Görlitzer Park“.
Zeilen wie „Auf dem Spielplatz liegen Nadeln im Sand, Racial Profiling,
Schikane vom Staat“ sagen ja auch mehr über die Zustände im Görlitzer Park
aus, als die aufgeregte Debatte in Medien und Politik.
Auch wenn die meisten wegen K.I.Z. und nicht wegen der Kundgebung gekommen
waren, kann man davon ausgehen, dass auch sie die Pläne des Senats
ablehnen. Dieser werde sich an dem Zaunbau „die Zähne ausbeißen“, hatte
Staiger zuvor prophezeit.
Am 31. August soll es eine weitere Blockparty geben, und für den „Tag Z“,
an dem der Zaunbau beginnen soll, ist eine Demonstration geplant. Was
bleibt, ist ein gelungener PR-Coup von K.I.Z. und ein starkes Zeichen gegen
den Zaunbau.
23 Jun 2024
## LINKS
[1] https://fetedelamusique.info/
[2] /Zaunbau-um-den-Goerlitzer-Park/!5999643
[3] https://kiz-shop.com/
[4] https://www.facebook.com/people/Wrangelkiez-United/100064841376854/
## AUTOREN
Darius Ossami
## TAGS
Görlitzer Park
Kreuzberg
Verdrängung
Drogenpolitik
Stadtleben
Görlitzer Park
Friedrichshain-Kreuzberg
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Manja Schreiner
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