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# taz.de -- Racial Profiling bei Fußballspielen: Fans unter Generalverdacht
> Kurdische Anhänger:innen des FC St. Pauli beklagen, dass sie
> anlasslos von der Polizei kontrolliert werden. Die Fanhilfe vermutet
> Racial Profiling.
Bild: Wen kontrolliert die Hamburger Polizei wie oft und warum? Beamte und Fans…
Hamburg taz | An einen Zufall wollen Azad und Abdulhalim* mittlerweile
nicht mehr glauben. Zu häufig fühlten sie sich in den vergangenen zwei
Jahren beim Besuch von Fußballspielen des FC St. Pauli [1][von der Polizei
ohne triftigen Grund kontrolliert.] „Wir sind doch keine Gewalttäter“, sagt
der 37-jährige Azad mit Blick auf sich und die anderen Mitglieder des
Fanclubs „Azadi St. Pauli“, in dem vor allem kurdischstämmige
Hamburger:innen ihren Club unterstützen.
Woran liegt es also? „Äußerlich unterscheiden wir uns nun mal von der
Mehrheit der Fans“, antwortet Azad. Die [2][„Braun-Weiße Hilfe“], das
Rechtshilfeprojekt des Clubs, hält das Verhalten der Polizei entsprechend
für Racial Profiling.
Seit 2019 gibt es den Fanclub, seit zwei Jahren fahren die
Anhänger:innen gemeinsam zu Auswärtsspielen. Seither häufen sich die
Kontrollen, für die sie keinen legitimen Anlass sehen. Im Sommer 2022 ging
es mit den Kontrollen los, am Treffpunkt der St.-Pauli-Fans am
Hannoveraner Hauptbahnhof. „Wir waren gerade dort angekommen und schon
wurde ich herausgezogen“, sagt Abdulhalim. Ein halbes Dutzend
Polizist:innen habe ihn auf den Boden geworfen, dann zu einem Auto
abgeführt.
„Direkt an der Straße musste ich mich mit verbundenen Händen hinstellen und
fotografieren lassen“, sagt Abdulhalim. „Das war mir peinlich.“ Er sei mit
auf die Wache genommen worden, durfte nach einigen Stunden wieder gehen.
Zunächst sei ihm keine Begründung für die Maßnahme genannt worden. Später
sei ihm gesagt worden, man verdächtige ihn, einige Monate zuvor eine
Körperverletzung begangen zu haben. Auf ihn passe die Personenbeschreibung.
Adulhalim zeigt das Schreiben, das er einige Monate später dazu von der
Polizei erhielt: Das Verfahren wurde eingestellt.
## „Kontrollen sorgen für Angst“
[3][Racial Profiling] bezeichnet eine Praxis, bei der die Polizei Personen
aufgrund von äußeren Merkmalen wie Hautfarbe oder vermuteter
Religionszugehörigkeit einer bestimmten Personengruppe zuordnet und
pauschal als verdächtig behandelt. Auch in Braunschweig und beim Hamburger
SV waren es in den vergangenen Monaten einzig Azadi-St.-Pauli-Mitglieder,
die am Stadion aus einer Vielzahl von St.-Pauli-Fans von der Polizei
herausgezogen wurden, bestätigt die Braun-Weiße Hilfe.
In beiden Fällen sei ihnen kein konkreter Anlass genannt worden, sagt Azad.
Als sich in beiden Situationen sofort die Fanhilfe einschaltete und darauf
hinwies, dass kein Anlass vorliege, habe die Polizei sie wieder ziehen
lassen.
„Diese ständigen Kontrollen sorgen mittlerweile für Angst“, sagt
Abdulhalim, „aber wir wollen uns nicht einschüchtern lassen.“ Sie überleg…
noch, [4][vor Gericht die Kontrollen als rechtswidrig feststellen zu
lassen.] Allerdings sind die Chancen auf einen Erfolg gering, weil der
Nachweis in der Regel kaum zu erbringen ist.
*Namen geändert
10 Apr 2024
## LINKS
[1] /Polizist-ueber-Hamburger-Drogen-Taskforce/!5948395
[2] https://www.braunweissehilfe.de/
[3] /Racial-Profiling/!t5009754
[4] /Racial-Profiling-in-Hamburg/!5971367
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Hamburg
Racial Profiling
FC St. Pauli
Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
Kurden
Polizei Hamburg
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