# taz.de -- Bundesliga-Aufstieg des FC St. Pauli: Feierbiest lobt Arbeitsethik | |
> Mit einem hart erarbeiteten 3:1-Sieg gegen den VfL Osnabrück macht der FC | |
> St. Pauli den sechsten Aufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga klar. | |
Bild: Nach dem Platzsturm: St. Paulis Kapitän Jackson Irvine feiert den Aufsti… | |
Es schien alles nach Plan zu laufen: Acht Minuten waren gespielt am | |
Millerntor, da drückte Oladapo Afolayan den Ball über die Torlinie – 1:0. | |
St. Pauli war in diesem Moment Erstligist. | |
Der VfL Osnabrück indes schien seinen Platz in der Dramaturgie einzunehmen. | |
Am Dienstag waren sie abgestiegen aus der Zweiten Liga, ebenfalls am | |
Millerntor. Das Heimspiel gegen Schalke 04 war wegen einer von der Stadt | |
verfügten Stadionsperre dorthin verlegt worden – wegen der Kurzfristigkeit | |
ohne Zuschauer. Mit 0:4 ging der VfL unter – und runter. | |
Doch wer nun leichtes Spiel gegen demoralisierte Osnabrücker erwartete, war | |
im Irrtum: Auch nach dem frühen Rückstand machten sie dem | |
Aufstiegskandidaten das Leben schwer. Man konnte sich fragen, warum dieses | |
Team, vor allem mit diesen unermüdlichen Fans, absteigen muss. | |
Tatsächlich geriet St. Pauli ins Schwimmen, ließ gute Osnabrücker Chancen | |
zu, spielte lange Pässe statt des Kombinationsspiels, das lange der | |
Erfolgsgarant gewesen war. Zuletzt war es immer seltener gelungen, [1][nach | |
dem 0:1 beim HSV] der Vorsprung auf die drittplatzierte Düsseldorfer | |
Fortuna von zwischenzeitlich neun auf vier Punkte geschmolzen. | |
Dass St. Pauli am Sonntag nicht noch mal die große Flatter bekam, sondern | |
durch erneut Afolayans und Marcel Hartel die Führung ausbaute, ehe | |
Osnabrücks Lars Kehl einen späten Elfmeter verwandelte, mag auch am | |
Konkurrenten Holstein Kiel gelegen haben: Indem der am Samstagabend mit | |
einem 1:1 gegen jene Düsseldorfer [2][den eigenen Aufstieg perfekt gemacht] | |
hatte, hatte er Druck rausgenommen: St. Pauli hätte nun schon ein | |
Unentschieden zum sechsten Bundesligaaufstieg der Vereinsgeschichte | |
gereicht. | |
## Ziel: Leistungsträger halten | |
Dreimal war der Spaß nach einem Jahr schon wieder vorbei, Vereinsrekord | |
sind drei Erstliga-Jahre von 1988 bis 1991. Dafür, dass St. Pauli diesmal | |
mehr als ein One-Hit-Wonder sein könnte, sprechen die inzwischen deutlich | |
professionalisierten Strukturen. Die langfristig verpfändeten | |
Marketingrechte wurden zurückgekauft, ein modernes, fast 30.000 Menschen | |
fassendes Stadion gebaut und bis zur Coronapandemie die Finanzen | |
konsolidiert. Dagegen, dass der Verein, wie im vergangenen Jahr erstmals | |
seit Langem, [3][einen Millionenverlust ausweist], ist das beste | |
Gegenmittel der Aufstieg und die entsprechend höheren Erlöse. | |
Gelingt es, den Abgang von Leistungsträgern wie dem zuletzt mit einer | |
Vertragsverlängerung zögernden Top-Scorer Hartel zu vermeiden und das Team | |
punktuell zu verstärken, ist eine Rolle oberhalb von Kanonenfutter in der | |
Ersten Liga vorstellbar. Vor allem aber wegen der reifen Spielanlage, die | |
der nur 31 Jahre junge Trainer Fabian Hürzeler seiner Mannschaft | |
eingeschrieben hat, könnte es mehr als eine interessante Saison am | |
Millerntor geben. | |
Hürzeler selbst äußerte sich nach dem Spiel gewohnt zurückhaltend, lobte | |
sein Trainerteam – und das vorherige, in dem er Assistent war: „Da haben | |
wir gemeinsam eine Basis geschaffen.“ Danach habe er nur noch Kleinigkeiten | |
ändern müssen. Und: „Ich bin sehr happy, mit dieser Mannschaft zu arbeiten�… | |
– schon fast ein Gefühlsausbruch für den kontrollierten Akribiker. Sie sei | |
„ein Vorbild in Sachen Arbeitsmoral, in Sachen Arbeitsethik“, fand er zum | |
gewohnten Ton zurück. Er selbst wolle nun versuchen, ein „Vorbild in Sachen | |
Feierbiest“ zu sein. | |
## Chef mit Bier bespritzen | |
Wie schwer das für ihn werden würde, ließ der nächste Moment erahnen, als | |
die Spieler brüllend die Pressekonferenz stürmten und den Chef mit Bier | |
bespritzten. Da war draußen längst der Platz gestürmt. Schon in den letzten | |
Spielminuten hätte es keine Ecke mehr für St. Pauli geben dürfen: Neben der | |
Auslinie wäre schlicht kein Platz mehr fürs Anlaufnehmen gewesen. | |
Transparenzhinweis: Ursprünglich hatte es in diesem Text geheißen, St. | |
Pauli sei zum vierten Mal in die erste Liga aufgestiegen und nicht zum | |
sechsten. Wir haben das im Text geändert. | |
12 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jan Kahlcke | |
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