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# taz.de -- Haushaltsloch durch Ökostrom-Zuschuss: Billiger Strom kommt Bund t…
> Der Staat muss Ökostrom in diesem Jahr wohl mit doppelt so viel Geld
> bezuschussen als ursprünglich kalkuliert: rund 20 Milliarden Euro.
Bild: Den großen Photovoltaik-Anlagen fehlt es eklatant an Speichern
Die Förderung von Ökostrom durch das [1][Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)]
reißt immer größere Löcher in den Bundeshaushalt. Im Herbst hatten die mit
der Abrechnung betrauten Übertragungsnetzbetreiber für 2024 noch einem
Zuschussbedarf in Höhe von 10,6 Milliarden Euro prognostiziert – doch
nachdem der Staat allein im April das EEG-Konto mit mehr als 2 Milliarden
Euro stützen musste und jetzt nach nur vier Monaten die Hälfte des
geplanten Jahresbudgets schon verbraucht ist, liegen die Schätzungen der
Branche inzwischen beim Doppelten der ursprünglich angesetzten Summe.
Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen erhalten zumeist eine fixe
Einspeisevergütung. Die Differenz zwischen dem Marktwert und der Vergütung
wird aus Steuermitteln finanziert.
Der Marktwert des Ökostroms verfällt jedoch zusehends. Besonders drastisch
war das am vorletzten Sonntag: Zwischen 9 und 18 Uhr war der Strompreis am
Spotmarkt negativ – ein Zeichen dafür, dass im betreffenden Moment niemand
die Strommengen sinnvoll nutzen konnte. Zur Zeit der Mittagssonne fielen
die Preise sogar so weit ins Minus, dass Abnehmer im Großhandel mehr als 13
Cent pro Kilowattstunde dazubekamen. So schlägt dann eine Kilowattstunde,
die nach EEG mit 7 Cent vergütet wird, auf den Staatshaushalt mit 20 Cent
durch. Kritiker sprechen von einer „Entsorgungsgebühr“.
## Zu wenig Stromspeicher
Selbst an Werktagen kommt es zunehmend vor, dass die Preise in den
Mittagsstunden unter null fallen. Im Mai wurden im deutschen
Stromgroßhandel bis zum Mittwoch schon 72 Stunden mit negativen Preisen
gezählt – so viel wie nie. Der höchste Maiwert bisher lag bei 38 Stunden im
Jahr 2021.
Das Problem wird sich in Zukunft noch rasant verschärfen, weil speziell die
Photovoltaikanlagen – mehr noch als die Windkraftanlagen – nahezu im
Gleichschritt große Strommengen liefern. Folglich sorgt jede weitere Anlage
durch eine Erhöhung der Überschüsse dafür, dass der gesamte Anlagenpark
volkswirtschaftlich immer unrentabler wird. Ökonomen nennen das
„Kannibalisierung“.
So macht der Strommarkt inzwischen das große Defizit der deutschen
Energiewende deutlich: Gemessen am Zubau der Erzeugungsanlagen fehlt es
eklatant an Speichern. Die Lage wird sich weiter zuspitzen, wenn die Pläne
des Bundeswirtschaftsministeriums Wirklichkeit werden, denn alleine die
Photovoltaik soll im Jahr 2030 eine installierte Leistung von 215 Gigawatt
(GW) erreichen – das Zweieinhalbfache der heutigen Menge. Deutschland
braucht derzeit aber selbst zu Spitzenzeiten nicht mehr als rund 80 GW, oft
sind es am Mittag auch nur um die 60 GW.
Damit könnte schon in wenigen Jahren mittags doppelt so viel Solarstrom
anfallen, wie im ganzen Land an Strom gebraucht wird. Obendrauf kommt noch
die Windkraft als ebenfalls fluktuierende Stromquelle: Auf See sollen im
Jahr 2030 mindestens 30 GW installiert sein (heute: 8,5 GW), an Land 115 GW
(heute: 62 GW).
22 May 2024
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[1] /Erneuerbare-Energien-Gesetz-EEG/!t5022427
## AUTOREN
Bernward Janzing
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