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# taz.de -- Dienstwagen von Politiker*innen: Klimaschleudern bleiben im Trend
> Viele Toppolitiker*innen fahren unnötig klimaschädliche Autos. Die
> Deutsche Umwelthilfe fordert deshalb einen verpflichtenden CO2-Grenzwert.
Bild: Die Deutsche Umwelthilfe stellt den Dienstwagen von Spitzenpolitiker:inne…
Berlin taz | Gut drei Viertel der deutschen Spitzenpolitiker:innen
fahren Autos, die die EU-Grenzwerte für CO2-Emissionen von
Dienstwagenflotten nicht einhalten. Das hat der diesjährige
Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe unter 252 Politiker*innen
ermittelt. Bereits zum 18. Mal prüft die Umwelthilfe die Dienstwagen von
Spitzenpolitiker:innen in Bundes- und Landesregierungen auf ihre
Klimaverträglichkeit. Das Fazit für 2024: Es gibt [1][kaum Verbesserungen
im Vergleich zum Vorjahr].
Lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Dienstwagen im Jahr 2023 bei 165
Gramm pro Kilometer, sank er dieses Jahr auf 158 Gramm. „Dieser Stillstand
bei den Dienstwagen ist sinnbildlich für den gesamten Verkehrssektor, der
beim Klimaschutz ebenfalls stagniert“, sagt Barbara Metz,
[2][Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe].
In der Bundesregierung hat die Deutsche Umwelthilfe nur neun
Politiker*innen untersucht. Die Details zu den Dienstwagen der
vordersten Regierungsriege rund um Kanzler, Vizekanzler und Innenministerin
sind besonders schützenswert und konnten deswegen nicht in die Befragung
aufgenommen werden. So viel wird aber gesagt: Unter den untersuchten
Dienstwagen der Bundesregierung bekommen nur jene von
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) und Familienministerin Lisa
Paus (Grüne) eine grüne Karte von der Umwelthilfe ausgestellt.
Die Deutsche Umwelthilfe stützt sich in der Beurteilung der Dienstwagen auf
das Messverfahren zur [3][Bestimmung von Abgasemissionen innerhalb der EU].
Falls der CO2-Ausstoß eines Autos unter 95 Gramm pro Kilometer liegt,
entspricht er dem CO2-Flottengrenzwert. Dann verteilt die Umwelthilfe die
grüne Karte. Liegt der CO2-Ausstoß bei 20 Prozent über dem europäischen
Flottengrenzwert, gibt es eine rote Karte für die Politiker:innen. Für
Abgaswerte dazwischen folgt eine gelbe Karte.
## Kaum Überraschungen bei Rankings
Wenig überraschend ist die Verteilung der klimaverträglichen Dienstwagen
auf die Parteien. Im Durchschnitt fahren die Grünen „klimafreundliche“
Autos, CDU/CSU und die FDP hingegen klimaschädliche. Vier
Politiker*innen der Grünen verzichten ganz auf einen Dienstwagen und
satteln stattdessen auf ein Dienstfahrrad um.
Unter den Landeschefs sind es zwei CDU-Vertreter, die das Ranking der
klimaschädlichen Dienstautos anführen. Sowohl Berlins Bürgermeister, Kai
Wegner, als auch Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen,
stoßen mit ihrem Audi A8 viermal so viel CO2 aus wie vom europäischen
Flottengrenzwert vorgesehen. Die Dienstwagen der Linken überraschen dann
doch: Sie landen mit ihrem durchschnittlichen CO2-Ausstoß im Ranking der
Landesregierungen knapp hinter jenen der FDP.
Was auf den ersten Blick auffällt: Viele Politiker*innen setzen auf
die teuren Autos von Audi, BMW und Mercedes. Wer klimaschonend fahren will,
muss aber nicht zwingend auf die Luxusfahrzeuge der deutschen Autobauer
verzichten. Viele E-Auto-Modelle von Mercedes und BMW liegen unterhalb des
EU-weit bindenden Flottengrenzwertes von 95 Gramm CO2 pro Kilometer.
## Umwelthilfe fordert verpflichtende Grenzwerte
Was hält die Politiker*innen also davon ab, auf E-Autos umzusteigen?
Der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) verweist auf die
Ladezeit von E-Autos. „Ich brauche nun mal ein Langstreckenfahrzeug, und
wir können es uns nicht erlauben, wenn wir zwischendrin mal 30 Minuten
laden müssen“, [4][sagte er dem Hessischen Rundfunk].
Die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe kann dieser
Argumentation jedoch nichts abgewinnen. Unter den 34 Prozent der
untersuchten Spitzenpolitiker*innen, welche bereits E-Autos fahren,
befinden sich auch Minister*innen von großflächigen Ländern wie
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. „Wir fordern einen
verpflichtenden CO2-Grenzwert für die Dienstwagen von
Spitzenpolitiker*innen in Deutschland, der unter 95 Gramm pro
Kilometer liegt“, sagt Metz von der Deutschen Umwelthilfe.
8 Jul 2024
## LINKS
[1] /Umweltverbaende-gegen-grosse-E-Autos/!5968355
[2] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/dienstwagen-c…
[3] /Abgas-von-Lkw-und-Bussen/!5991420
[4] https://www.hessenschau.de/politik/co2-ausstoss-hessens-landesregierung-fae…
## AUTOREN
Clemens Schreiber
## TAGS
Dienstwagen
Autoverkehr
CO2-Emissionen
Schwerpunkt Klimawandel
Deutsche Umwelthilfe
Verkehrswende
Fahrrad
CO2-Emissionen
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