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# taz.de -- Strommarktreform: Dem EEG-Konto fehlen 7,8 Milliarden
> Übertragungsnetzbetreiber warnen: Ökostrom-Förderung wird deutlich teurer
> als bislang angenommen.
Bild: An sonnigen Sommertagen ist das Angebot an Strom inzwischen so groß, das…
Freiburg taz | Für das [1][Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)] wird immer
mehr Geld aus dem Bundeshaushalt nötig, auf dessen Basis die
Einspeisevergütungen für Ökostrom bezahlt werden. [2][Dem Handelsblatt
zufolge] haben die vier Übertragungsnetzbetreiber, die im Staatsauftrag für
die Abrechnungen der EEG-Zahlungen zuständig sind, in einem Schreiben an
Wirtschaftsstaatssekretär Philipp Nimmermann erklärt, der
Finanzierungsbedarf nach dem EEG werde in diesem Jahr um 7,8 Milliarden
Euro steigen.
Im Oktober waren die vier Unternehmen – diese sind 50Hertz, Amprion, Tennet
und TransnetBW – noch von einem Finanzierungsbedarf des EEG für 2024 in
Höhe von 10,6 Milliarden Euro ausgegangen. Doch nun rechnen sie
offensichtlich bereits mit mehr als 18 Milliarden Euro an Steuergeldern,
die nötig sind, um das EEG-Konto im laufenden Jahr auszugleichen. Das
Handelsblatt zitiert aus dem Schreiben an die Bundesregierung, es bestehe
„die sehr dringende Notwendigkeit zur Anpassung der Abschlagszahlungen auf
die kurze Sicht“, nämlich bereits für Februar und März. Andernfalls drohten
den Infrastruktur-Unternehmen Liquiditätsprobleme.
Unterdessen verweist der BDEW, der Branchenverband der Energiewirtschaft,
darauf, dass nach Gesetzeslage der Staat verpflichtet sei, für ein
ausgeglichenes EEG-Konto zu sorgen. Schließlich verwalten die Netzbetreiber
das EEG-Konto nur treuhänderisch im Auftrag des Staates. „Wir gehen daher
davon aus, dass die Bundesregierung für die notwendige Liquidität auf dem
EEG-Konto sorgt“, sagt BDEW-Geschäftsführerin Kerstin Andreae. Bis Mitte
2022 mussten die Stromkunden die Kosten der Einspeisevergütungen noch per
EEG-Umlage bezahlen, inzwischen werden die Ausgaben aus dem Bundeshaushalt
finanziert.
Der Anstieg der EEG-Kosten resultiert vor allem aus den gesunkenen
Großhandelspreisen, weil dadurch der Ökostrom bei der Vermarktung an der
Strombörse erheblich weniger Erlös bringt. Da der Staat die Differenz
zwischen dem Marktwert des erzeugten Ökostroms und den gesetzlich
garantierten Einspeisevergütungen begleichen muss, steigt die Belastung für
den Bundeshaushalt.
## Finanzierungslücke zeichnete sich ab
Dass die angepeilte Summe an Steuergeld nicht ausreichen wird, hatte sich
angedeutet. Die Prognosen von Oktober waren davon ausgegangen, dass Anfang
2024 ein Guthaben aus dem Vorjahr von 1,8 Milliarden Euro auf dem EEG-Konto
liegen werde. Faktisch lag der Betrag – obwohl die Prognose zu diesem
Zeitpunkt erst wenige Monate alt war – fast eine Milliarde niedriger.
Die explodierenden Kosten des EEG sind anhand der Preisentwicklung an der
Strombörse nachvollziehbar: Die ursprüngliche Prognose für 2024 hatte noch
einen mittleren Börsenpreis von fast 138 Euro je Megawattstunde angesetzt,
doch im bisherigen Verlauf des neuen Jahres erreichte der Preis im Mittel
keine 80 Euro mehr. Auch für die kommenden Monate und Quartale lassen die
Börsennotierungen am Terminmarkt deutlich geringere Erlöse für den Ökostrom
erwarten als im Herbst prognostiziert – was nun die Steuerzahler trifft.
## Kannibalisierung der Erneuerbaren
Zudem treibt ein weiteres Phänomen die Kosten des EEG in die Höhe: die
sogenannte Kannibalisierung der Erneuerbaren. Um das am Beispiel der
Photovoltaik zu erklären: Da die Solaranlagen im Land weitgehend zeitgleich
ihren Strom liefern, ist an sonnigen Sommertagen [3][das Angebot an Strom
inzwischen so groß], dass dieser in den betreffenden Stunden am Markt
weitgehend wertlos ist. Trotzdem bekommen die Anlagen ihre garantierte
Vergütung. Ähnlich ist es beim Windstrom, wobei hier die erzeugten Mengen
nicht ganz so einheitlich anfallen.
Entsprechend nimmt durch den Ausbau der Erneuerbaren die Zahl jener Stunden
zu, in denen der Strom nichts mehr wert ist. Das schlägt dann massiv auf
die EEG-Kosten durch. 2023 gab es bereits 301 Stunden mit negativen
Strompreisen und weitere 24 Stunden, in denen der Wert des Stroms im
Großhandel bei exakt null lag. Diese Zahlen waren ein historischer
Höchststand, der jedoch in den nächsten Jahren abermals übertroffen werden
dürfte – mit entsprechend weiteren Konsequenzen für den Finanzbedarf des
EEG.
28 Jan 2024
## LINKS
[1] /Erneuerbare-Energien-Gesetz-EEG/!t5022427
[2] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/energiewende-netzbetreiber…
[3] /Aktuelles-Hoch-bei-den-Erneuerbaren/!5979276
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
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