# taz.de -- Kita-Streik in Berlin: Senat blockiert, Verdi eskaliert | |
> Die Senatsverwaltung lehnt trotz Warnstreiks Verhandlungen ab. Dabei gäbe | |
> es viele Möglichkeiten, Kita-Personal zu entlasten. | |
Bild: Streiken, bis der Senat einsichtig ist: Erzieher:innen lassen ihrem Unmut… | |
Berlin taz | Im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen an den Kitas macht die | |
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Ernst. Sollte der Senat nach einem | |
weiteren Warnstreik am Donnerstag keine Verhandlungen aufnehmen, droht am | |
Montag ein einwöchiger Ausstand. Verdi begründete den Schritt mit der | |
Blockadehaltung des Senats. „Der Senat ignoriert [1][die Dramatik der | |
Situation in den Kitas.] Das ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleg*innen“, | |
sagt Gewerkschaftssekretärin Tina Böhmer der taz. | |
Verdi fordert für die rund 8.000 Beschäftigten der vom Land betriebenen | |
Kitas Verhandlungen über einen gesonderten [2][Tarifvertrag „pädagogische | |
Qualität und Entlastung“.] Kern dieses Entlastungstarifvertrags ist eine | |
deutliche Verbesserung des Verhältnisses von Pädagog:innen und Kindern. | |
Der Personalschlüssel ist derzeit im Berliner Kitaförderungsgesetz | |
festgelegt, wird aber in der Praxis wegen hoher Krankenstände, unbesetzter | |
Stellen, administrativer Arbeit und Fortbildungen in der Praxis nur selten | |
eingehalten. | |
Bislang lehnt die Senatsverwaltung für Finanzen Verhandlungen kategorisch | |
ab. Mit einem gesonderten Entlastungstarifvertrag drohe Berlin aus der | |
Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zu fliegen, so die immer wieder | |
vorgebrachte Begründung des Senats. „Berlin wird seine Mitgliedschaft nicht | |
durch die Aufnahme von Gesprächen über einen tarifpolitischen Alleingang | |
aufs Spiel setzen“, sagt eine Sprecherin der Finanzverwaltung der taz. | |
Die TdL ist ein Zusammenschluss aller Bundesländer (außer Hessen), der | |
einheitliche Bezahlung und Arbeitsbedingungen unter den Beschäftigten der | |
Länder garantieren soll. Sie stellt die Arbeitgeberseite dar, mit der Verdi | |
Flächentarifverträge wie den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der | |
Länder (TV-L) verhandelt. Gesonderte Verhandlungen einzelner Bundesländer | |
über einen Entlastungstarifvertrag benötigt daher grundsätzlich die | |
Zustimmung aller Mitgliedsländer. | |
## Entlastungstarifvertrag prinzipiell möglich | |
[3][Mit der Einführung der Hauptstadtzulage 2020,] einem 150-Euro-Bonus für | |
Landesbeschäftigte, drohte Berlin bereits der Ausschluss aus der TdL. | |
Dieser konnte allerdings abgewendet werden, indem der Bonus im Zuge der | |
TV-L-Verhandlungen im Dezember in den Tarifvertrag mitaufgenommen wurde. | |
Ironischerweise wird das Fallbeispiel der Hauptstadtzulage von beiden | |
Seiten als Argument angebracht. | |
„Vor diesem Hintergrund hat der Berliner Finanzsenator die Unterstützung | |
der TdL, die Rückkehr von Berlin in die Tarifgemeinschaft der Länder nicht | |
zu gefährden und grundsätzlich nicht mit weiteren Themen zu überfrachten“, | |
sagt der TdL-Vorsitzende und Hamburger Finanzsenator Andreas Dessel (SPD) | |
der taz. | |
„Man sieht an der Hauptstadtzulage, dass ein gesonderter | |
Entlastungstarifvertrag prinzipiell möglich ist“, sagt hingegen | |
Gewerkschaftssekretärin Tina Böhmer. Es fehle lediglich der politische | |
Wille und die Bereitschaft, sich in der TdL durchzusetzen. | |
Auch Linken-Politikerin Franziska Brychcy kritisiert, dass der Senat sich | |
hinter formalen Argumenten versteckt. So habe der Senat ihres Wissens nach | |
noch nicht einmal einen formalen Antrag bei der TdL gestellt. Auch habe der | |
Senat abseits eines Tarifvertrags viele Möglichkeiten, die | |
Betreuungssituation in den Kitas zu verbessern. | |
„Entlastungsmechanismen könnte man leicht über die Rahmenverträge regeln�… | |
sagt Brychcy. In diesen wird die Finanzierung der Kitas festgelegt, | |
allerdings sind die Gewerkschaften an den Verhandlungen nicht beteiligt. | |
Das Mindeste wäre, sich mit Verdi an einen Tisch zu setzen und nach | |
Lösungen zu suchen. „Die Frage ist, warum noch nichts passiert ist.“ | |
3 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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