| # taz.de -- Agentengesetz in Georgien: Georgischer Irrsinn | |
| > Das Parlament in Tbilissi setzt den Kampf gegen die Zivilgesellschaft | |
| > fort. Rasch werden sich die Protestierenden jedoch nicht unterkriegen | |
| > lassen. | |
| Bild: Protest gegen das „russische Gesetz“ am Dienstag in Tiflis | |
| Wer bis zum Schluss gehofft hatte, die georgische Führung werde doch noch | |
| zur Besinnung kommen, sieht sich leider eines Besseren belehrt. Das Gesetz | |
| über die „Transparenz ausländischen Einflusses“, das vor allem | |
| Nichtregierungsorganisationen betrifft, wurde am Dienstag in dritter Lesung | |
| abgesegnet. | |
| Hinter diesem Irrsinn der Regierungspartei Georgischer Traum stehen nicht | |
| weniger als die Angst vor einem Gesichts- und möglichen Machtverlust sowie | |
| eine hasserfüllte Besessenheit, die Zivilgesellschaft langsam, aber sicher | |
| zum Schweigen bringen zu wollen. Das wird so einfach jedoch nicht werden, | |
| wie die [1][Massenproteste der vergangenen Wochen] eindrücklich gezeigt | |
| haben. | |
| Doch anstatt endlich einmal zur Kenntnis zu nehmen, dass ein Großteil der | |
| Georgier*innen ihre Zukunft sowie die ihres Landes in Europa sieht, | |
| greift der Georgische Traum auf Methoden zurück, die einem [2][Drehbuch des | |
| Kremls] entlehnt zu sein scheinen. Protestierende werden von Polizeikräften | |
| brutal zusammen geknüppelt, massiv unter Druck gesetzt und kriminalisiert. | |
| Wo das nicht ausreicht, besorgen Schlägertrupps, die bei | |
| Regierungskritiker*innen gerne auch mal Hausbesuche machen, den | |
| Rest. | |
| Das tragische Moment an diesem repressiven Kurs ist nicht nur, dass in der | |
| Südkaukasusrepublik Georgien grundlegende Bürger*innenrechte mit Füßen | |
| getreten werden. Vielmehr steht die europäische Perspektive grundsätzlich | |
| auf dem Spiel. Denn die EU, die Tbilissi erst im vergangenen Dezember den | |
| mit einer Reihe von Auflagen verbundenen [3][Status eines | |
| Beitrittskandidaten] gewährte, kann diese Provokation nicht ignorieren. | |
| Schon sind mögliche Sanktionen – wie die Aufhebung der Visa-Freiheit – im | |
| Gespräch. | |
| Sollte es dazu kommen, zahlten – Ironie der Geschichte – auch diejenigen | |
| die Zeche, die für demokratische Werte auf die Straße gehen. Wie weiter? | |
| Staatspräsidentin Salome Surabischwili, in Dauerfehde mit der Regierung, | |
| wird gegen das Gesetz ein Veto einlegen. Das verschafft zumindest eine | |
| Atempause. Vielleicht obsiegt am Ende doch noch der gesunde | |
| Menschenverstand. | |
| 14 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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