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# taz.de -- St. Pauli zurück in der Bundesliga: Auf geht’s, Genossen!
> Der Aufstieg des FC St. Pauli in die Erste Liga war absehbar – und kommt
> genau zum richtigen Zeitpunkt.
Bild: Tränen der Rührung: St. Paulis Kapitän Jackson Irvine ist überwältig…
Hamburg taz | Eine Überraschung war es nun wirklich nicht mehr, als der FC
St. Pauli mit einem [1][3:1-Heimsieg gegen den Absteiger VfL Osnabrück] den
Aufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga geschafft hatte. Zu lange haben
die Hamburger dafür die Liga dominiert, mit ihrem zeitweilig fast
schlafwandlerisch sicheren Kombinationsfußball, der immer wieder verdammt
nach Erster Liga aussah.
Nur das eigentliche Überraschungsteam, [2][der jetzige Mitaufsteiger
Holstein Kiel], machte ihnen gelegentlich die Tabellenführung streitig.
Über die Saison hinaus betrachtet, kommt der Erfolg kein bisschen
überraschend. Zweimal hatte man zuletzt am Aufstieg geschnuppert, die
Saison nach einer schwachen und einer überragenden Halbserie jeweils auf
Platz fünf beendet. Und das von Sportchef Andreas Bornemann klug
zusammengestellte Team trotz prominenter, aber einträglicher Abgänge
behutsam weiterentwickelt.
Dazu hat beigetragen, dass der Club zu einer ganz eigenen Form der
Kontinuität auf dem Trainerposten gefunden hat: Als er sich wegen einer
Ergebniskrise vom bei den Fans beliebten langjährigen St. Paulianer Timo
Schultz trennte, beförderte er dessen damals erst 29-jährigen Assistenten
Fabian Hürzeler an die Spitze. Der kannte das Team, „musste eigentlich nur
noch Kleinigkeiten ändern“, wie er direkt nach dem Aufstieg mit einem Dank
an den alten Chef sagte.
## Unbekanntes Niveau
Diese bescheidenen Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hürzeler
ein personell kaum verändertes Team spielerisch auf ein neues, bis dato auf
St. Pauli ungekanntes Niveau gehoben hat. Dass er darum weiß und auch um
das Interesse, das er damit bei wirtschaftlich potenteren Clubs geweckt
hat, wurde deutlich, als er den Verein im Winter mitten im Aufstiegskampf
[3][wochenlang mit der Vertragsverlängerung zappeln ließ]. Der ehrgeizige
Jungtrainer wollte unbedingt in die Bundesliga. Dass das nun mit St. Pauli
gelungen ist, hing zwischenzeitlich am seidenen Faden.
Klar ist: St. Pauli wird auch künftig finanziell nicht mit den
investorengetriebenen Schwergewichten der Bundesliga mithalten können. Der
Club hat bisher Gehälter im Mittelfeld der Zweiten Liga gezahlt und wird in
der Ersten eher am unteren Ende der Geldtabelle rangieren. Insofern ist der
Aufstieg ein kleines Wunder, ein mittelfristiger Verbleib in der Ersten
Liga wäre sogar ein großes.
Der Club hat unter Präsident Oke Göttlich eine lange Konsolidierungsphase
hinter sich. Die Marketingrechte wurden zurückgekauft, ein modernes Stadion
hingestellt, als Nächstes soll das Trainingszentrum neu gebaut werden. Nach
Jahren ausgeglichener oder positiver Bilanzen wies der FC St. Pauli im
vergangenen Geschäftsjahr wieder einen Millionenverlust aus. Da kommt der
Aufstieg gerade rechtzeitig, denn die Kostenstruktur im Zweitligabetrieb im
nötigen Umfang zurückzufahren wäre wohl eine große Herausforderung
gewesen.
## Und jetzt alle
Vor allem kommt der Aufstieg aber pünktlich zum nächsten großen Projekt:
Als Alternative zu Investorengeld will der etwas andere Club
voraussichtlich noch in diesem Jahr [4][eine Genossenschaft gründen], die
wesentliche Teile der Infrastruktur tragen soll.
Statt Rendite soll dabei die Freude darüber im Vordergrund stehen, den
Hamburger Fußball besonders zu machen. Deutlicher kann man nicht an die
Seele der St.-Pauli-Fans appellieren, sogar weit über Hamburg hinaus.
Sympathisanten in ganz Deutschland oder sogar Europa könnten mit einem
Anteilskauf zeigen: Ein anderer Fußball ist möglich.
13 May 2024
## LINKS
[1] /Bundesliga-Aufstieg-des-FC-St-Pauli/!6007363
[2] /Holstein-Kiel-in-der-Bundesliga/!6007322
[3] /Kampf-um-den-Bundesliga-Aufstieg/!5991859
[4] /FC-St-Pauli-prueft-Genossenschaft/!5975156
## AUTOREN
Jan Kahlcke
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