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# taz.de -- Kommunalwahlen in Italien: Meloni-Lager wird abgestraft
> In Italien läuft es gut für das Mitte-Links-Lager. Schlappe auch für Eike
> Schmidt, der für die Rechte antrat und in Florenz Bürgermeister werden
> wollte.
Bild: Sieg für die Linke in Florenz bei den Kommunalwahlen
Rom taz | Der Freiburger [1][Eike Schmidt] muss seinen Traum begraben, der
nächste Bürgermeister von Florenz zu werden. Mit überwältigender Mehrheit
haben die Bürger*innen der Renaissancestadt am Arno in der Stichwahl ums
Rathaus seine Bewerbung auf den neuen Job abgelehnt. Nur knappe 40 Prozent
stimmten für Schmidt, der seit wenigen Monaten auch den italienischen Pass
hat. Gut 60 Prozent votierten für Sara Funaro, die schon nach dem ersten
Wahlgang favorisierte Kandidatin der Linken.
Schmidt bleibt damit das, was er vorher schon war: Museumsdirektor. Acht
Jahre lang war er Chef der weltberühmten Uffizien in Florenz. Seit Januar
hatte er die Direktion des Museums Capodimonte in Neapel übernommen – sich
dort aber gleich freistellen lassen. Denn Schmidt wollte höher hinaus. Er
hatte sich vorgenommen, erster Bürger von Florenz zu werden. Ins Rennen
wurde er von den Parteien der in Rom regierenden Rechtskoalition unter
Giorgia Meloni geschickt.
Und auch wenn er im traditionell linken Florenz versuchte, nicht als harter
Rechter durchzugehen, wenn er sich zum Beispiel zum „Antifaschisten“
erklärte, war den Florentiner*innen die Vorstellung ein Graus, die
postfaschistischen Gefolgsleute Melonis könnten künftig in ihrer Stadt an
die Macht kommen.
So wie in Florenz waren die Bürger*innen in gut 100 weiteren Kommunen
[2][am Sonntag und Montag quer durch Italien zur Stichwahl aufgerufen],
nachdem dort im ersten Wahlgang vor zwei Wochen keine*r der
Kandidat*innen 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Und
so wie in Florenz lief es meist gut für das Mitte-Links-Lager, in dem die
von Elly Schlein geführte Partito Democratico (PD) die stärkste Kraft ist.
## Meloni-Lager auch in Bari abgestraft
So konnte sich die PD über den Kantersieg ihres Kandidaten Vito Leccese in
der 300.000-Einwohner-Stadt Bari – der Hauptstadt der Region Apulien –
freuen. Leccese deklassierte seinen Gegner aus [3][dem rechten
Meloni-Lager] mit 70 zu 30 Prozent. Die Bürger*innen von Bari
antworteten damit auch auf die von der Rechten bis zum Innenminister in Rom
losgetretene Schlammschlacht, die die Ermittlungen der örtlichen
Staatsanwaltschaft auch gegen einige kommunale Bedienstete wegen
Verstrickungen mit der Mafia dazu nutzen wollten, den scheidenden
Bürgermeister der PD, Antonio Decaro, in Mafianähe zu rücken.
Die Operation ging schief. Decaro wurde mit einem sehr guten Ergebnis ins
Europaparlament gewählt, während sein Nachfolger jetzt in der Kommunalwahl
triumphierte. Wohl genauso wichtig wie die Erfolge in Florenz und Bari, den
beiden größten an die Urnen gerufenen Städten, sind jedoch auch die Siege
des Mitte-Links-Lagers in Potenza und Perugia, zwei Kommunen, in denen
bisher die Rechte am Ruder war.
Potenza, Hauptstadt der süditalienischen Region Basilikata, ging mit 65
Prozent an die Linke. Knapper war das Ergebnis in Perugia, Hauptstadt des
mittelitalienischen Umbrien, dort hatte die Linkskandidatin am Ende mit 53
Prozent die Nase vorn. Perugia ist jedoch für die PD, für die gesamte Linke
besonders wichtig, weil die Stadt in einem früher roten Kernland lag.
Dass Perugia vor zehn Jahren an die Rechte gefallen war, die wenige Jahre
darauf die gesamte Region Umbrien erobern konnte, war seinerzeit eines der
Zeichen der tiefen Krise der PD gerade in den früheren Hochburgen der
Linken wie der Toskana und Umbrien. Jetzt wiederum hofft die Linke, dass
der Sieg in Perugia Ausgangspunkt einer weitergehenden politischen Wende
ist, denn Umbrien wählt im kommenden Herbst sein neues Regionalparlament.
24 Jun 2024
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## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
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Kolumne Südlicht
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