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# taz.de -- Sichtbarkeit am lesbischen Tag: Auf allen Kanälen
> Am 26. April findet wieder die „Fahrraddemo zur lesbischen* Sichtbarkeit“
> statt. Aber politische Haltung kann auch hörbar werden.
Bild: Piratensender Phoenix Ragazza Radio in action im Film „Born in flames“
Mit Trillerpfeifen zwischen den Zähnen kreuzen die Feminist_innen in
[1][Lizzie Bordens „Born in Flames“] auf Fahrrädern durch New York. Werden
sie Zeug_innen sexualisierter Angriffe, schlagen sie mit den Pfeifen Alarm.
Bordens Klassiker des [2][New Queer Cinema] von 1983 bediente sich
Guerilla-Techniken. Borden drehte viele Szenen einfach auf der Straße und
verwendete Archivaufnahmen von tatsächlichen Demonstrationen und Fällen von
Polizeigewalt.
Wer den Film zum ersten Mal schaut, muss wissen, dass er gewalttätige
Szenen zeigt. Und direkte Aktion dagegen. Der Film [3][zeigt eine
dystopische Zukunft], in der auch der neuen sozialdemokratischen Regierung
kaum daran liegt, genderbasierte Gewalt, Rassismus oder Arbeitslosigkeit zu
bekämpfen.
Satirische Talkrunden, in denen bürgerliche Frauen unter sich sprechen,
illustrieren zu Beginn des Films die Unterschiede zwischen einem weißen
Feminismus, der den Status quo bedient, und einem antirassistischen,
antikapitalistischen Feminismus, für den sich Women of Color, Schwarze,
weiße und indigene Aktivist_innen zusammenfinden. Das FBI dreht voll auf.
## Politische Kämpfe in die Öffentlichkeit tragen
Als die Schwarze Aktivistin Adelaide Norris von der „Women’s Army“ in
Polizeigewahrsam stirbt und behauptet wird, sie habe Selbstmord begangen,
rüttelt das selbst drei Journalist_innen auf, die zuvor an der Bewegung
gezweifelt hatten. Sie schreiben ein Editorial. Und werden gefeuert.
Auch die Radio Jockeys von Phoenix Radio und von Radio Ragazza finden zu
einer neuen Koalition, als ihre Sender in Brand gesetzt werden. Sie gründen
den Piratensender Phoenix Ragazza Radio.
Dass sie fortan aus U-Haul-Transportern senden, kann als ironisches
Kopfnicken in Richtung des „Lesbian U-Hauling“ verstanden werden, jener
Gewohnheit, nach dem zweiten Date sofort zusammenzuziehen, die Lesben sich
selbst nachsagen. Bei Borden wird der Umzugswagen zum Werkzeug, um auf
Sendung zu bleiben und politische Kämpfe in die Öffentlichkeit zu tragen.
Auch in Berlin gibt es diese Woche eine Demo auf Rädern. Zum „Tag der
lesbischen Sichtbarkeit“ am 26. April findet wieder die „Fahrraddemo zur
lesbischen* Sichtbarkeit“ statt. Sie legt einen Zwischenhalt am
[4][Gedenkort Hilde Radusch] in Schöneberg ein, der an die lesbische
Kommunistin, Antifaschistin und Mitbegründerin des Berliner
[5][feministischen Archivs FFBIZ] erinnert. Wer keinen Zugang zu einem Rad
hat, kann sich unter [6][fahrrad(a)queer-networking.de] melden. So einfach
kann das Teilen von Ressourcen sein.
## Zugang zu Toiletten, Wohnraum, Wahlrecht, Jobs
Für mich ist „Sichtbarkeit“ immer ein ambivalenter Begriff. Wir sind es dem
Mainstream nicht schuldig, uns lesbar oder konsumierbar zu machen, um
politisches Gehör zu finden. Ich weiß, dass es ein Problem der
Hyper-Visibilität gibt, das uns je nach Klasse, Rassifizierung und gelebtem
Gender unterschiedlich trifft.
Am Ende geht es an diesem Tag darum, wofür wir kämpfen. Für eigene Formen
des Gedenkens wie an Hilde Radusch und für das Recht von Menschen aller
Geschlechter auf öffentlichen Raum. Für Präsenz in Schulbüchern und Zugang
zu Toiletten, Wohnraum, Papieren, Wahlrecht und Jobs.
Die Weigerung, sich aus der Geschichte schreiben zu lassen, ist das
Bestehen auf unsere Gegenwart und Zukunft. Vielleicht mag ich deswegen das
Bild des feministischen Radiosenders so gerne, der politische Haltung
hörbar macht und sie auf allen Kanälen sendet.
26 Apr 2024
## LINKS
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Born_in_Flames
[2] /Queer-Cinema-in-Berlin/!5827629
[3] /!469430/
[4] /Archiv-Suche/!219126&s/
[5] https://www.ffbiz.de/
[6] /[email protected]
## AUTOREN
Noemi Molitor
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