Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- FC St. Pauli verliert Stadtderby: Kein Aufstieg im Volksparkstadion
> Die Fußballer des FC St. Pauli hätten ausgerechnet im Stadtderby
> aufsteigen können. Doch die Blöße wollte sich der HSV im eigenen Stadion
> nicht geben.
Bild: Hinten wird der Derbysieg bejubelt, vorne kehrt beim FC St. Pauli trotz d…
Hamburg taz | Es war erstaunlich ruhig. Als am Freitagabend im Hamburger
Volksparkstadion die Fußballer des Hamburger SV und des [1][FC St. Pauli]
eine halbe Stunde vor Spielbeginn den Rasen zum Aufwärmen betraten, lag
eine Woche ohne besondere Vorkommnisse hinter ihnen. Kaum ein Scharmützel
der verfeindeten Fans, kaum ein böses Wort der Clubverantwortlichen oder
Spieler über den Gegner in den Tagen vor diesem für beide Seiten vielleicht
so entscheidenden Spiel.
Wie groß die Anspannung dann doch auf beiden Seiten war, zeigte sich
plötzlich und ohne Vorwarnung: Fast drei Dutzend Männer – Spieler, Trainer,
Clubverantwortliche – rangelten, schubsten und schrien sich an der
Mittellinie an. Einige hatten Mühe, sich zu beherrschen, dabei war der
Anlass banal: Die Spieler des FC St. Pauli waren beim Aufwärmen ein paar
Meter in die gegnerische Hälfte eingedrungen. „Ich empfinde das als
respektlos“, empörte sich [2][HSV-Trainer Steffen Baumgart] noch nach dem
knappen, aber verdienten 1:0-Derbysieg seiner Mannschaft.
Dass es nur einer Banalität bedurfte, um die Dauerrivalität der beiden
Vereine um eine weitere Anekdote zu bereichern, lag an der
Ausgangssituation dieses 111. Hamburger Stadtderbys: Der HSV hat nach einer
über weite Strecken enttäuschenden Saison nur noch theoretische Chancen auf
die Rückkehr in die erste Liga. St. Pauli hingegen steht seit dem sechsten
Spieltag im vergangenen September ununterbrochen auf einem der beiden
Aufstiegsplätze. Und vor allem: Der Stadtteilclub hatte am Freitagabend die
wohl einmalige Chance, ausgerechnet im Volksparkstadion den sechsten
Aufstieg in die Erste Bundesliga perfekt zu machen.
## Kontrolle verloren
Vielleicht war diese aufregende Aussicht aber auch ein bisschen zu perfekt,
um auch im Derby den dominanten, ruhigen und damit meist fehlerfreien
Fußball zu spielen, mit dem St. Pauli in dieser Saison so erfolgreich ist.
Gegen den HSV gelang es nur selten, den Ball über mehrere Stationen zu
halten, vorn wie hinten waren die St. Paulianer oft einen Schritt zu spät –
und selbst einfache Pässe kamen ungewöhnlich oft nicht beim Mitspieler an.
Trainer Fabian Hürzeler schien bereits Mitte der zweiten Halbzeit, als noch
kein Tor gefallen war, zu ahnen, dass das Spiel kein gutes Ende nehmen
würde. Als wieder einmal ein einfacher Pass im Mittelfeld ins Seitenaus
statt zu Manolis Saliakas rollte, der in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom
Platz flog, raufte sich Hürzeler die kurzen Haare.
HSV-Trainer Baumgart spazierte in diesem Moment lässig mit erhobenem Daumen
an der Seitenlinie entlang. Aus gutem Grund: Sein Team hatte mittlerweile
die Kontrolle übernommen, war griffiger in den Zweikämpfen und hatte sich
schon eine Reihe Torchancen erspielt. Dass bis zur 85. Minute keine davon
zum Erfolg führte, war dem Pech geschuldet: Zweimal war der Ball schon im
Tor, wurde aber von Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck wegen Foulspiels
nicht gegeben. Einmal sprang der Ball an die Latte. Einmal konnte Torhüter
Nikola Vasilj gerade noch abwehren.
## Erst mal wieder Ruhe
Doch ausgerechnet Vasilj ließ das 1:0 für den HSV zu: Nach einem Eckball
für den HSV irrlichterte er durch seinen Strafraum, während HSV-Stürmer
Robert Glatzel den Ball in das torwartfreie Tor köpfte.
Der Jubel der HSV-Fans nach dem Schlusspfiff wenige Minuten später zeigte,
wie nötig dieser Derbysieg war. Denn erstmals in der Vereinsgeschichte wird
der HSV in der Tabelle hinter den Kiezkickern landen. Und weil die Fortuna
Düsseldorf – Konkurrent um den dritten Platz, der zur Relegation berechtigt
– zeitgleich ihr Spiel gewann, kann der HSV vor den letzten beiden
Saisonspielen nur noch theoretisch auf den Aufstieg hoffen.
Der FC St. Pauli hat mit der Niederlage nur den ersten von drei Matchbällen
vergeben. Ein Sieg in den verbleibenden zwei Spielen reicht zum Aufstieg.
Entsprechend entspannt [3][empfing der Auswärtsblock] nach dem Schlusspfiff
die Spieler. Im Gegensatz zum Rest des jubelnden Volksparkstadions kehrte
dort die zwischenzeitlich unterbrochene Ruhe schnell wieder ein.
5 May 2024
## LINKS
[1] /Kampf-um-den-Bundesliga-Aufstieg/!5991859
[2] /Zweiter-HSV-Sieg-unter-Trainer-Baumgart/!5996070
[3] /Racial-Profiling-bei-Fussballspielen/!6002630
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Hamburg
Hamburger SV
FC St. Pauli
Fußball
2. Bundesliga
Fußball
Fußball
Hamburg
Fußball
FC St. Pauli
## ARTIKEL ZUM THEMA
St. Pauli zurück in der Bundesliga: Auf geht’s, Genossen!
Der Aufstieg des FC St. Pauli in die Erste Liga war absehbar – und kommt
genau zum richtigen Zeitpunkt.
Bundesliga-Aufstieg des FC St. Pauli: Feierbiest lobt Arbeitsethik
Mit einem hart erarbeiteten 3:1-Sieg gegen den VfL Osnabrück macht der FC
St. Pauli den sechsten Aufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga klar.
Racial Profiling bei Fußballspielen: Fans unter Generalverdacht
Kurdische Anhänger:innen des FC St. Pauli beklagen, dass sie anlasslos
von der Polizei kontrolliert werden. Die Fanhilfe vermutet Racial
Profiling.
Zweiter HSV-Sieg unter Trainer Baumgart: Mit Schiebermütze in die Spur
Nach zwei Niederlagen gewinnen die Fußballer des Hamburger SV gegen
Wiesbaden mit 3:0 – und bleiben an den Spitzenteams aus Kiel und St. Pauli
dran.
Kampf um den Bundesliga-Aufstieg: Meisterstück mit Schönheitsfehler
Im Spitzenspiel der Zweiten Fußball-Bundesliga schlägt St. Pauli den
Gastgeber Holstein Kiel mit 4:3 – verdient und am Ende ein bisschen
glücklich.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.