Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Debatte um Nancy Fraser: Welche Verfolgung?
> Die Philosophin Nancy Fraser wurde von der Uni Köln ausgeladen, weil man
> sie beim Wort nahm. Mit McCarthyismus hat das nichts zu tun.
Bild: Die Philosophin Nancy Fraser während ihres Berlin-Aufenthalts im Juni 20…
Die Formel für Generöse könnte in dieser Causa lauten: Die Uni Köln hat
sich taktlos verhalten und zunächst ihre getroffene Entscheidung, die
US-Philosophin Nancy Fraser mit dem Albertus-Magnus-Preis zu ehren, wieder
zurückgenommen.
Wer öffentlich A sagt, kann dann nicht mehr vor dem B zurückweichen. Denn
tatsächlich war ja schon länger bekannt, dass Fraser, ob in einem Anfall
von für ihr Milieu klassischem Signaturwahn oder wohlüberlegt, [1][eine
öffentliche Petition gegen Israel unterzeichnet hat].
Das aber war nicht der Grund für den Kölner Unirektor Joybrato Mukherjee,
Fraser die Auszeichnung (inkl. einiger Vorlesungen) wieder zu entziehen,
sondern der Inhalt des Unterschriebenen selbst: In der Petition nämlich
wird auch der Boykott der israelischen Universitäten gefordert.
Rektor Mukherjee konnte, so gesehen, nicht anders, als Fraser die
Ehrenprofessur zu entziehen. Denn zu den Spezialitäten der Uni Köln gehören
enge Kooperationen mit nämlichen israelischen Universitäten: Weshalb – die
Kriterien der Identität der Uni Köln mal endlich ernst genommen – sollte
eine Intellektuelle einen Preis zuerkannt bekommen, dem sie mit ihren
Statements hohnspricht?
## Verfolgte Unschuld?
[2][So war das auch im Fall des in Südafrika lehrenden kamerunischen
Philosophen Achille Mbembe]: Nicht die Dämonisierung des jüdischen Staates
war allein bizarr, sondern das Tun der prominenten Stimme des „Global
South“: Weil er mit Verve die Ausladung einer israelischen
Wissenschaftlerin von einer Tagung in Südafrika betrieb.
Was Fraser jetzt in zahllosen [3][Interviews mit deutschen Medien]
betreibt, ist, die Rolle der verfolgten Unschuld zu geben. Ist sie nicht:
Sie zählt, wie [4][Masha Gessen], [5][Judith Butler] and you name it many
more, zu jenen Stichwortgeberinnen* des antiisraelischen Zeitgeistes, der
diesen Staat schlimmer als Nordkorea, Russland oder Iran zeichnet. Fraser
kann weiterhin in Deutschland lehren, auch akademisch.
Manche Kolleg:Innen hätten sie gern als Opfer eines Phänomens, das sie
als Cancel Culture, gar neuen McCarthyismus bezeichnen. Das ist falsch: In
Deutschland hat es unglückliche Stornierungen gegeben, aber Verfolgungen
dann doch nicht. Sie werden bloß alle nicht mehr wie moderne
Mandarininnen* in den Manegen der kritisch-theoretischen Weltbilder
vorgeführt werden können, jedenfalls nicht mehr fraglos als Topcheckerinnen
der Weltenläufte.
11 Apr 2024
## LINKS
[1] https://drive.google.com/file/d/1N22Q0oCpwmIrCiW6yZYe1JunyPr1Tt0r/view
[2] /Debatte-um-Historiker-Achille-Mbembe/!5685526
[3] /Nancy-Fraser-ueber-Cancel-Culture/!6002965
[4] /Hannah-Arendt-Preis-fuer-Masha-Gessen/!5977628
[5] /Judith-Butler-und-die-Hamas/!5996786
## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Boykott
Israel
Gaza-Krieg
Philosophie
GNS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
wochentaz
Gaza-Krieg
Masha Gessen
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Postkolonialismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Israel und die Biennale in Venedig: Ist das Protest?
Der Krieg in Gaza macht vor der Kunstbiennale in Venedig nicht Halt.
Reaktionen auf die vorläufige Schließung des israelischen Pavillons.
Verhältnis zwischen Südafrika und Israel: Schon immer ungleich
Südafrika hat Israel vor den Internationalen Gerichtshof gebracht. Das
Verhältnis der Staaten reicht bis zur Geschichte der Befreiungsbewegungen.
Ausladung von Nancy Fraser: Rost an der liberalen Demokratie
Absagen im Mehrfach-Pack: Die neue Cancel Culture mit Schwerpunkt gegen
linke Jüdinnen ist selbstbeschädigend.
Streit mit Hannah-Arendt-Preisträger:in: Dissens als Tugend gescheitert
Die Heinrich-Böll-Stiftung hatte sich von der Vergabe des
Hannah-Arendt-Preises an Masha Gessen zurückgezogen. Nun kam man zum
Gespräch zusammen.
Über „Philosophy for Palestine“: Mainstream der Avantgarde
Namhafte Philosoph:innen solidarisieren sich mit den
Palästinenser:innen gegen Israel. Über die Misere der Philosophie als
Parole.
Postkoloniale Theoretiker: Leerstelle Antisemitismus
Die Verdienste postkolonialer Forschung sind groß. Doch die Causa Achille
Mbembe zeigt, dass sie das Wesen des Antisemitismus verkennt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.