| # taz.de -- Studie zu klimaschädlichen Subventionen: Kohlendioxid-Ausstoß wir… | |
| > Laut einer Studie begünstigen Subventionen fossile Energie stärker, als | |
| > der CO₂-Preis sie verteuert. Das ist wichtig für die | |
| > Haushaltsverhandlungen. | |
| Bild: Benzin ist teurer als Diesel, und beide sind immer noch viel zu billig | |
| Berlin taz | Klimaschädlicher Kohlendioxid-Ausstoß wird hierzulande vom | |
| Staat belohnt – teilweise mit mehreren hundert Euro pro Tonne. Die dafür | |
| ausgereichten Subventionen liegen deutlich über den Anreizen für die | |
| Einsparung von Kohlendioxid. Zu diesem Ergebnis kommen Ökonominnen und | |
| Ökonomen in einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung | |
| geförderten Studie. So beträgt die Steuer für Diesel-Treibstoff derzeit | |
| rund 47 Cent pro Liter, während der Staat für Benzin 65,5 Cent je Liter | |
| verlangt. Dadurch wird der Verbrauch von Diesel verbilligt, was auch auf | |
| eine Vergünstigung für den Ausstoß des dadurch verursachten Kohlendioxids | |
| hinausläuft. Die Diesel-Subvention mache umgerechnet 70 Euro pro Tonne CO₂ | |
| aus, schreiben die Wissenschaftler. | |
| Die Arbeit entstand im Rahmen des Forschungsprojekts Ariadne am | |
| Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Zu den Autorinnen und Autoren | |
| gehören unter anderem Stefan Bach vom Deutschen Institut für | |
| Wirtschaftsforschung und Dorothea Kistinger vom Mercator-Institut. Ihren | |
| Angaben zufolge haben sie ihre Berechnungen erstmals in dieser Form | |
| angewendet. Die 70 Euro beim Diesel bezeichnen sie als „negativen | |
| CO₂-Preis“, also einen Preis, der eigentlich gezahlt werden müsste, was | |
| aber nicht geschehe. Die Studie „Klimaschädliche Subventionen entsprechen | |
| negativen CO₂-Preisen“ enthält weitere Beispiele, etwa die | |
| Entfernungspauschale. Dabei kann man Fahrten zwischen Wohnung und | |
| Arbeitsplatz von der Steuer absetzen. | |
| Im Gegensatz etwa zu Bus und Fahrrad gelte das jedoch für Pkw-Fahrten mit | |
| unbegrenzter Entfernung, schreiben die Verfasser. Die „Anreize zur | |
| Pkw-Nutzung sind damit besonders ausgeprägt und [1][machen die | |
| Entfernungspauschale zu einer klimaschädlichen Subvention“]. Der negative | |
| Kohlendioxid-Preis betrage hier im Mittel 300 Euro pro Tonne Kohlendioxid. | |
| Weitere Beispiele sind die pauschale Besteuerung privat genutzter | |
| Dienstwagen (Subvention von bis zu 690 Euro pro Tonne CO₂) und die | |
| Energiesteuerbefreiung für Kerosin im inländischen Flugverkehr (mindestens | |
| 130 Euro pro Tonne). | |
| Im Vergleich dazu liegt der Kohlendioxid-Preis, den Privathaushalte und | |
| Unternehmen momentan zahlen, bei 45 Euro pro Tonne CO₂. Für Benzin macht | |
| das 13 Cent pro Liter, bei Diesel 14 Cent. Die Höhe dieser Steuer für die | |
| Verursachung von CO₂ ist damit deutlich niedriger als die Begünstigung | |
| durch negative CO₂-Preise. Das sei ein „inkonsistentes Preissignal“, hei�… | |
| es in der Studie. Um Emissionen wirkungsvoll zu vermeiden, müssten die | |
| tatsächlich gezahlten CO₂-Preise höher liegen als die Subventionen für den | |
| Ausstoß des Gases. | |
| ## Das Finanzministerium sieht die Sache anders | |
| Die Autorinnen und Autoren legen unter anderem den Subventionsbegriff der | |
| Industrieländer-Organisation OECD zugrunde. Demnach handelt es sich auch um | |
| eine Subvention, wenn der Verbrauch fossiler Energie im Vergleich zu | |
| Alternativen begünstigt wird. [2][Das FDP-geführte Bundesfinanzministerium | |
| sieht das teilweise anders]. In dieser Sicht wird durch die Verbilligung | |
| beispielsweise ein Nachteil an anderer Stelle ausgeglichen, etwa die höhere | |
| Kfz-Steuer für Dieselautos. Eine solche Subvention abzuschaffen, lässt sich | |
| dann auch als Steuererhöhung betrachten, die Bundesfinanzminister Christian | |
| Lindner (FDP) ablehnt. | |
| Tatsächlich kann die Kürzung von Subventionen die Kosten für | |
| Privathaushalte und Unternehmen erhöhen. Fiele der niedrige | |
| Diesel-Steuersatz weg, würde dieser Treibstoff teurer. Andererseits | |
| argumentieren die Autoren der Studie, dass der Staat die höheren Kosten zum | |
| Teil wieder zurückgeben könnte, etwa durch ein Klimageld für alle | |
| Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig hätte der Bund die Möglichkeit, seine | |
| Einnahmen um einige Milliarden zu steigern. | |
| Diese Diskussion ist relevant für den Bundeshaushalt 2025, über den die | |
| Parteien der Regierungskoalition gerade verhandeln. Im Vergleich zu den | |
| Ausgaben dieses Jahres will Lindner bis zu 25 Milliarden Euro einsparen. | |
| Das wäre zum Teil nicht nötig, würden die Steuerbegünstigungen für | |
| umweltschädliches Verhalten verringert. | |
| Im Moment ist unklar, wie die angepeilte Einsparung von 25 Milliarden Euro | |
| zustande kommen soll. Von vier Ministerien – Äußeres, Inneres, Entwicklung | |
| und Verteidigung – ist inzwischen bekannt, dass sie ihre Ausgaben nicht so | |
| verringern wollen, wie der Finanzminister es wünscht. Die internationale | |
| Lage, die Kriege in der Ukraine und Gaza sowie die Gefahr durch | |
| Verfassungsfeinde im Innern ließen keine Kürzungen zu, argumentieren | |
| Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Innenministerin Nancy Faeser und | |
| Entwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD). Verteidigungsminister | |
| Boris Pistorius (SPD) will sogar 6,5 Milliarden Euro mehr ausgeben, unter | |
| anderem um die Ukraine gegen den russischen Angriff zu unterstützen. | |
| 5 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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