# taz.de -- Uffizien-Chef will Florenz regieren: Eike Schmidt tritt für Rechte… | |
> Der Freiburger war der erste Deutsche, der ein italienisches Museum | |
> leitete. Nun will er auch erster deutscher Bürgermeister des Landes | |
> werden. | |
Bild: Erster deutscher Museumschef in Italien – auch erster deutscher Bürger… | |
Als Eike Schmidt im Jahr 2015 zum Direktor der Uffizien, des bedeutendsten | |
Museums der Kunststadt Florenz, berufen wurde, war das eine kleine | |
Sensation. Ein Deutscher, überhaupt ein Ausländer, als Chef jener | |
Kunstgalerie, in der die Werke Botticellis und Caravaggios jedes Jahr | |
Millionen Besucher*innen anziehen – das hatte es noch nie gegeben. | |
Aber das lässt sich toppen, dachte Schmidt wohl. Jetzt jedenfalls will er | |
wieder zum ersten Mal etwas werden, nämlich zum ersten deutschen | |
Bürgermeister von Florenz. Genauer gesagt zum ersten deutsch-italienischen | |
Bürgermeister, denn um kandidieren zu können, hat er im November | |
vergangenen Jahres die italienische Staatsbürgerschaft erworben. | |
Was ist in Schmidt gefahren?, fragen seit der Bekanntgabe der Kandidatur | |
viele Bürger*innen der Renaissancestadt. Denn jener Mann, den man sich | |
aufgrund seiner weltläufigen Karriere, mit Stationen in den USA, in London, | |
dann in Italien eher als Kandidaten einer weltoffenen Linken vorstellen | |
mag, geht in Florenz ausgerechnet für die stramm nationalistische | |
Rechtsallianz der [1][Ministerpräsidentin Giorgia Meloni] ins Rennen. | |
Schmidt, der Ende 2023 seinen Posten in den Uffizien nach zwei Amtszeiten | |
als Direktor räumen musste, wie es das italienische Gesetz vorsieht, sieht | |
sich selbst als „Mann der Mitte, Aristoteliker, Antifaschist“. Das mit dem | |
Antifaschismus nehmen ihm auch Leute aus dem italienischen Kulturbetrieb | |
ab, die einigermaßen verdattert sind angesichts der Tatsache, dass er jetzt | |
auf dem Ticket der Meloni-Rechten Florenz, die seit jeher linke Stadt, | |
erobern will. Sie verweisen darauf, dass er nach am Ende seiner Zeit als | |
Uffizien-Chef voller Enthusiasmus eine Ausstellung des deutsch-jüdischen, | |
von den Nazis aus Florenz deportierten und in Auschwitz ermordeten | |
expressionistischen Malers Rudolf Levi ausrichtete. | |
## Kleinkrieg mit dem bisherigen Bürgermeister | |
„Schmidt ist ungeheuer ambitioniert“, fällt einem Archäologen, der den | |
Kandidaten kennt, nur als Erklärung ein. Und eine Florentiner Historikerin, | |
die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, fügt hinzu, | |
der Mann habe seit 2015 einen konstanten Kleinkrieg mit dem bisherigen | |
Bürgermeister der Stadt geliefert, Dario Nardella von der gemäßigt linken | |
[2][Partito Democratico]. Womöglich wolle sich Schmidt rächen. | |
Doch man muss dem 56-Jährigen auch zugestehen, dass er schon in seinen | |
Uffizien-Zeiten ein Macher war, einer, der nicht nur die Besucherzahlen auf | |
fast fünf Millionen pro Jahr gesteigert hat, sondern auch vor den Toren der | |
Uffizien aktiv wurde, das Megafon in der Hand, um die wartenden | |
Besucher*innen vor illegalen Ticketverkäufer*innen und | |
Taschendieb*innen zu warnen. Das brachte ihm übrigens eine Geldbuße | |
ein, ausgestellt von der Stadtpolizei des Bürgermeisters Nardella. | |
Vielleicht auch deshalb will Schmidt es jetzt wissen, vielleicht aber | |
träumt er einfach nur davon, ganz so wie die großen Medici-Fürsten der | |
Renaissancezeit in der einzigartigen Stadt Florenz das Zepter zu schwingen. | |
Danach klingt sein Wahlkampfslogan „Firenze magnifica“, „Prächtiges | |
Florenz“, was an den Medici-Herrscher Lorenzo il Magnifico erinnert. | |
Inhaltlich geriert er sich eher als ganz banaler rechter Stadtsheriff. | |
Seinen Wahlkampf bestreitet er, wie es sich für das ihn tragende politische | |
Lager gehört, mit lauten Klagen über die angeblich fehlende öffentliche | |
Sicherheit in der Stadt. „Der redet so, als sei es hier schlimmer als in | |
der Bronx“, meint denn auch die Florentiner Historikerin, „dabei geben die | |
Kriminalitätszahlen das absolut nicht her“. | |
6 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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