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# taz.de -- Evakuierung aus Rafah: Von einem Ort zum anderen
> Unser Autor ist aus Rafah nach Chan Yunis nördlicher im Gazastreifen
> geflohen. Dort lebt er zunächst vor dem zerstörten Nasser-Krankenhaus.
Bild: Zeltaufschlagen vor dem zerstörten Nasser-Krankenhaus in Khan Younis
Noch am vergangenen Donnerstag hat unser Autor für die [1][wochentaz] eine
Familie porträtiert, die aus Ost-Rafah flüchten musste. Zwei Tage später
musste er selbst evakuieren.
Am Samstag hat das israelische Militär Flugblätter über meiner
Nachbarschaft abgeworfen. Vier weitere Viertel in Rafah – zusätzlich zum
Osten der Stadt – sollen nun [2][evakuiert] werden. Darunter ist auch das
Viertel Shabura, in dem meine Familie und ich untergekommen waren. Zwei
meiner Kollegen – auch sie sind Journalisten – haben außerdem Anrufe
bekommen, vom israelischen Nachrichtendienst. Sie haben ihnen mitgeteilt:
Alle Journalisten sollen das Gebiet räumen.
Wir haben keine Wahl. Wir müssen den Anweisungen der Israelis folgen.
Insgesamt sind wir knapp 120 Kollegen, die sich entschieden haben, Rafah zu
verlassen. Meine Kollegen, meine Familie und ich haben also unsere Sachen
gepackt – das hat gedauert, wir haben viele Dinge, etwa journalistisches
Equipment.
Alle Gebiete, in denen die Menschen zur Evakuierung aufgefordert wurden –
der gesamte Osten Rafahs, bis in die Mitte der Stadt – sind nun leer. Erst
sind wir Richtung Westen gefahren, ans andere Ende der Stadt. Die Straßen
waren überfüllt, es ging kaum voran. Wir wussten nicht wohin. Wir haben
überlegt, nach Deir el-Balah weiterzuziehen, in die Mitte des
Gazastreifens. Aber auch dort ist es überfüllt.
## Von Haus zu Haus
Die Wege meiner Familie und mir haben sich schließlich getrennt: Sie sind
in West-Rafah geblieben, und ich bin weitergefahren Richtung Norden, nach
Khan Younis, zum Nasser-Krankenhaus. Auf dem Weg zwischen Rafah und Khan
Younis bin ich keinem einzigen israelischen Soldaten begegnet. Das
Nasser-Spital wurde schon einmal von Israel belagert und dann eingenommen,
im Frühling 2024. Es ist bis heute vollkommen zerstört und nicht mehr
funktionsfähig. Israelische Soldaten sind nicht mehr dort.
Wir haben jetzt unsere Zelte vor den Ruinen des Nasser-Spitals
aufgeschlagen. Ich will meine Familie zu mir holen, aber dafür muss ich
erst einen Ort finden, wo sie bleiben können. Das ist schwierig, Khan
Younis ist zu großen Teilen zerstört. Es gibt nichts mehr dort, keinen
Strom, kein Trinkwasser, keine Toiletten. Gerade warte ich auf einen
Techniker meines Internetanbieters, sodass ich zumindest stabiles Internet
habe und weiterarbeiten kann.
Ich komme ganz aus dem Norden Gazas, mein Haus liegt nur drei Kilometer vom
Grenzübergang Erez entfernt. Es ist das fünfzehnte oder sechzehnte Mal,
dass ich weiterfliehen muss – von Haus zu Haus, von einem Ort zum anderen.
12 May 2024
## LINKS
[1] /Flucht-durch-den-Gazastreifen/!6006935
[2] /-Nachrichten-im-Nahostkrieg-/!6009707
## AUTOREN
Sami Ziara
## TAGS
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