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# taz.de -- Personalmangel an Kitas: Generation V wie Vernachlässigt
> Beschäftigte der Kita-Eigenbetriebe beklagen Unterbesetzung. Sie fordern
> den Senat zu Tarifverhandlungen auf.
Bild: Die pädagogischen Fachkräfte sind überfordert und ausgebrannt
Berlin taz | Der gravierende Personalmangel stellt auch die
Kita-Eigenbetriebe des Landes Berlin vor enorme Herausforderungen. „Die
Situation wird immer schlimmer“, sagt Nikola Liebner. Sie ist seit über 30
Jahren pädagogische Fachkraft in einer der kommunalen Kitas. „[1][Seit
Jahren wollen wir den politisch Verantwortlichen mitteilen, wo der Schuh
drückt, aber sie wollen uns nicht hören]“, sagt sie. Deshalb nehmen die
Beschäftigten es jetzt selbst in die Hand: Gemeinsam mit der Gewerkschaft
Verdi fordern sie vom Land Berlin einen Tarifvertrag für pädagogische
Qualität und Entlastung. Am Donnerstagmorgen haben sie ihre Forderungen
vorgestellt.
„Die Kluft zwischen dem, was soll, und dem, was ist, ist unüberwindbar
geworden“, sagt die pädagogische Fachkraft Anne Lembcke. Ihr Anspruch sei
es, Kinder in ihren Entwicklungs- und Bildungsprozessen zu unterstützen, in
der Realität könne sie aber lediglich die Aufbewahrung gewährleisten.
In den Kitas herrsche eine Personalkrise, zugleich erhöhten sich die
fachlichen Anforderungen des Gesetzgebers und der Förderbedarf von Kindern.
„Viele Fachkräfte sehen keinen anderen Weg, als sich zurückzuziehen“, sagt
Lembcke. [2][Aufgrund der Arbeitsüberlastung hätten auch psychischen
Erkrankungen stark zugenommen]. In der Folge müssten einzelne Gruppen und
ganze Kitas immer wieder schließen. „Das sind keine Notlösungen mehr, das
ist Alltag geworden“, sagt Lembcke.
## Pädagogik bleibt auf der Strecke
Mascha Krüger, Mutter und Gründerin der Elterninitiative „Einhorn sucht
Bildung“, [3][kritisiert, dass die Schließungen eine langfristige Planung
für Eltern nicht möglich machten]. „Die Kita ist nur darauf angesetzt,
offen zu haben. Da ist keine Kapazität mehr für pädagogische Arbeit“, sagt
sie. Dabei lege die frühkindliche Bildung den Grundstein für die Zukunft.
„Ist das der Anspruch der Gesellschaft, die Kinder so in die Zukunft zu
entlassen?“
Weil sie sich damit nicht zufriedengeben wollen, fordern die Beschäftigten
der Eigenbetriebe einen Tarifvertrag. Sie verlangen eine festgelegte
Mindestpersonalausstattung, um eine „verbindliche Fachkraft-Kind-Relation“
gewährleisten zu können. „Auch wenn wir auf dem Papier gut besetzt sind,
mangelt es aufgrund von Urlaub, Fortbildungen und Krankheit oft an Personal
vor Ort“, berichtet Lembcke. Sollte die Mindestpersonalausstattung nicht
eingehalten werden, fordern sie einheitliche Rahmennotfallpläne, mit denen
die Belastung ausgeglichen wird.
Zudem soll es mehr Zeit für die Ausbildung geben. Weil Auszubildende
missbraucht würden, „um fehlendes Personal auszugleichen“, müsste ihre
Ausbildung oftmals „nebenbei“ erledigt werden, sagt Verdi-Sekretärin
Bettina Weitermann. Ihr sei klar, „dass das ein ziemlich dickes Brett ist,
das wir bohren werden“. Aber das Thema dürfe nicht auf die lange Bank
geschoben werden.
Vergangenen Freitag haben sie das Land Berlin schriftlich zu Verhandlungen
aufgefordert und Terminvorschläge für Mitte Mai unterbreitet. Eine Reaktion
habe es bislang nicht gegeben. Die Fachkräfte sind sich indes einig: Wenn
es sein muss, sind sie auch bereit zu streiken, um ihre Forderungen
durchzusetzen.
25 Apr 2024
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## AUTOREN
Lilly Schröder
## TAGS
Kitas
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Schwerpunkt 1. Mai in Berlin
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